Brick Pavillon in City Bell

Perforierte Ziegelfassade in Stahl gerahmt

Das argentinische Architektenpaar Sofía Botteri Cappa und Patricio Connell verstand den Entwurf seines Wochenendhauses als Möglichkeit, im kleinen Maßstab mit Materialien und tradierten Erwartungshaltungen zu experimentieren. Mauerziegel, die sonst für eine massive Bauweise stehen, ordneten die beiden in einem Stahlrahmen zu einer perforierten Vorhangfassade an, die das Brick Pavillon benannte Ferienhaus luftig-leicht umhüllt.

Die Südostfassade aus perforiertem Mauerwerk lässt sich großzügig öffnen
Die Architekten brechen mit den tradierten Vorstellungen einer massiven Mauerwerkswand
An der Südwestfassade versteckt sich der Eingang

Das in Familienbesitz befindliche Grundstück in der Nachbarschaft City Bell südöstlich von Buenos Aires nutzten die Bauherren, die in der argentinischen Hauptstadt das Büro Estudio Botteri-Connell führen, bereits seit Längerem als Ausflugsziel am Wochenende und in den Ferien. Neben einem großen Pool existierte ein sogenannter quincho, ein seitlich offener Pavillon, der als Außenküche fungiert und dessen große Veranda als überdachter Essplatz dient. Nun ergänzt ein neuer, eingeschossiger, lang gestreckter Quader die bestehenden Funktionen um vier Schlafräume mit den dazugehörigen Sanitärbereichen. Seine Grundfläche beträgt 20,00 x 7,50 Meter. Die Architekten platzierten ihn parallel zur nordwestlichen Grundstücksgrenze entlang eines Zugangsweg, sodass er den Pool und die offenen Gemeinschaftsbereiche des quincho vor neugierigen Blicken abschirmt. Der Eingang befindet sich an der schmalen Südwestseite, von dort führt ein kurzer Fußweg zum Küchenpavillon.

Im Inneren ordnete das Paar vier identisch geschnittene, hintereinanderliegende Schlafräume mit jeweils einem eigenen, innenliegenden Duschbad an. Die Zimmer werden über einen langen, parallel zur Nordwestfassade verlaufenden Flur erschlossen. Sie bilden einen in sich geschlossenen Baukörper aus Stahlbeton mit aufgeständerter Bodenplatte. Gen Südosten öffnet sich die Fassade über raumhohe, verglaste Schiebetüren.
 
Mauerwerk
Ein mit Stahlrahmen gehaltenes, perforiertes Mauerwerk umhüllt den inneren Gebäudekörper und dient dem Sicht- sowie dem Sonnenschutz. Entlang des Flurs übernimmt es zusätzlich die Funktion der Außenwand. Durch die Öffnungen wird außerdem eine natürliche Lüftung und Klimatisierung gewährleistet. An der Nordwest-, Nordost- und Südwestfassade sind die Stahl-Ziegel-Elemente feststehend, eine Ausnahme bildet lediglich der Eingang. An der Gartenseite hingegen sind sie auf zwei hintereinander geführten Schienen versetzt angeordnet und beweglich; sie lassen sich voreinander schieben, sodass sich bei gleichzeitig geöffneten Glastüren der Pavillon raumhoch zu Garten und Pool öffnet.

Die Elemente sind geschosshoch und haben die Abmessung 1,00 x 2,50 m. Jedes wird von einem schwarz gestrichenen Stahlrahmen eingefasst. Die Vollziegel mit den Maßen 10,5 x 5 x 23 cm wurden im Vorfeld gegen Feuchtigkeit transparent imprägniert. Anstatt sie mit Mörtel zu vermauern, sind sie mit Rundstählen verbunden. Dafür erhielten sie jeweils zwei Lochbohrungen und wurden anschließend auf die Rundstähle aufgefädelt – pro Element jeweils 55 ganze und 22 halbe Ziegel. Die beweglichen Module der Südostfassade haben zusätzlich Rollen. Die Eckausbildungen des Pavillons sind feststehende Elemente, die auf dieselbe Art vorgefertigt wurden.

Bautafel

Architekten: Estudio Botteri-Connell, Sofía Botteri Cappa + Patricio Connell, Buenos Aires
Projektbeteiligte: Agustín Ichuribehere, Maximiliano Morzilli, Buenos Aires (Architektenteam); Rosalía Vicente, Buenos Aires (Bauleitung); Rosana Del Panno, Juan José Turdo, Buenos Aires (Tragwerksplanung); Daniel Carbone, Víctor Sepúlveda (Stahlkonstruktion); Horacio Alarcón, Diego Cappell, Diego Ferreyra, Alfredo Martínez, Carlos Molina, Claudio Monti, Mario Paniagua, Gustavo Scholz, Oscar Vega (Bauausführung); Imacova group, La Plata (Ziegel)
Bauherr: Sofía Botteri Cappa + Patricio Connell
Fertigstellung: 2016
Standort:
City Bell, La Plata, Provinz Buenos Aires, Argentinien
Bildnachweis: Gustavo Sosa Pinilla, Buenos Aires; Agustin Ichuribehere; Estudio Botteri-Connell, Buenos Aires

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