_Integrales Planen

Wer mit BIM plant, profitiert in vielerlei Hinsicht. Denn gerade die Automatisierung typischer Arbeitsprozesse bietet im Planungsprozess einen enormen zeitlichen Vorteil. Viele Automatismen sind in das Planungsprogramm Vectorworks bereits integriert und als Werkzeug nutzbar. Sind aber Sonderlösungen oder spezielle Anforderungen gefragt, reicht die Werkzeugpalette unter Umständen nicht aus. Dafür wurde Marionette entwickelt, eine grafische Programmieroberfläche, die seit 2016 in der Software von Computerworks vorhanden ist. Damit können auch unerfahrene User ohne umfangreiche Programmierkenntnisse verschiedene, individuell auf die eigenen Probleme zugeschnittene Lösungen entwickeln.

Mithilfe des Scripting-Tools, das im Hintergrund mit der gängigen Programmiersprache Python arbeitet, können eigene Scripte, Werkzeuge, Bauteile mit Objektdaten sowie Plug-Ins erstellt werden. Dabei muss keine Zeile Code selbst geschrieben werden; vielmehr können Grundform, Koordinaten, Größe und viele weitere Parameter über einzelne Knotenpunkte (sogenannte Nodes) festgelegt werden. Die Knotenpunkte enthalten jeweils Befehle, die korrekt miteinander verbunden werden müssen, um ein funktionierendes Script zu erhalten. Ist das Knotennetzwerk einmal gebaut, kann auf Knopfdruck das entsprechende Ergebnis in der Planungsumgebung ausgegeben werden. Dabei besteht die Möglichkeit, immer wieder Änderungen innerhalb des Scripts durchzuführen, was zum Beispiel für die Erstellung von Varianten eines geometrischen Objekts besonders hilfreich ist. Auf diese Weise lassen sich auch sehr komplexe Gebäudestrukturen verhältnismäßig einfach ausführen.

Gelungenes Planungsbeispiel

Doch nicht nur für die Erstellung geometrischer Objekte kann das Tool eingesetzt werden. Das zeigt Pascal Völz mit seiner Masterarbeit Entwurfs- und Konstruktionsplanung eines naturnahen ökologisch ausgeführten Hotels mit dem Schwerpunkt BIM, die an der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe entstanden ist. Er plante das Projekt, das auf einem System mit Geschossen, Konstruktionsebenen und Klassen beruht, als BIM-Modell mit Vectorworks. Dafür hat der Absolvent ein Marionette-Script entwickelt, das die automatisierte Datenübergabe von der Software an Excel ermöglicht – eine Schnittstelle die in Vectorworks so nicht vorhanden war.

Dafür hat Völz zunächst die ausgewählte Information festgelegt; über verschiedene Suchfilter konnte das Marionette-Script die gewählten Objekte innerhalb des 3D-Modells ermitteln. Diese Objekte mussten im nächsten Schritt im Script als Parameter festgesetzt und definiert werden. Beim Ausführen des Scripts werden die Daten innerhalb von Vectorworks vorerst in eine Übergabetabelle geschrieben, um sie dann mithilfe des externen Plug-Ins XlsxWriter als Excell-Datei auszugeben. Auf dieser Basis kann etwa eine Tabelle zur Kostenschätzung nach DIN 276-08 automatisiert erstellt werden. Außerdem können allgemeine Daten wie die Grundflächenzahl, Geschossflächenzahl oder die Baumassen automatisiert berechnet werden.

Für Einsteiger bietet Vectorworks verschiedene Tutorials und Einführungsfilme auf der Homepage an; zusätzlich wird ein 40-seitiges White Paper zur Einführung in das Scripten mit Marionette bereitgestellt (s. Surftipps).

Fachwissen zum Thema

Surftipps

• https://www.computerworks.de/produkte/vectorworks/vectorworks-architektur/marionette.html
• http://cw-downloads.eu/vectorworks/vw2018/VW_2018_White_Paper_Marionette.pdf
• https://www.pascalvoelz.de/