Bio-Hotel in Hohenbercha

Gästehaus mit ökologischem Energiekonzept

Hohenbercha liegt in Oberbayern, gut 30 km nördlich von München. Martina und Andreas Hörger führen dort bereits seit 20 Jahren eine Wirtschaft und haben schon seit Längerem den gastronomischen Schwerpunkt auf die Bio-Küche gelegt. Bei ihren Überlegungen ein neues Gästehaus zu errichten, lag die Entscheidung für ein Bio-Hotel dementsprechend nahe. Unter dem Begriff „Bio-Hotel“ verstanden die Bauherren umweltbewusstes Bauen im Einklang mit regionalen Traditionen.

Blick zum Foyer
Laubengang
Apfelblüte

Das Gästehaus mit 22 Zimmern liegt als lang gestreckter, zweigeschossiger Baukörper in einem historischen Apfelgarten. Die Zimmer orientieren sich einseitig nach Süden zu diesem Garten und werden rückseitig durch einen Laubengang erschlossen. Das Gebäude folgt dem natürlichen Geländeverlauf, wobei die Dachkante des Flachdaches parallel zum Hang abfällt. Das gesamte Ensemble, bestehend aus dem Gästehaus, dem Apfelgarten, einem Biergarten und dem eigentlichen Gasthaus, ist trotz seiner Größe in das Gesamtbild des Dorfes eingebunden.

Die einzelnen Zimmer sind in zwei verschiedene Bereiche aufgeteilt, ein multifunktionaler Bereich mit WC, Bad, Erschließung und Schrankflächen, wobei die jeweilige Nutzungszuordnung aufgrund verschiebbarer Elemente geändert werden kann. Der Aufenthaltsbereich orientiert sich zur Südfassade. Alle Einbaumöbel sind aus massiver geölter Eiche. Der Boden ist durchgehend - auch im Bad - aus Thermoholz in Eiche. Thermoholz ist hocherhitzt und feuchtigkeitsunempfindlich. Aufgrund der Bauweise mit einem hohen Grad an Vorfertigung war die Bauzeit in beachtlichen vier Monaten möglich.

Das Bio-Hotel gewann im Jahre 2008 den von der Wüstenrot-Stiftung ausgeschriebenen Gestaltungspreis unter dem Titel „Energieeffiziente Architektur in Deutschland“.

Wärmedämmung/Energiekonzept
Das Gästehaus ist aus unbehandeltem Zirben- oder Arvenholz gefertigt. Nur der Laubengang wurde mit Stützen und Plattenelementen aus Lärchenholz ausgestattet. Die Zimmer entstanden als einzelnen Boxen, die dadurch auch den Ansprüchen eines hohen Schallschutzes gerecht werden. Die gesamte Holzkonstruktion bleibt sowohl innen als auch außen sichtbar. Alle Massivbauteile sind in Kreuzlagentechnik - lagenweise um 90° gedreht - verleimt. Zwischen den Gästezimmern bestehen die Wände somit aus zweimal 96 mm Lagenholz und einer dazwischen liegenden 30 mm starken Holzweichfaserplatte. Die Flurwand ist als schalldämmende Holzständerwand ausgeführt, ihre Lamellen öffnen sich graduell, sodass sie Ausblicke in die Landschaft zu lassen.

Die Gebäudehülle ist hochgedämmt. Alle Dämmstoffe sind aus nachwachsenden Materialien oder recycelten Materialien wie Holzfaserplatten oder Zellulose mit 20 cm Dämmstärken. Die Zimmerboxen sind zum Apfelgarten vollständig verglast, wobei nur der raumhohe Öffnungsflügel transparent ist. Die anderen Gläser sind im Zwischenraum mit einer kapillarartigen Struktur gefüllt, die je nach Blickwinkel eine minimale Durchsicht zulässt. Der Öffnungsflügel schwingt nach außen, eine Absturzsicherung befindet sich im Inneren. Fensterflügel und -rahmen sind bündig in das Fassadenelement integriert. Die Dreifachverglasung der Südfassade ermöglicht hohe solare Energiegewinne im Winter, im Sommer wird die Fassade von den Apfelbäumen verschattet.

Das Gästehaus verbraucht daher nur 50kWh/m². Diese werden von einem Biomassekraftwerk am Dorfrand geliefert. Zusätzlich ist die gesamte Dachfläche mit Photovoltaikmodulen bestückt, die eine Stromerzeugung von 15.400 kWh pro Jahr erreichen. Dadurch ist die Stromversorgung des Gästehauses autark.

Zirbenholz wirkt antibakteriell und ist bereits als Mottenschreck bekannt.  Es soll außerdem ausgleichende Auswirkungen auf den Organismus haben und zu gutem Schlaf verhelfen. Na dann: Gute Nacht.

Bautafel

Architekten: Deppisch Architekten, Freising
Projektbeteiligte: O.Lux, Georgensgmünd (Holzbau)
Bauherr: Martina und Andreas Hörger
Fertigstellung: 2008
Standort: Hörger Biohotel Tafernwirtschaft, Hohenbercha 38, 85402 Kranzberg
Bildnachweis: Sebastian Schels und Deppisch Architekten, Freising

Fachwissen zum Thema

Wer auf der Baustelle arbeitet, kommt mit vielen gesundheitsgefährdenden Materialien in Kontakt.

Wer auf der Baustelle arbeitet, kommt mit vielen gesundheitsgefährdenden Materialien in Kontakt.

Grundlagen

Gesundheitsaspekte

Holzfasern werden durch das mechanische Zerfasern von entrindetem Restholz aus der Sägeindustrie gewonnen.

Holzfasern werden durch das mechanische Zerfasern von entrindetem Restholz aus der Sägeindustrie gewonnen.

Dämmstoffe

Holzfasern

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Dämmstoffe sponsored by:
Deutsche Rockwool | Kontakt 02043 / 408 408 |  www.rockwool.de