Bemessung von betretbaren und durchsturzsicheren Horizontalverglasungen

Horizontalverglasungen, die kurzzeitig bei Instandhaltungsmaßnahmen wie Reinigung und Wartung eine Sicherungsfunktion übernehmen, werden nach DIN 18008-6 Glas im Bauwesen - Bemessungs- und Konstruktionsregeln - Teil 6: Zusatzanforderungen in betretbare und durchsturzsichere Verglasungen differenziert.

Im Gegensatz zu betretbaren Verglasungen werden durchsturzsichere Verglasungen nicht planmäßig betreten, können aber durch Personen, die bei Instandhaltungsmaßnahmen auf die Verglasung stürzen, beansprucht werden. Dementsprechend gelten für betretbare Verglasungen höhere Anforderungen als an durchsturzsichere Verglasungen. Konstruktiv gelten die gleichen Anforderungen wie bei Horizontalverglasungen nach DIN 18008-2 Linienförmig gelagerte Verglasungen, wobei Drahtglas nicht verwendet werden darf.

Bislang handelt es sich bei betretbaren und durchsturzsicheren Verglasungen noch um ungeregelte Bauarten, sodass bei Anwendung eine Zustimmung im Einzelfall (ZiE) erforderlich ist. Für den statischen Nachweis betretbarer Verglasungen ist neben den üblichen Bemessungslasten wie Eigengewicht, Wind, Schnee, etc. nach DIN EN 1991 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke zusätzlich nach DIN 4426 Einrichtungen zur Instandhaltung baulicher Anlagen - Sicherheitstechnische Anforderungen an Arbeitsplätze und Verkehrswege der Lastfall mit einer Einzellast von 1,5 kN bei einer Aufstandsfläche von 100 x 100 mm in ungünstigster Laststellung zu berücksichtigen. Betretbare Horizontalverglasungen dürfen hierbei jeweils nur von einer einzelnen und besonders geschulten Person betreten werden. Zusätzlich sind bei betretbaren Überkopfverglasungen die experimentellen Nachweise gemäß des Merkblatts der Berufsgenossenschaften GS-BAU-18 zu führen. Die Prüfung erfolgt somit noch mit dem Glaskugelsack.

Nach bauaufsichtlicher Einführung der DIN 18008-6 wird der Sturz einer Person experimentell durch einen weichen Stoß mit einem Doppelreifen und eine anschließende Prüfung der Resttragfähigkeit simuliert. Neben einem experimentellen Versuch kann dieser Nachweis analog absturzsichernder Verglasungen (vgl. DIN 18008-4 Zusatzanforderungen an absturzsichernde Verglasungen) dann auch rechnerisch erfolgen. Darüber hinaus ist dann weiterhin bei betretbaren Verglasungen zusätzlich zu den üblichen statischen Einwirkungen in Übereinstimmung mit DIN 4426 die o.g. Einzellast in ungünstiger Laststellung zu berücksichtigen.

Fachwissen zum Thema

Horizontalverglasungen nach DIN 18008-2 Linienförmig gelagerte Verglasungen, die keine besonderen absturzsichernden beziehungsweise durchsturzsichernden Funktionen übernehmen, sind für die planmäßigen Bemessungslasten wie Wind und Schnee, klimatische Einwirkungen bei Isolierverglasungen sowie Eigengewicht zu bemessen

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Bemessung

Bemessung von Horizontalverglasungen

Horizontalverglasung über der Berliner Reichstagskuppel; Architekten: Foster & Partners

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Horizontalverglasungen

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