Außenbereich einer Herberge bei Qingshi

Geschützter Garten

An den Hängen eines Berges liegt die Qianyi Farm, eine Herberge etwa 50 Kilometer östlich von Wuhan. In dem Gebäude war einst eine Grundschule untergebracht, danach stand es leer. Vor einigen Jahren wurde es grundlegend saniert und in einen Ort verwandelt, in dem die zumeist jugendlichen Gäste ländliches Leben kennenlernen, sich handwerklich betätigen und entspannen können.

Den Übergang vom Haupttrakt formt eine Mauer mit kreisrunder Öffnung, die von den Mondtoren der klassischen chinesischen Gartenarchitektur inspiriert scheint.
Die Erweiterung plante das universitäre Architekturstudio Big Smallness zusammen mit dem Büro Adap Architects.
Ein rautenförmiges Raster bildet im Grundriss die Grundlage der Konstruktion, im Schnitt präsentiert sich der Bau als Zusammenspiel von drei versetzt zueinander angeordneten Pultdächern.

Für die Umnutzung verantwortlich zeichnete damals das Büro Adap Architects, das nun zusammen mit Big Smallness, einem Architekturstudio der Huazhong University of Science and Technology, eine Erweiterung plante. Im Fokus stand dabei die dem Hang zugewandte Rückseite der Qianyi Farm, die bisher zum Anbau von Süßkartoffeln genutzt wurde. Mit geringem Budget verwirklichte das Planungsteam einen überdachten Außenbereich, der auf vielfältige Weise zur Aneignung einlädt.

Pultdächer über Rauten

Ein rautenförmiges Raster bildet im Grundriss die Grundlage der Gerüstkonstruktion, im Schnitt präsentiert sich der Bau als Zusammenspiel von drei versetzt zueinander angeordneten Pultdächern. Die Platten zur Deckung sind zumeist annähernd dreieckig geformt (oder zu Dreiecken zusammengesetzt) und entweder opak oder transparent ausgebildet.

Mauern in zwei Höhen teilen den überdachten Bereich räumlich ein. Die meisten davon zeichnen Teile der Rautenform nach, die anderen sind parallel zum benachbarten Haupttrakt der Anlage angeordnet. Gitterartige, durchlässige Strukturen wechseln mit geschlossenen Abschnitten.

Steinerner Garten

Den Übergang vom Haupttrakt zum geschützten Außenraum formt eine Mauer mit kreisrunder Öffnung, die von den Mondtoren der klassischen chinesischen Gartenarchitektur inspiriert scheint. Zwei Wasserbecken mit unregelmäßigen, fünfeckigen Formen, die weitgehend dem Grundrissraster folgen, sind frei von Überdachungen und greifen ein weiteres Element der traditionellen Gartengestaltung auf.

Die Kosten für die Erstellung des Bauwerks beliefen sich umgerechnet auf etwa 15.000 Euro. Ursprünglich war angedacht, die räumliche Komposition nach Bedarf zu ändern – in der Praxis ist es jedoch so, dass die vorhandene Struktur flexibel genutzt wird und strukturell unverändert bleibt.

Gerüste: Zwischen temporärer und dauerhafter Nutzung

Gerüstbauteile, einfache Platten aus Holzwerkstoff und Polycarbonat sowie Ziegel und Hohlmauersteine sind die prägenden Materialien des überdachten Außenbereichs; dazu kamen jede Menge Kabelbinder, die nicht nur die Elektroleitungen fixieren, sondern zum Teil auch konstruktiv eingesetzt wurden.

Die Vorgabe, dass die Struktur grundsätzlich veränderbar und leicht zu demontieren bleiben sollte, sorgte für die Wahl eines Stahlrohrkupplungsgerüstes als tragende Konstruktion. Dabei korrespondieren die Metallrohre mit dem Baustoff Bambus, der etwa für die Bekleidung der Vorderseite des Haupttraktes der Herberge oder für den Bau einer bühnenartigen Plattform im Eingangshof verwendet wurde.

Bei der Überdachung formen in der Regel je zwei miteinander verbundene Stahlrohre ein vertikales Stützelement. Sie setzen auf vorgefertigten Punktfundamente auf und sind über Ankerplatten daran befestigt. Das Dachtragwerk sowie die Streben zur Aussteifung sind an diese Stützelemente montiert.

Aufgrund der vielen unterschiedlichen Bauteillängen und Orientierungen wirkt die Konstruktion auf den ersten Blick komplexer, als sie ist. Dazu trägt auch bei, dass zwei der transparenten Dachelemente des nördlichen Dachbereichs eine halbe Konstruktionsebene höher liegen als die benachbarten Holzwerkstoffplatten, um einen reibungsloseren Ablauf des Regenwassers zu gewährleisten. -chi

Bautafel

Architektur: Big Smallness Studio / School of Architecture and Urban Planning / Huazhong University of Science and Technology (HUST), Wuhan, mit ADAP Architects, Wuhan
Projektteam: TAN Gangyi, Daniel, XIE Long, CHEN Bo
Bauherrschaft: Qian Yi Agriculture, Hubei
Projektbeteiligte: Lokale Fachkräfte und Studierende der Huazhong University of Science and Technology
Standort: Zhengjia Shan, Qingshi, Präfektur Qichun, Provinz Hubei
Fertigstellung: 2017
Bildnachweis: QIAN Min, TAN Gangyi, Tan Xinjie; Big Smallness Studio / HUST, Wuhan; ADAP Architects, Wuhan

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