Azur Arena in Antibes

Open BIM-Projekt der ersten Stunde

Ganz Frankreich begeistert sich derzeit für Fußball... Ganz Frankreich? Nein. Die Bewohner der Hafenstadt Antibes leisten Widerstand und bleiben eingeschworene Fans von Basketball und Trampolinspringen. Beiden Sportarten können sie in der Azur Arena im Industriegebiet „Trois Moulins“ huldigen. Sie dient in erster Linie dem Basketballverein „Sharks d'Antibes Côte d´Azur“ als Heimstatt, verfügt aber auch über eine Trampolinhalle und erlaubt darüber hinaus die Ausübung 20 weiterer Sportarten. Geplant wurde die Arena vom Architekturbüro Auer Weber, das 2009 einen entsprechenden Wettbewerb gewonnen hatte. Darin war nicht nur die multifunktionale Nutzung vorgegeben, sondern auch das Ziel, dem heterogenen Umfeld eine neue Identität zu verleihen. Beides gelang den Architekten mit einem zeichenhaften, dynamisch gestrecken Baukörper, dessen „elliptische Form und die horizontalen Fensterschlitze Analogien zu einem sich schnell drehenden, angeschnittenen Ball herstellen sollen“ erläutert Philipp Auer.

Der dynamisch gestrecke Baukörper soll Analogien zu einem sich schnell drehenden, angeschnittenen Ball herstellen
Im vorausgegangen Wettbewerb war ein identitätsstiftender Bau verlangt worden
Für die Gebäudeform waren interne Funktionsabläufe und räumliche Zuordnungen ausschlaggebend

Als ordnendes Element vermittelt das Gebäude zwischen Natur und Industriebebauung: Zur südwestlich angrenzenden Gewerbezone zeigt es sich eher verschlossen, nach Nordosten hingegen öffnet es sich mit einladender Geste zum Landschaftsraum. Durch die dreieckige Grundstücksform ergab sich die Lage der beiden Hallen; für die Gebäudeform waren neben den stadträumlichen Vorgaben interne Funktionsabläufe und räumliche Zuordnungen ausschlaggebend. Kern des Gesamtkomplexes bildet das von einem Tribünenring für 5.000 Zuschauer eingefasste Basketballfeld. Außen herum sind die Umkleidekabinen, Büro- und Infrastrukturräume auf zwei Hauptebenen angeordnet. Im Nordosten ist die Trampolinhalle als zweite große Funktionseinheit angelagert. Sie misst 30 x 40 Meter im Grundriss und ist 16 Meter hoch. Sehschlitze in den Wänden erlauben es, den Sportlern von schräg oben zuzuschauen. Der Hauptzugang erfolgt von Osten über die obere Ebene. Die Besucher gelangen über das verglaste Foyer auf den umlaufenden Ring, der alle Serviceeinheiten erschließt. Vier Zugänge führen in die eigentliche Arena, die Sportler nutzen einen eigenen, tiefer gelegenen Zugang. Die differenzierte Erschließung verhindert Gedränge und erlaubt größtmögliche Flexibilität bei Parallelveranstaltungen. Die Bruttogeschossfläche beträgt 12.120 Quadratmeter

Umschlossen wird die Arena von einer hinterlüfteten Streckmetallfassade aus Aluminiumpaneelen, die keine Unterscheidung der Himmelsrichtung vornimmt. Abgerundete Ecken, die schmalen Fensterbänder und ein weit über den Eingang auskragendes Vordach unterstreichen die dynamische Form des Gebäudes. Das ist nicht nur schnittig, sondern auch ein Pilotprojekt für Niedrigenergiebauweise in dieser Größenordnung (BGF: 12.120 Quadratmeter) und mit dieser Nutzung. Zum Energiekonzept gehört die hoch gedämmte Gebäudehülle und die konsequente Nutzung regenerativer Energiequellen (Erd- und Solarwärme, Solarstrom). Ein kleiner Teich klärt das Regenwasser, bevor es den Toiletten und der Bewässerung der Grünanlagen zugeführt wird.
 
BIM
Dass sich Auer und Weber mit ihrem Entwurf durchsetzen konnten, lag nicht zuletzt an der softwareübergreifenden 3D-Planung, die dem Open BIM Gedanken verpflichtet war. Die Architekten nutzten bereits bei ihren ersten Skizzen und im 3D-Modell für den Wettbewerb die BIM-Software Vectorworks. In allen Planungsstadien – von der Geometrie, über Struktur und Technik, Fassade, Visualisierung bis hin zur Realisierung wurde nach der Methode des Building Information Modeling gearbeitet. Eine besondere Herausforderung stellte zu Beginn der Planungsphase die Suche nach der Geometrie der Hüllenform dar. Die exakte Form wurde schließlich durch präzise definierte Radien und Neigungswinkel bestimmt und die Gebäudeform des Entwurfs so in eine konstruierbare Geometrie übersetzt. In Abhängigkeit von Raumhöhen und technischen Installationen wurden dann die Dach- und Fassadengeometrien definiert und optimiert.

Während des gesamten Planungsprozesses spielte das 3D-Modell eine wesentliche Rolle. Schnitte und Ansichten wurden daraus generiert, ebenso wie die Grundlagen für die Werkplanungen, die Massenermittlungen, Objektlisten und Visualisierungen. Es war auch die Basis für die reibungslose Zusammenarbeit mit den externen Fachplanern, da auch sie ihre Planungen in 3D erstellten. So konnte beispielsweise der Tragwerksplaner die 3D-Hüllengeometrie einfach übernehmen und daraus die Stahlkonstruktion und die Verbindungsdetails in 3D und 2D entwickeln. Insgesamt konnte durch die optimale Abstimmung der unterschiedlichen Gewerke die Massen und somit auch die Kosten deutlich reduziert werden.

Bautafel

Architekten: Auer Weber, Stuttgart/München und Fradin Weck Architecture, Aix en Provence (Partnerbüro Frankreich)
Projetkbeteiligte: SLH Ingénierie, Aix-en-Provence (Tragwerksplanung und Gebäudetechnik); Cancé Constructions Métalliques, Nay (Stahlbau); T/E/S/S Atelier d'ingénierie, Paris (Fassadenberater); ComputerWorks, Lörrach (BIM-Software Vectorworks Fachmodell Architektur)
Bauherr: Ville d‘Antibes
Fertigstellung: 2013
Standort: 250 Rue Emile Hugues, 06600 Antibes, Frankreich
Bildnachweis: Aldo Amoretti und Auer Weber

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