Bionisch inspirierter Sonnenschutz

Lichtlenkung und Verschattung auf Zug

Ein neuartiges textiles Verschattungssystem, das die Vorteile von Textilrollos und Jalousien vereinen und auch zur Lichtlenkung dienen soll, wurde am Institut für Konstruktives Gestalten und Baukonstruktion des Fachbereichs Bau- und Umweltingenieurwissenschaften der TU Darmstadt entwickelt. Die Form der rückfedernden Gelenke von Blüten der Orchideengattung Bulbophyllum rothschildianum bildete die Grundlage für den innovativen Sonnenschutz.

Vorbild aus der Natur: Seine Form erhielt das Element in Anlehnung an das Blütenblatt einer Orchidee.
Ein Strichmuster aus zueinander versetzten Kurven wird im Lasercutting-Verfahren in eine Stoffbahn geschnitten.
Unter Zug öffnet sich das Textil in eine dreidimensionale Form und lässt je nach Zugkraft eine stufenlos dosierbare Lichtmenge hindurch.

Was kompliziert klingt, ist in der Praxis denkbar einfach: Ein Muster aus zueinander versetzten Kurven wird im Lasercutting-Verfahren in eine Stofffläche geschnitten. Zieht man diese Fläche nun auseinander, öffnen sich die Schnittmuster nach demselben Prinzip wie ein Streckgitter in eine dreidimensionale Form. Je stärker gezogen wird, desto mehr Licht wird hindurchgelassen. Je nach Öffnungsgrad verändert sich die Winkelstellung der Kurvenausschnitte, deren Form an Zungen erinnert. So kann das von ihnen reflektierende Licht gelenkt werden.

Die Schnittmuster sind dabei variabel. Dreht man sie zum Beispiel im oberen Teil des Rollos um 180 Grad, bilden sich bei Zugspannung dort kleine Kelche, die Tageslicht gezielt von außen in den Raum leiten können und auch dunklere Innenbereiche mit natürlichem Licht versorgen, während im unteren Bereich trotzdem der Blendschutz – etwa für fensternahe Arbeitsplätze – gewährleistet ist.

Besonders an dem Verfahren ist, dass nicht nur die Verschattungsflächen aus Textil bestehen, sondern auch die Gelenke. Das gesamte Element besteht aus einem Stück, ist darum in der Herstellung unkompliziert und obendrein wartungsarm. Die Forscher sehen darin einen Vorteil gegenüber klassischen Sonnenschutzelementen, wie etwa der Horizontaljalousie. Sie wird aus vielen Einzelteilen zusammengefügt und ist höherem mechanischen Verschleiß ausgesetzt.

Forschungseinrichtung: TU Darmstadt. Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Institut für Konstruktives Gestalten und Baukonstruktion

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