Bar „If Dogs Run Free" in Wien

Deckenskulptur aus Leichtbauplatten wird zum Bühnenbild am Feierabend

Damit im Alltag zwischen Arbeiten und Schlafen das gesellschaftliche Leben einen festen Platz bekommt, beschlossen eine Schauspielerin, ein Restaurator, eine Grafikdesignerin und die Architekten Gregorio Lubroth und Chieh-shu Tzou, ihre eigene Bar zu betreiben. Geeignete Räumlichkeiten fanden sich ganz nahe bei ihrem Büro, in einem leerstehenden Lokal. Die Bar If Dogs Run Free in der Gumpendorfer Straße in Wien dient nun als abendlicher Treffpunkt – und es gibt gute Cocktails.

Die Wände sind mit einer Mischung aus Gipsputz und schwarzer Wandfarbe gespachtelt, der Boden von schwarzem Gussasphalt bedeckt
Im hinteren Bereich der Bar führt eine Treppe ins Untergeschoss
Anstelle einer Bühne soll die Decke alle Blicke auf sich ziehen

So wie der Name der Bar soll auch der Raum die Phantasie beflügeln. Die Architekten konzipierten die rund 82 Quadratmeter Fläche in Anlehnung an ein Black-Box-Theater sehr zurückhaltend. Anstelle einer Bühne soll jedoch die Decke alle Blicke auf sich ziehen: Mit der thematischen Vorgabe „Mensch und Natur" bietet sie Raum für Installationen, die verschiedene Künstler und Designer speziell für diesen Ort schaffen. Den Anfang machten die Betreiber selber mit einer kantigen Berglandschaft in in vier verschiedenen, aufeinander abgestimmten Farbtönen, die von der Decke abgehängt ist. Die Gäste schauen von unten auf die bewegte Topographie und betrachten sie zugleich aus der Vogelperspektive. Eine verspiegelte Wand hinter dem Tresen bewirkt die optische Fortführung der Deckenlandschaft über den tatsächlichen Raum hinaus.

Im Übrigen ist die Bar dunkel und schlicht gestaltet: Die Wände sind mit einer Mischung aus Gipsputz und schwarzer Wandfarbe gespachtelt, der Boden von schwarzem Gussasphalt bedeckt. Möbel sind aus Stahlgestellen und schwarzen MDF-Platten gefertigt. Die Beleuchtung durch Bühnenstrahler und Stroboskopleuchten inszeniert insbesondere die Deckenskulptur. Im hinteren Bereich der Bar führt eine Treppe ins Untergeschoss zu den ebenfalls dunkel gestalteten Sanitärbereichen. In deren Zentrum steht ein stählerner Waschtisch, in den das Wasser von oben aus einer vertikalen Röhre fließt.

Akustik
Obwohl die Deckenkonstruktion in erster Linie gestalterische Funktion hat, wird sie in den überwiegend mit glatten und harten Materialien gestalteten Räumlichkeiten akustisch wirksam. Die geometrischen Formen, die das Gebirge formen, bestehen aus bemalten Leichtstoffplatten (Kartondeckschichten mit Polyurethanschaumkern). Solche Platten werden gerne im Messe- und Modellbau verwendet, sie lassen sich einfach zuschneiden und auch bedrucken. Die Installation besteht aus vielen einzelnen Modulen, getragen von leichten Metallrahmen als Unterkonstruktion. Die verschieden geneigten Flächen wirken als Diffusoren, Material und Konstruktion tragen dazu bei, dass die Geräusche im Raum weicher empfunden werden und helfen, das Echo zu reduzieren.

Die skulpturale, abgehängte Decke ist als temporäre Konstruktion gedacht. Direkt unterhalb der Geschossdecke sorgen Platten aus Quarzsand für die Schalldämmung der Geräusche aus der Bar zu den darüberliegenden Wohnungen. us

Bautafel

Architekten: Tzou Lubroth Architekten, Wien
Projektbeteiligte: Maria Prieto Barea, Wien (Grafikdesign); Wittmann Metallbau, Leopoldsdorf bei Wien (Möbel); Schubbauer Industrieböden, Wien (Asphaltboden); Decotime, Langenzersdorf bei Wien (Deckeninstallation); 3A Composites, Osnabrück (Kapa Leichtstoffplatten)
Bauherr: Tzou Lubroth Architekten und Fridolin Fink, Wien
Fertigstellung: 2012
Standort: Gumpendorfer Straße 10, 1060 Wien, Österreich
Bildnachweis: Stefan Zenzmaier, Kuchl; Jochen Fill, Tzou Lubroth Architekten und Maria Prieto Barea, Wien

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