Büro- und Werkstattgebäude in Niederhummel

Holztafelbauweise und Gipsfaserplatten

Auf dem Grundstück einer ehemaligen Baumschule am Rande des Dorfes Niederhummel, unweit des Münchener Flughafens, ließen die Firmen Awite Bioenergie und RMEnergy Umweltverfahrenstechnik ein Gebäude für die gemeinsame Nutzung errichten. Gefordert war ein Büro- und Werkstattgebäude von ansprechender Architektur und einer hohen Funktionalität, das außerdem ein gesundes Raumklima ermöglicht.

Ostfassade
Ein Büroraum
Nordansicht

Der zweistöckige Neubau in Holzrahmenbauweise, den Martin Werner vom Münchener Architekturbüro mw.architektur plante, verfügt über eine Grundfläche von 24 x 16 m. Im Untergeschoss sind die Werkstatt mit Sozialraum, Umkleideraum und Sanitärbereich sowie ein Technikraum untergebracht. Eine Treppe höher, im Obergeschoss, befinden sich die Büros. Da beide Firmen im Bereich Umwelttechnologie arbeiten, lag Holz als Baustoff relativ nahe. Der lang gestreckte Bau mit seiner Fassade aus unbehandeltem Lärchenholz wird von Süden über zwei großformatige Türen erschlossen, wobei ein Eingang ausschließlich die Werkstatt bedient. Das Bürogeschoss öffnet sich an den Längsfassaden über raumhohe, durchlaufende Holz-Aluminium-Fenster. Sie gewähren Aus- und Durchblicke zu beiden Seiten.
 
Konstruktive Sonnenschutzmaßnahmen wie ein tief auskragender Balkon auf der Südseite sowie feststehende Holzlamellen an den Längsseiten vor den Fenstern im Untergeschoss mindern im Sommer den solaren Wärmeeintrag über die großen Glasflächen. Im Winter ermöglichen die großflächigen Verglasungen die passive Nutzung der Sonnenenergie. Die Holz-Alu-Fenster mit Dreifach-Isolierverglasung sorgen in Kombination mit einer Wärmepumpe, Erdkollektoren und einem Heizestrich für einen niedrigen Energieverbrauch. Nach Angaben des Architekten beträgt der Primärenergiebedarf des kompakten Baus 37,11 kWh/m²a und liegt damit deutlich unter der Grenze des Niedrigenergiehaus-Standards.
 
Die Bauherren hatten im Vorfeld der Planung gefordert, dass die Förderfähigkeit nach dem ERP-Energieeffizienzprogramm der KFW-Bank gegeben sein muss. Das Programm gibt eine Unterschreitung von mindestens 30% des Neubau-Niveaus nach der EnEV vor. Mit Dämmwerten von U = 0,20 W/m²K bei der Außenwand, U = 0,15 W/m²K im Dachbereich und einer Dreifach-Wärmeschutzverglasung von Ug= 0,6 W/m²K werden diese Anforderungen für den Transmissions-Wärmeverlust erreicht. Die Beheizung mit einer effizienten Wärmepumpentechnik sorgt für eine Unterschreitung des Primärenergiebedarfs um mehr als 50%. Damit wird eine Einsparung gegenüber EnEV-Niveau um ca. 4.200 kWh und 2.600 kg CO2 pro Jahr erzielt.

Sämtliche Dach- und Wandelemente sowie die Decken des Objektes wurden in der Werkstatt einer Firma vorgefertigt, die auf den ökologischen Holzbau in traditioneller Zimmererqualität spezialisiert ist. Anschließend mussten die Elemente nur noch per Tieflader auf die Baustelle geliefert und vor Ort montiert werden. Alle Außenwände bestehen aus 33 cm dicken Holzständerwänden, die raumseitig mit einer doppelten Lage aus 2 x 12,5 mm dicken Gipsfaserplatten beplankt sind. Lediglich im Bereich der Werkstatt wird innen zusätzlich eine OSB-Platte als Sichtplatte aufgebracht. Nach außen schließen eine einfache Lage aus 12,5 mm Gipsfaserplatten und eine Winddichtungsbahn die Außenwand-Konstruktion ab. Als Unterkonstruktion für die waagerechte Leistenschalung aus Lärche (24 mm dick) befindet sich darauf eine 30 mm starke Lattung. Die Wärmedämmung im Wandhohlraum erfolgt durch 24 cm dicke Mineralwolle.
 
Die Innenwände bestehen aus einer beidseitigen Lage aus 12,5 mm Gipsfaserplatten und Mineralwolledämmung im Wandhohlraum. Die Konstruktion erreicht Schalldämmwerte von 42 dB. Eingesetzt wurden raumhohe vertikale Platten in Standardbreite, die objektbezogen in den erforderlichen Höhen im Werk hergestellt wurden. Ihre Befestigung erfolgt auf der Unterkonstruktion mit verzinkten Stahlklammern. Mit einer massiven Brettstapeldecke kommt bei dem Objekt eine Alternative zur standardmäßigen Holzbalkendecke zum Einsatz. Dabei bestehen die einzelnen Deckenelemente aus senkrecht gestellten Holzbrettern, die mechanisch miteinander verbunden sind.

Mit dem Einsatz von Gipsfaseplatten konnte das ökologische Konzept des Architekten umgesetzt werden, ohne dass dabei Abstriche an der architektonischen Qualität entstanden. Es steht damit ein Baustoff zur Verfügung, der im Rahmen eines umweltschonenden Produktionsprozesses auf der Basis natürlicher Rohstoffe hergestellt wird. Da die Material- und Verarbeitungseigenschaften dem Holz sehr ähnlich sind, stellt er eine gute Ergänzung zur Holzunterkonstruktion dar. Der Baustoff bietet Vorteile aufgrund seiner homogenen durchgängigen Materialstruktur. Er ist sehr fest und verfügt über ein geringeres Quell- und Schwindverhalten. Außerdem kommen beim Objekt die Wand- und Deckenkonstruktionen ohne Leim aus, was der Architekt ebenfalls als „ökologischen Pluspunkt“ bewertete.

Bautafel

Architekt: mw.architektur, München
Projektbeteiligte: Kobus die Hausmanufaktur, Unterreit (Generalunternehmer, Holzbau); Fermacell, Duisburg (Gipsfaserplatten)
Bauherr: Schöner Arbeiten, Awite Bioenergie und RMEnergy Umweltverfahrenstechnik, Niederhummel
Fertigstellung: 2009
Standort: Grünseiboldsdorfer Weg 5, 85416 Langenbach-Niederhummel

Fachwissen zum Thema

Gipsfaserplatten im Wohnungsbau

Gipsfaserplatten im Wohnungsbau

Baustoffe

Ausbauplatten: Gips

Planungsgrundlagen

Einflüsse auf die Qualität der Innenraumluft

Planungsgrundlagen

Innenraumluftqualität: Einfluss der Baustoffe

Hausstaubmilbe

Hausstaubmilbe

Planungsgrundlagen

Schadstoffarten und -quellen

Wandbaustoffe: Holz

Baustoffe

Wandbaustoffe: Holz