Büro-, Schulungs- und Veranstaltungsgebäude in Mayen

Symmetrische Schieferdeckung im Großformat

Archäologische Funde belegen, dass bereits 300 n. Chr. auf dem Mayener Katzenberg Schiefer gewonnen wurde. Seit 1793 ist dort, im Herzen der Eifel, die Firma Rathscheck ansässig. Um die verschiedenen Abteilungen des Unternehmens zu vereinen, die zuvor auf diverse Altbauten verteilt waren, entstand 2012 ein neues Gebäude mit Büro-, Schulungs- und Veranstaltungsräumen. Der Neubau nach Plänen des Architekturbüro Koch aus dem nahen Rengsdorf entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Bauherrn, der sein Know-how rund um den Naturstein mit einbrachte.

Südansicht mit Innenhof
Der Baukörper ist geometrisch, kantig und gradlinig, mit der charakteristisch bruchrauen Oberfläche von Schiefer und mit Einschnitten und Öffnungen versehen
Symmetrische Fassadendeckung: Die hinterlüfteten Steine sind vor einer 16 cm dicken Mineralwolle-Dämmung am massiven Stahlbetonbau mithilfe der Hinterschnitttechnik befestigt

Bestimmendes Material bei der Gestaltung der Firmenzentrale ist selbstverständlich der Millionen Jahre alte Naturstein Schiefer, der in Form von Blöcken gewonnen und an die Erdoberfläche befördert wird. Ein solcher Block diente den Architekten als Ausgangspunkt ihres Entwurfs: Der Baukörper soll als gigantischer Schieferblock in Erscheinung treten; geometrisch, kantig und gradlinig, mit der charakteristisch bruchrauen Oberfläche wie aus dem Berg gesägt, jedoch mit Einschnitten und Öffnungen versehen. Gleichsam aus diesem Quader herausgeschnitten sind ein Hof im Süden sowie der nach innen abgewinkelte Eingang an der Ostseite. Großflächige Verglasungen liegen bündig mit der Fassade, kein Vordach, kein außen liegender Sonnenschutz, keine Regenrinne und keine Leuchte ragen über das skulpturale Volumen hinaus.

Der Eingang führt in ein großzügiges Foyer mit dem Empfang rechter Hand und der sogenannten Besucher-Kaue (einem Umkleideraum für Besucher des aktiven Schieferbergwerks auf dem Firmengelände) linkerhand. Gegenüber befindet sich ein teilbarer Veranstaltungsraum mit angeschlossenem Cateringbereich. Ebenfalls an das Foyer schließt ein ebenerdiger Bürotrakt gen Norden sowie die Treppe ins Obergeschoss mit weiteren Büroräumen an. Das Obergeschoss ist als Zweispänner U-förmig organisiert, es umfasst eine nach Süden orientierte Dachterrasse und den Hof.

Beheizt wird das Bauwerk mithilfe von Betonkernaktivierung und zwölf 100 Meter tiefe Erdwärmesonden. Eine Wärmepumpe erzeugt aus Erdwärme (Temperatur: 10°C) warmes Heizwasser (Temperatur: 35°C). Damit werden die Betondecken auf 20 bis 24°C erwärmt. Konvektoren mit integriertem Gebläse unter den Fenstern ermöglichen zusätzlich zu diesem eher trägen System die individuelle, schnelle Erwärmung eines Raums. Im Sommer wird das gleiche Prinzip umgekehrt zum Kühlen des Objektes genutzt. Dreischeiben-Sonnenschutzverglasungen mit innenliegenden Jalousien verhindern das Aufheizen der Räume.

Schiefer
Die geschlossenen Fassadenflächen sind durchgehend mit Schiefer bekleidet, der Boden des Innenhofes ist mit dem Naturstein versehen und Teile des Gartens mit Schiefersplitt gestaltet. Wände und Fußböden im Inneren des Gebäudes sind abhängig von der Nutzung teilweise mit Schieferfliesen bekleidet.

Eine Symmetrische Schieferdeckung aus sehr großen Formaten (bis zu einem Quadratmeter Gesamtgröße und eineinhalb Metern Länge) im wilden Verband umhüllt das Gebäude. Die Schiefer-Platten sind zwei Zentimeter stark und verschieden lang, mit Basishöhen von 50, 35, 30 und 25 cm. Die hinterlüfteten Steine sind mithilfe der Hinterschnitttechnik an einer Aluminiumkonstruktion vor einer 16 cm dicken Mineralwolle-Dämmung am massiven Stahlbetonbau befestigt.

Der Bodenbelag im Innenhof weist die gleichen Formate und das gleiche Verlegemuster wie die Fassade auf (gebundene Bauweise). Die Maße der Schiefer im Innenraum stehen zu den Fassadenplatten im Verhältnis eins zu drei, ergeben also (bei einem Drittel der Größe) die gleiche Strukturierung. So verweisen die Formate und Verlegemuster aufeinander und es entsteht eine Verbindung zwischen innen und außen. Die eingesetzten Steine stammen selbstverständlich aus der hauseigenen Produktion; da vor Ort in Mayen jedoch ausschließlich Moselschiefer für die Altdeutsche Deckung gewonnen wird, lieferte die spanische Tochtergesellschaft Cafersa die großformatigen Platten und Fliesen.

Bautafel

Architekten: Architekturbüro Koch, Rengsdorf
Projektbeteiligte: Natursteinwerk Villmar, Kottenheim und Villmar (Fassadenbau), Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen (Intersin-Schiefer)
Bauherr: Rathscheck Schiefer, Mayen
Fertigstellung: 2012
Standort: St.-Barbara-Str. 3, 6727 Mayen-Katzenberg
Bildnachweis: Rathscheck Schiefer, Mayen und Architekturbüro Koch, Rengsdorf

Fachwissen zum Thema

Rückseite einer Schieferplatte mit Hinterschnittverankerung

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Konstruktion

Fassade mit Hinterschnitttechnik

Beispiel Moselschiefer (Wilde Deckung auf dem Dach)

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Schieferarten

Moselschiefer

Übertage-Abbau in Galizien

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Schieferarten

Spanischer Schiefer

Beispiel Einfamilienhaus in Grevenbroich: Bei dieser Deckung sind weder Höhen- noch Seitenüberdeckung erforderlich und Schiefer kann als Natursteinfassade mit offenen Fugen verwendet werden

Beispiel Einfamilienhaus in Grevenbroich: Bei dieser Deckung sind weder Höhen- noch Seitenüberdeckung erforderlich und Schiefer kann als Natursteinfassade mit offenen Fugen verwendet werden

Deckungsarten

Symmetrische Deckung an der Fassade

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