Betonbauten in Graubünden
Reihe Edition Detail: Identität, Materialität, Konstruktion
Detail Business Information, München 2019
152 Seiten, 235 x 187 mm, ca. 140 Abbildungen
Hardcover; Deutsch, Englisch
Preis: 39,90 EUR
ISBN 978-3-95553-488-2
Betonbauten in Graubünden ist ein im besten Sinne altmodisches Buch. Das Layout arbeitet ohne unangenehme Brüche, die Planzeichnungen sind sauber und auf das Wesentliche reduziert, die professionellen Fotografien mit Bedacht gesetzt. Das Werk hat eine lesefreundiche Größe und der grafisch gestaltete Einband aus Leinen liegt gut in der Hand und erfreut den Tastsinn mit seiner leicht rauen Haptik. Zusammen mit den ausgewählten Bauwerken in der fast unwirklich schönen Landschaft Graubündens bringt die Publikation nicht nur bei der architekturliebenden Leserschaft die Saiten zum Klingen.
Auch inhaltlich folgt das Werk einem klassischen Schema: Ein
Projektteil, in dem ausgesuchte Bauten auf jeweils vier bis sechs
Seiten vorgestellt werden, wird gerahmt von mehreren
Hintergrundbeiträgen, zu denen neben der Einführung durch den
Herausgeber Daniel Reisch ein Gespräch mit Armando Ruinelli und ein
Beitrag von Andrea Deplazes gehören. Den Höhepunkt der Publikation
bildet naturgemäß der Projektteil mit 20 Bauten, die über den
ganzen Kanton verteilt sind. Dazu zählen etwa das Ferienhaus einer
Galeristin in Vnà von Andreas Fuhrimann Gabriele Hächler
Architekten, die Erweiterung der Villa Garbald in Castasegna von
Miller & Maranta und das Besucherzentrum von Iseppi / Kurath an der
Viamala. Die kurzen Texte enthalten neben Informationen zu
Städtebau und Entwurf immer auch einige Hinweise auf die
Herstellung der sichtbaren Betonflächen.
Besonders interessant ist in dieser Hinsicht das Refugi Lieptgas, ein Ferienhaus in Flims von Nickisch Walder. Für dessen Schalung wurden die Rundhölzer des ruinösen Vorgängerbaus verwendet, einer Hütte, die vormals als sogenannter Maiensäss diente. Der Bau zeigt beispielhaft, wieso Beton beim zeitgenössischen Bauen in Graubünden eine solch große Rolle spielt. Armando Ruinelli bringt es im Interview so zum Ausdruck: „...es [geht] weniger um das Material an sich, sondern vielmehr darum, wie man das Material so verarbeiten, so gebrauchen kann, dass es eine Erinnerung wachruft.“ Andrea Deplazes spricht in dem zweiten Hintergrundbeitrag des Buches in diesem Zusammenhang von „versteinerten Holzhäusern“
Die Erklärung dafür, warum in Graubünden eine solch
bemerkenswerte Betonarchitektur zu finden ist, stammt ebenfalls von
Deplazes: Sie sei „auf der Basis einer Kultur des Vertrauens
errichtet worden […], wie sie heute leider nur noch in Regionen zu
finden ist, wo gutes Handwerk und Respekt vor der gegenseitigen
Erfahrung noch gepflegt werden.“ All jene, die außerhalb eines
derartigen Architekturparadieses leben, können mit der Lektüre des
hier besprochenen Buches zumindest geistig in einem solchen
versinken.