Bankgebäude The Crystal in Kopenhagen

Doppelfassade aus beschichtetem und bedrucktem Isolierglas

Seit Anfang des neuen Jahrtausends hat sich im ehemaligen Arbeiterviertel Kongens Enghave, südlich des Kopenhagener Stadtzentrums, einiges getan. Im einst armen Quartier haben sich zahlreiche Firmen der IT- und Telekommunikationsbranche angesiedelt. Auch ein großes Finanzdienstleistungsunternehmen hat seinen Sitz hierhin verlegt. Bereits 2001 ist es in den Glass Cube eingezogen, ein Bürohaus das nach Plänen des Architekturbüros Schmidt Hammer Lassen realisiert wurde. Rund zehn Jahre später ist ein gläserner Erweiterungsbau hinzugekommen, der von den gleichen Architekten stammt. Nur wenige Meter vom bisherigen Firmensitz entfernt schufen sie ein Gebäude, das aufgrund seiner spitzen Winkel, schräg verlaufenden Kanten und teils verspiegelter Hülle The Crystal genannt wird.

Schräge Gebäudekanten und spitze Winkel prägen das Gebäude
Die Doppelfassade besteht aus unterschiedlichen Gläsern
Teilweise sind die Gläser in unterschiedlicher Intensität bedruckt

Als Solitär im Zentrum eines Platzes konzipiert, ist der rhomboide Neubau mit dem Boden nur punktuell verbunden. In seinem allseitig stark zurückversetzten, silbrig verkleideten, dreieckigen Sockel befinden sich lediglich der nördlich angelegte Haupteingang und zwei Panoramaaufzüge. Auf der restlichen ebenerdigen Fläche verteilen sich nur noch zwei Treppenhäuser in schmalen Versorgungskernen aus Stahlbeton und die Zufahrt zur Tiefgarage. Vom Haupteingang gelangen die Nutzer über eine repräsentative Treppe ins große Foyer im ersten Obergeschoss mit zwei dreieckig geformten Atrien, die sich bis zum Dach erstrecken und im oberen Abschluss verglast sind. Sonst befinden sich hier WC- und Küchenräume sowie einer Bar. Darüber liegen auf fünf Etagen die Büros.

Erst ab dem zweiten Obergeschoss wird die eigentliche, unregelmäßig sechseckig ausgeführte Grundfläche des Gebäudes völlig ausgeschöpft. Hier wurden auf einer Gesamtfläche von 6.800 m² Einzel- und Großraumbüros angelegt. Alle Innenräume sind stützenfrei; durch leichte Trennwände lassen sich die Bürogrößen je nach Bedarf anpassen. Die im Zentrum des Hauses angeordneten Atrien ermöglichen trotz hoher Gebäudetiefe eine natürliche Belichtung der Arbeitsplätze, sodass der Einsatz von Kunstlicht reduziert werden kann. In den Versorgungskernen sind neben den Aufzügen die sanitären Anlagen und Teeküchen, Lager- und Kopierräume untergebracht. Das sechste Obergeschoss ist ebenso wie das erste aufgrund der speziellen Gebäudeform flächenmäßig nur halb so groß wie die restlichen Büroetagen. Neben Arbeitsplätzen sind hier vor allem Technikräume für die haustechnischen Anlagen angeordnet. Weitere befinden sich im Untergeschoss neben der Tiefgarage.

Der Erweiterungsbau wurde in Stahlbauweise errichtet. Seine stählernen Stützen wurden paarweise in einem strengen Raster am Gebäuderand ab dem ersten Obergeschoss platziert. Sie verlaufen jeweils schräg in einem Winkel von 45° nach oben und treffen sich scheinbar in ihren Fuß- und Endpunkten. Zusammen bilden sie ein rautenförmiges Tragwerksgitter hinter der gläsernen Außenhaut. Die Lastabtragung nach unten erfolgt über die beiden Betonkerne sowie den Eingangsbaukörper im Erdgeschoss.

Glas
Die kristalline Gebäudehülle des Bürohauses wurde als Doppelfassade mit zwei vollflächig ausgebildeten Glasfassaden ausgeführt. Die raumseitige Schicht bilden geschosshohe Dreifachverglasungen mit einem Wärmedurchgangskoeffizienten von 0,7 W/m²K. Eine spezielle Beschichtung der Gläser verhindert die Überhitzung der Innenräume in den Sommermonaten. Dies geschieht durch Reflexion der auftreffenden langwelligen Infrarotstrahlung (Wärmestrahlung) auf die Scheibenoberfläche. Gleichzeitig erlauben sie einen hohen Tageslichteinfall. Die Dreifachverglasung kam außerdem als Sicherheitsglas in Bereichen des Innenausbaus zum Einsatz. Im Erdgeschoss wurden daraus Brüstungen und Überkopfbereiche gefertigt.

Als zweite Fassadenebene dient eine vorgehängte Glashülle aus Verbundsicherheitsglas, bestehend aus Einscheibensicherheitsgläsern, die von einer Aluminiumkonstruktion eingerahmt werden und mit einem feinen, weißen Punktraster bedruckt sind. Insgesamt 36 verschiedene Muster wurden mittels keramischem Siebdruckverfahren in variierender Intensität und Dichte mit UV-beständiger Farbe auf das Glas aufgetragen. So filtern sie das direkte Sonnenlicht und schützen vor Blendung an den Arbeitsplätzen. Auch dienen sie dem Sichtschutz vor unerwünschten Blicken ins Innere der Büroräume. Kleinere Öffnungsflügel wurden mit derselben Technik bearbeitet. Nur wurden hier keine Punkte, sondern schmale, horizontal verlaufende, anthrazitfarbene Streifen in einem engen Abstand zueinander auf die Scheiben gedruckt.

Durch das Zusammenspiel halb-opaker und transparenter Scheiben unterschiedlicher Größe und arrhythmischer Anordnung entsteht ein facettenreiches Fassadenbild, welches sich tagsüber von seiner lebendigen Seite zeigt. Nachts hingegen erstrahlt das Bürogebäude als transparenter, formenstarker Baukörper, der Einblicke ins Innere gewährt und die rautenförmige Tragstruktur sichtbar werden lässt. Zwischen den beiden Fassaden wurde ein zusätzliches Sonnenschutzsystem integriert. Hier ermöglichen dunkelgraue Raffstores in jedem Geschoss eine zusätzliche Verdunkelung der Innenräume. Sie lassen sich nach Bedarf stufenlos arretieren.

Für den abwechslungsreichen Umgang mit den Materialien Glas und Stahl wurden die Architekten u.a. mit dem Emirates Glass LEAF Award 2011 in der Kategorie Best Structural Design of the Year ausgezeichnet. Zudem erhielten sie den European Steel Design Award 2011.

Bautafel

Architekten: Schmidt Hammer Lassen, Aarhus
Projektbeteiligte: Grontmij I Carl Bro, Glostrup und Buro Happold, Bath (Ingenieure); Schollglas Technik, Isernhagen (Glas); HS Hansen Facadeentreprenøren, Lem (Montage Fassade); SLA, Kopenhagen (Landschaftsarchitektur)
Bauherr: Nykredit, Kopenhagen
Standort: Kalvebod Brygge 20, 1560 Kopenhagen
Fertigstellung: 2010
Bildnachweis: Adam Mørk für Schmidt Hammer Lassen, Aarhus

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