Azulejos

Die Mauren brachten sie im Spätmittelalter auf die iberische Halbinsel
Bis zum 19. Jahrhundert fand man sie nur an Palästen, Kirchen, Klöstern und Bürgerhäusern
Als Erbe ihres islamischen Ursprungs waren sie zunächst nur mit Ornamenten bemalt, später kamen auch gegenständliche Motive hinzu

Azulejos sind Bilder aus bunt bemalten und glasierten Keramikfliesen, die seit dem Spätmittelalter insbesondere in Spanien und Portugal Verbreitung fanden. Dort schmückten sie sowohl Innenräume als auch Fassaden von Palästen, Kirchen, Klöstern und Bürgerhäusern. Neben ihrer dekorativen Funktion kam ihnen auch eine praktische zu: der Schutz vor Feuchtigkeit und – an küstennahen Orten – vor der aggressiven, salzhaltigen Luft.

Ihren Ursprung haben sie im arabischen Raum, so waren es die Mauren, die die kunstvollen Fliesen auf die iberische Halbinsel brachten. Das Wort Azulejos stammt vom arabischen al-zuleig ab und bedeutet so viel wie polierter Stein.

Da figurative Darstellungen in der islamischen Kunst nicht erlaubt sind, waren sie zunächst ausschließlich mit floralen und geometrischen Ornamenten bemalt. Später kamen auch gegenständliche Motive hinzu. Profane Themen wie die Seefahrt, aber auch religiöse und historische Szenen fanden sich im Motivrepertoire wieder. In den folgenden Jahrhunderten richtete sich das Dekor immer auch nach den aktuellen Moden. In der Renaissance glichen sie beispielsweise orientalischen Wandteppichen. Im Barock entstanden riesige Fliesen-Paneele, die ausschließlich in Weiß und Blau gehalten waren. Farbige Relieffliesen mit floralen Motiven verwiesen Mitte des 19. Jh. auf den nahenden Jugendstil. Eines der beeindruckendsten Werke ist das 1700 entstandene, fast 23 Meter lange Grande Panorama de Lisboa. Es zeigt die portugiesische Metropole in all ihren Details. Nachdem die Stadt bei einem Erdbeben 1755 zu großen Teilen zerstört wurde, half das Azulejo bei der getreuen Rekonstruktion des Stadtbildes.

Mit Erfindung des Siebdrucks und der industriellen Herstellung der Azulejos ab dem 19. Jahrhundert schmückten die Fliesenbilder nicht länger nur die Fassaden der Wohlhabenden, sondern auch Mietskasernen, Fabriken und Bahnhöfe – die Lissaboner Metro zeigt dies auf vielfältige Weise. Noch heute prägen Azulejos das Stadtbild vieler portugiesischer Städte. Leider mangelt es an Konzepten zur Restaurierung der Fliesenbilder und viele Kunstwerke zerfallen. Bis 2011 wurden die großen Azulejos des Bahnhofs São Bento – bestehend aus 20.000 Fliesen – einzeln gereinigt und dann restauriert. Ablagerungen durch Luftverschmutzungen mussten mit Wasser, Spülmittel und Zahnbürsten entfernt werden.

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