Aussichtsturm British Airways i360 in Brighton

Ausblick in 140 Metern Höhe und Energie-Rückgewinnungsprozess

Heute erinnert nur noch ein korrodiertes Stahlgerippe rund hundert Meter vor der Küste des südenglischen Seebads Brighton an den Glanz längst vergangener Zeiten. Einst ragte hier der West Pier in den Ärmelkanal – eine Seebrücke im viktorianischen Baustil mit kleinem Pavillon, einem Konzert- und Theatersaal. Zwei Brände setzten dem Bauwerk stark zu, bis schließlich Mitte der Nullerjahre weite Teile einstürzten. Jetzt, knapp 13 Jahre später, erhält Brighton eine neue spektakuläre Sehenswürdigkeit nach Plänen des Büros Marks Barfield Architects aus London: einen Turm anstatt einer Brücke. Der British Airways i360 ist ein 162 Meter hoher Aussichtsturm, der einen bis zu 40 Kilometer weiten Rundumblick auf die Grafschaft East Sussex und den Ärmelkanal verspricht.

Eine donutförmige Glaskapsel fährt die Besucher hinauf in 138 Meter Höhe
Bei gutem Wetter ermöglicht die Glaskapsel einen 40 Kilometer weiten Rundumblick
Die Unterseite der Kapsel ist verspiegelt

Die Planer platzierten das Bauwerk zwischen zwei wiederaufgebauten Häuschen, die ursprünglich den Zugang zur Brücke markierten. Die beiden eingeschossigen Gebäude nehmen ein Café und den Ticketshop auf und sitzen auf einem weit ausladenden, verglasten Sockel. In dessen Mitte schießt der zylindrische, nur 3,90 Meter breite Turmschacht wie aus dem Nichts empor. Seine Hülle besteht aus hellgrauen Aluminium-Lochblechen. Mit einem Verhältnis von Höhe zu Breite von mehr als 40:1 ist der Turm der derzeit ein Novum. Spektakulär ist auch die Glaskapsel in Form eines Torus, der die Aussichtsplattform aufnimmt und mittels moderner Seilbahntechnologie entlang des Schachts angehoben oder abgesenkt wird. Die Kapsel hat einen Durchmesser von 19 Metern und wiegt 94 Tonnen. In ihrem Inneren können sich die Besucher frei bewegen, sich setzen oder an der Bar ein Getränk zu sich nehmen. Über die raumhohen Verglasungen ist der scheinbar endlose Blick in die Weite von jedem Standpunkt aus möglich.

Wird die Kapsel komplett abgesenkt verschwindet sie im Sockelbau und bietet den Besuchern die Möglichkeit, sie auf Strandlevel zu verlassen. Oder diese Ebene mit Veranstaltungs- und Ausstellungsräumen, einem Restaurant, Souvenirgeschäft sowie Sanitärräumen zu nutzen.

Gebäudetechnik
Eine Wärmepumpenanlage versorgt das Sockelgebäude in den Wintermonaten mit Wärme. Da die Luft-/Luft-Wärmepumpen reversibel ausgebildet sind, können sie im Sommer auch zur Raumkühlung eingesetzt werden. Eine bedarfsgerechte Bereitstellung von Energie in den verschiedenen Räumen und Bereichen wird über einzelne Luftverteilerstationen erzielt. Je nach Wetterlage ist eine natürliche Be- und Entlüftung möglich.

In der Kapsel verhindern zwölf Luftschleieranlagen im Kleinstformat Kälte- und Zugerscheinungen sowie das Beschlagen der Glashülle – was den Ausblick unmöglich machen würde. Die einzelnen Anlagen sind entweder einen oder anderthalb Meter lang und konnten problemlos oberhalb der gebogenen Verglasungen platziert werden. Damit sie nicht auffallen, wurden ihre verzinkten Stahlgehäuse grau beschichtet. Die Luftschleier können stündlich bis zu 2.150 m³ Luft an den Raum abgeben und sorgen mit einer thermischen Leistung von 9 kW auch im Winter für angenehme Temperaturen.

Während die Kapsel hinabfährt, wird ein Energie-Rückgewinnungsprozess in Gang gesetzt, bei dem Strom erzeugt wird. Die produzierte Strommenge deckt fast die Hälfte des Bedarfs für den nächsten Aufstieg. Die restliche Stromversorgung erfolgt über das öffentliche Netz der Stadt Brighton. -kt

Bautafel

Architekten: Marks Barfied Architects, London
Projektbeteiligte: Hollandia Structures, Krimpen aan den IJssel (Stahlbau); JS Air Curtains, Littlehampton (Luftschleieranlagen)
Bauherr: Stadt Brighton
Fertigstellung: 2016
Standort: Lower Kings Road, Brighton
Bildnachweis: British Airways, Harmondsworth; Paul Raftery Photography

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