Büro- und Gewerbebau bei Chandigarh

Unverwechselbar gekleidet

Chandigarh liegt als eine Art autonome Metropole zwischen den indischen Bundesstaaten Punjab und Haryana – und ist gleichzeitig deren gemeinsame Hauptstadt. Die von Le Corbusier konzipierte Planstadt hat ihre ursprünglichen Grenzen jedoch längst überschritten und erstreckt sich daher in die benachbarten Staaten. In Punjab umfasst das Stadtgebiet die Kommune Mohali (offiziell: Sahibzada Ajit Singh Nagar). Dabei wird die rigide Sektoreneinteilung, die Chandigarh prägt, einfach weitergeführt. Der noch relativ junge Sektor 82 in Mohali ist ein reines Gewerbegebiet. Zwischen den Gebäuden, die dort im Moment hochgezogen werden, fällt der sogenannte Never Never Cube besonders ins Auge.

Der sogenannte Never Never Cube sitzt in dem noch relativ jungen Sektor 82 in Mohali bei Chandigarh, einem reinen Gewerbegebiet.
Die architektonische Gestaltung beschränkt sich im Wesentlichen auf die vorgeblendete Hülle; dem ansonsten recht simpel konzipierten Bauwerk verhilft sie zu einem bleibenden Eindruck.
Die Loggien erweitern die Büroflächen ins Freie und erlauben es den Nutzerinnen und Nutzern, dort in ungestörten Nischen eine kurze Pause einzulegen oder zu telefonieren.

Loggien und Brise Soleil

Der von Studio Ardete geplante Büro- und Gewerbebau zeichnet sich durch seine Fassade aus, die von geometrisch komplex geformten Loggias und vorgeblendeten Scheiben aus Beton geprägt wird. Letztere sind von unregelmäßigen trapezförmigen Öffnungen durchsetzt und fungieren auch als Brise Soleil. Hinter dieser einheitlichen Hülle befinden sich zwei Gebäudeeinheiten, die auf der Basis eines achsensymmetrisch gespiegelten Standardgrundrisses nebeneinander in einem Stahlbetonskelettbau untergebracht worden sind. Diese Konzeption verraten unter anderem die zwei Eingänge, die doppelte WC-Anlage im Zentrum und die beiden in den Ecken gelegenen Treppenhäuser. In den Plänen von Studio Ardete fehlt allerdings die mittige Trennwand, um zu zeigen, dass eine Zusammenführung in eine Einheit möglich ist.

Die architektonische Gestaltung beschränkt sich im Wesentlichen auf die vorgeblendete Hülle. Dem ansonsten recht simpel konzipierten Bauwerk verhilft sie zu einem bleibenden Eindruck. Die Loggien erweitern die Büroflächen ins Freie und erlauben es den Nutzerinnen und Nutzern, dort in ungestörten Nischen eine kurze Pause einzulegen oder zu telefonieren. Zudem schützen die Betonelemente den Innenraum vor direkter Sonneneinstrahlung und bieten Platz für Pflanzen. 

Beton: Skelett und Hülle

Auf den ersten Blick sichtbar ist der Baustoff Beton von außen nicht – er verbirgt sich hinter einem anthrazitfarbenen bzw. weißen Anstrich. Dadurch werden Unregelmäßigkeiten ausgeglichen und ein ansprechender Kontrast zwischen den Flächen geschaffen, der den raumbildenden Effekt der Fassaden noch verstärkt.

Hinter diesem Antlitz verbirgt sich ein Stahlbetonskelettbau mit fast geschosshohen Fensterbändern. Den Übergang zwischen den polyederartigen Loggien und dem orthogonalen Skelettbau bilden bei Bedarf Vormauerungen und Ausfachungen, die verputzt und weiß gestrichen wurden.

Viel Handarbeit, raffinierter Rhythmus

Die Loggien sind vor Ort geschalt und betoniert. Die Bauteile haben jeweils eine Dicke von circa 10 cm, als Bewehrung dienen Stahlstäbe mit einem Durchmesser von 12 mm. Die Grundlage der Konstruktion bilden auskragende, gezackte Deckenplatten. Pro Loggia werden dabei je ein Trapez und ein Dreieck als gerade Boden- und Dachfläche kombiniert. Mit schrägen Wand- und Deckenbauteilen als Verbindung entsteht ein räumliches Element.

Der regelmäßige Rhythmus aus zwei verschiedenen, bisweilen gespiegelten Loggiatypen lässt sich erst auf den zweiten Blick erkennen: Die unterschiedlich geformten weißen Absturzsicherungen erwecken zunächst den Eindruck einer größeren Vielfalt an Formen.

Der Bau konnte dank der einfachen Materialien, aber wohl auch aufgrund der geringen Kosten für Arbeitskräfte, umgerechnet zu einem Preis von 11,50 Euro pro Quadratmeter verwirklicht werden. -chi

Bautafel

Architektur: Studio Ardete, Panchkula / Haryana (Badrinath Kaleru und Prerna Kaleru mit Sanchit Dhiman, Nancy Mittal, Abhimanyu Sharma, Pragya Singh, Rahul Ghosh)
Projektbeteiligte: R.S Builders (Projektmanagement); Ravijeet Singh (Fassadenplanung); Jagmohan Nagi (Tragwerksplanung Gebäude); Continental Foundation / Vikas Bhardwaj (Tragwerksplanung Fassade); Ultra Tech (Beton); Saint Gobain (Verglasung)
Standort: Sec-82, Mohali / Punjab
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: Purnesh Dev Nikhanj, www.purneshdev.com

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