Brandhaus in Zürich-Opfikon

Unterschiedliche Brandszenarien: Proben für den Ernstfall

Um im Ernstfall das Richtige zu tun, müssen Feuerwehrleute Einsätze unter möglichst realistischen Bedingungen üben. Dabei sollte möglichst keine Routine aufkommen – jedesmal ist die höchste Aufmerksamkeit gefordert. Speziell für solche Übungseinsätze wurde das neue Brandhaus II des Zürcher Departements errichtet. Es entstand nach Plänen der Schweizer Architekten Staufer & Hasler auf einem Gelände des Gewerbegebiets Glattpark in Zürich-Opfikon.

13 verschiedene Brandherde sind im Haus verteilt, die Möbel aus Stahl bleiben dauerhaft einsetzbar
Ansicht Nordost: Rußspuren der verkohlten Schalung auf der Fassade
Südansicht

Das fünfgeschossige Gebäude aus einschaligem Beton (beheizt wird nur der Kontrollraum) ist so konzipiert, dass sich darin möglichst viele verschiedene Brandszenarien proben lassen. In der Höhe eines durchschnittlichen Zürcher Mietshauses erscheint es äußerlich aus zwei Haushälften mit verschiedenen Dachformen zusammengesetzt: Ein Flachdach mit Terrasse schließt seitlich an ein Schrägdach an. Auch zur Erschließung existieren zwei durchgängige Varianten: eine einläufige und eine zweiläufige Treppe, die über Vorräume jeweils zu Haupträumen mit mobilen Wänden führen. Dort simulieren Möbelattrappen wie ein Bett oder eine Küchenzeile aus Stahlblech typische Wohnsituationen; wobei keine räumliche Anordnung im Haus der anderen gleicht.

13 verschiedene Brandstellen sind auf einer Fläche von insgesamt 750 m² verteilt - doch trotz der wiederholten Feuereinwirkung bleibt die Einrichtung ebenso wie notwendige Schalter, Griffe und Klappen aus Chromstahl dauerhaft einsetzbar. Versorgt werden die Brandstellen über Technikschächte, angelagert an die Treppenhäuser. Rettungseinsätze in einer Garage (mit Modellauto) oder einem Lager lassen sich in speziell dafür vorgesehenen Räumen im Erdgeschoss und Keller üben.

Obwohl bei einer solchen Bauaufgabe die Zweckmäßigkeit im Vordergrund steht, schufen die Architekten ein Bauwerk von besonderer Ästhetik. Brandräume, Treppenhäuser und Technikschächte sind am Gebäude ablesbar, sodass jede Seite ein bisschen anders aussieht. Die zerstörerische Kraft des Feuers, die hier immer wieder künstlich erzeugt wird, tatsächlich aber kaum Spuren hinterlässt, wird zum dekorativen Element der Fassade. So wurde eine Gebäudehälfte mit sägerauen Brettern verschalt, anschließend verkohlt und danach als Schalung für die Rückseite verwendet – hier zeigt der Sichtbeton nun auffallend schwarze Rußspuren.

Sicherheit
Das Brandhaus II gehört zur größten zivilen Rettungsorganisation der Schweiz, der Schutz und Rettung Zürich. Unter diesem Namen sind Feuerwehr, Rettungsdienst, Zivilschutz, Einsatzleitzentralen und Feuerpolizei vereint. Das Gebäude ist Teil des Ausbildungszentrums Rohwiesen und bietet Trainingsmöglichkeiten für die Mitglieder von Berufsfeuerwehr und freiwilliger Feuerwehr, von Rettungsdiensten und Stadtpolizei. Hier werden gefährliche Situationen simuliert und deren Bewältigung praxisnah geprobt.

Im ersten Obergeschoss liegt der Kommandoraum. Von hier aus können die Übungsräume mithilfe einer Gasbefeuerungsanlage ferngesteuert und in kurzer Abfolge beliebig oft in Brand gesetzt und verraucht werden. Gasfeuer sind technisch besser kontrollierbar als Holzbrände und auch die Einhaltung gesetzlicher Emissionswerte ist damit leichter zu gewährleisten. Möglich ist das Training unterschiedlicher Einsätze zur gleichen Zeit – zum Beispiel im Bereich der beiden Treppenaufgänge. Die Innenräume sind teilweise durch mobile Trennwände wandelbar. Einige Brandstellen in Form versetzbarer Module, die auf bestehende Anschlüsse der Gasleitung aufgesteckt werden, ermöglichen vielfältige und immer wieder neue Übungsszenarien. In allen Brandräumen sind wassergekühlte Vorrichtungen für Infrarotkameras angebracht: So lassen sich die Einsätze aufzeichnen, dokumentieren und anschließend besprechen.

In der Trainingsanlage werden auch vorbereitete Module zur Ausbildung angeboten, zwischen sechs und 20 Teilnehmer können hier zeitgleich üben. Geprobt werden beispielsweise Einsätze bei Bränden im Bereich von Dachbalken, Küchen oder Laboren. Es werden aber auch taktische Vorgehensweisen oder richtiges Lüftungsmanagement trainiert. -us

Bautafel

Architekten: Staufer & Hasler Architekten, Frauenfeld
Projektbeteiligte: ACS Partner, Zürich (Statik); EBP Ernst Basler Partner, Zürich (Elektro); Gerber Haustechnik, Volketswil (Haustechnik); Mühlebach Partner, Wiesendangen (Bauphysik); Kidde Fire Trainers, Aachen (Planung Brandsimulationsanlage)
Bauherr: Amt für Hochbauten, Zürich
Fertigstellung: 2011
Standort: Orionstraße 6, 8152 Glattpark (Opfikon)
Bildnachweis: Theodor Stalder, Zürich

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