Binh House in Ho-Chi-Minh-Stadt
Wohnräume und Dachgärten im Wechsel
Immer dichter und höher drängen sich die Wohnhäuser in der vietnamesische Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt, sodass Grünflächen gänzlich zu verschwinden drohen. Einen Gegenentwurf dazu schufen VTN Architects mit dem Binh House: In dem von Gärten durchsetzten Wohnhaus wird die Natur zu einem elementaren Bestandteil des alltäglichen Lebens. Die Gärten sind üppig bepflanzt mit heimischen Bäumen, Sträuchern und Blumen.
Rechteckige Grundrisse und blockhafte Volumen prägen die Gebäudestruktur – die Begrünung bildet einen lebendigen Kontrast dazu. Einem schmalen rückwärtigen Raumstrang mit Treppe, Küche und Sanitärräumen sind im Grundriss breite Räume wie Schubladen vorgesetzt. Es sind versetzt angeordnete Wohnräume mit Dachgärten. Sie kragen aus dem rückwärtigen dreigeschossigen Gebäuderiegel aus und treffen auf eine Wandscheibe mit eingeschnittenen Öffnungen als Gebäudefront. Ganz oben thront eine Dachterrasse.
Wohnräume und Dachgärten im Wechsel
Auf der untersten Ebene sind drei Räume zum Wohnen, Essen und Schlafen durch bepflanzte Flächen gegliedert. Die Grünzone zwischen Wohn- und Essraum ist überdacht. Über dem Esszimmer bildet ein Dachgarten einen Puffer zwischen den Kinderzimmern auf der nächsten Ebene (Abb. 21). Auch auf diesen befinden sich Dachgärten, sodass die Bibliothek auf der dritten Etage beidseitig ins Blattwerk blicken lässt. Darüber ist die krönende Dachterrasse angeordnet, die den rückwärtigen Riegel und die Wandscheibe überlagert.
Durch die versetzte, aufgelockerte Anordnung der Räume und Gärten gelangt Tageslicht tief ins Gebäude hinein. Alle Pflanzungen, bis auf die Grünzone im ebenerdigen Wohnraum, sind der Witterung ausgesetzt, erhalten also Sonne und Regen. Die Planer schufen ein Wohnhaus, das Mensch und Natur vereinen soll.
Flachdach: Pflanztröge aus Stahlbeton für Gemüse, Sträucher und Obstbäume
Ein einheitliches Dach gibt es nicht – den oberen Abschluss der verschiedenen Raumvolumen bilden Gärten bzw. Dachterrassen. Das Gebäude ist eine Stahlbetonkonstruktion; die Gärten sind wie Pflanztröge aus Beton ausgebildet. Die Dachbegrünung dämmt im Winter und dient im Sommer als Hitzeschutz. Als natürliche Klimaanlage trägt sie zur Energieeinsparung bei.
Die Vegetation der vier als Pflanztröge ausgebildeten
Flachdächer ist unterschiedlich: Über dem Speiseraum ist eine
Anbaufläche für Gemüse vorgehalten, die Gärten auf Niveau zwei und
drei bestehen aus Kleingehölzen und Sträuchern, auf dem obersten
Dach wachsen Obstbäume. Bei intensiver Begrünung ist je nach
gewählter Bepflanzung in der Regel durch den höheren Systemaufbau
auch eine höhere Dachlast zu berücksichtigen. Die Stärke des
Aufbaus variiert von 25 bis 100 cm, als Gewicht sind zwischen 300
und 1.200 kg/m² anzunehmen. Die Bewohner des Binh House gewinnen
nicht nur Ausblicke ins Grüne, sondern erhalten eine vielfältige
Nutzfläche anstelle eines auf dem Stadtgrundstück fehlenden
Gartens.
Bautafel
Architektur: Vo Trong Nghia Architects, Ho-Chi-Minh-Stadt
Projektbeteiligte: Masaaki Iwamoto, Chiang Hsing-O, Nguyen Tat Dat, Nguyen Duy Phuoc, Takahito Yamada (Projektteam); Wind And Water House JSC, Ho-Chi-Minh-Stadt (Bauausführung)
Bauherrschaft: Privat
Fertigstellung: 2016
Standort: Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam
Bildnachweis: Hiroyuki Oki, Ðà Nång; Quang Dam, Ho-Chi-Minh-Stadt
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