Begegnungsstätte Buchnerhof der Elisabeth und Helmut Uhl Stiftung in Leifers

Holztragwerk ohne Metallverbindungen

Fernab alltäglicher Zwänge und Verpflichtungen soll die Begegnungsstätte Buchnerhof den Rahmen für den geistigen und kulturellen Austausch begabter junger und alter Menschen bieten. Auf einem exponierten Hanggrundstück der Gemeinde Leifers bei Bozen, inmitten der Südtiroler Berglandschaft, ließ die Elisabeth und Helmut Uhl Stiftung dafür zwei Gebäude errichten. Am alten Pilgerpfad zum Kloster Weißenstein oberhalb des Etschtales schufen die Architekten von Modostudio aus Rom ein Haupthaus und ein deutlich kleineres Wohngebäude. Beide erheben sich auf der Grundfläche ihrer Vorgängerbauten, deren Baumaterialien zum Teil wiederverwendet wurden.

Ansicht Ost: Das oberste Geschoss ist aus zwei kleineren Baukörpern zusammengesetzt
Den Baugrund bildet ein nordwestlich ausgerichtetes Plateau
Das neue Hauptgebäude (im Hintergrund) und ein kleineres Wohngebäude entstanden auf der Grundfläche der Vorgängerbauten

Den Baugrund bildet ein nordwestlich ausgerichtetes Plateau mit spektakulärer Aussicht in die italienischen Alpen. Das Haupthaus schmiegt sich an den Hang – die beiden unteren Geschosse sind weitgehend darin vergraben, die beiden oberen ragen darüber hinaus. Zum Blickfang wird das Dachgeschoss, das aufgrund der Topografie von der Bergseite direkt begehbar ist. Während die unteren drei Geschosse in einem quaderförmigen Bau mit Putz- und Natursteinfassade vereint sind, setzt sich das oberste aus zwei kleineren Baukörpern zusammen: Einer ist transparent aus Stahl und Glas, der andere umhüllt von Holzschindeln. Ihre trapezförmigen Grundrisse sind zueinander leicht verschoben, und auch die Ansichten haben aufgrund leichter Dachschrägen eine Trapezform. Das Dach des massiv wirkenden Sockelbaus dient als Terrasse und südöstlicher Zugang zum Glasbau. Weitere Eingänge in die unteren Ebenen sind beidseitig über das abfallende Gelände erreichbar. Die Baumaterialien folgen lokalen Gegebenheiten: Die Lärchenholzschindeln sind handgeschnitzt, die kombinierten Flächen von Putz und Naturstein finden sich häufig bei traditionellen Gebäuden in der Umgebung.

Während der gläserne Baukörper Forschungs- und Ausstellungszwecken dient, ist der holzbekleidete als Speise- und Veranstaltungssaal nutzbar. In den unteren Etagen befinden sich weitere Räume der Stiftung (überwiegend Schlafräume als Doppelzimmer mit kleinem Bad), sowie ein Weinkeller: Der Ertrag eines anliegenden Weinbergs soll künftig hier gelagert werden.

Das Gebäude wurde von der Südtiroler Klimahausagentur mit der höchsten Klassifizierung A ausgezeichnet. Es benötigt keine kontrollierte Wohnraumlüftung, da der Glasbau als klimatische Pufferzone fungiert. Den Heizwärmebedarf des gesamten Gebäudekomplexes decken eine Solaranlage und ein Biomassekessel, in einem 20.000 Liter fassenden Solarspeichertank wird die Wärme zwischengespeichert.

Flachdach
Das Gebäudeensemble umfasst verschiedene Flachdachzonen mit jeweils unterschiedlichen Konstruktionen und Aufbauten. Als Tragwerk dient ein patentiertes österreichisches Holzbausystem aus unverleimtem Holz. Bei diesem System werden Kanthölzer und Bretter stehend, liegend und diagonal zu kompakten Bauelementen geschichtet. Staubtrockene Buchenholzdübel durchdringen diese Schichten in der vollen Stärke der Wandelemente. Die Dübel nehmen Restfeuchtigkeit auf und quellen unlösbar – fest verwachsenen Ästen ähnlich – in die umgebenden Hölzer hinein. So verbinden sie die Einzelteile zu einem massiven Ganzen. Auf Metallverbindungen und chemische Zusatzstoffe kann damit verzichtet werden. Auf dieses Tragsystem, welches bereits sehr gute Wärmedämmeigenschaften besitzt, wurde eine doppelte Lage Holzfaserdämmstoff in einer Gesamtstärke von 12 cm aufgebracht. Über einer doppellagigen Abdichtung wurde auf der Dachterrasse der Bodenbelag mit Holzdielen aus Lärchenholz ausgeführt, die Ränder sind mit Porphyrsteinen eingefasst.

Bautafel

Architekt: Modostudio, Rom
Projektbeteiligte:
Fabio Cibinel, Roberto Laurenti, Giorgio Martocchia (Mitarbeiter Architekturbüro); Gilberto Sarti, Rimini (Tragwerksplanung); Thomas Dissertori, Alberto Micheletti, Bozen (Gebäudetechnik); Marco De Fonzo, Merano (Bauleitung); Thoma Holz, Goldegg (Holztragwerk)
Bauherr: Elisabeth und Helmut Uhl Stiftung, Gräfelfing
Fertigstellung:
2014
Standort:
Leifers, Italien
Bildnachweis: Laura Egger, Zürich

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