Aussegnungshalle in Aalen

Verglasung mit integriertem Messinggewebe

Auf dem Waldfriedhof der baden-württembergischen Stadt Aalen hatte der Architekt Karl Gonser 1954 ein den Ort prägendes und raumbildendes Gebäudeensemble aus Aufbahrungsgebäude und Aussegnungshalle geschaffen. 55 Jahre nach ihrer Erbauung galt die Aussegnungshalle u.a. wegen der Lichtführung als nicht mehr zeitgemäß und wurde einer grundlegenden Sanierung nach Plänen des Stuttgarter Architekturbüros C18 unterzogen.

Tonnengewölbe mit Weidengeflecht
Natürliche, helle Materialien bestimmen den Innenraum
Die Decke gleicht einem beschützenden Baldachin

Die Architekten gestalteten den gesamten Innenraum neu und fügten im Chorbereich eine neue Verglasung ein. Bei allen Veränderungen stand die Reduktion auf das Wesentliche, verbunden mit einem tiefen Respekt vor der vorhandenen Architektur, dem Ort und den Gefühlen der sich hier versammelnden Menschen im Vordergrund ihrer Planung. Die wesentlichen Elemente der Tragstruktur sowie die Proportionierung und Symmetrie des Raums blieben unangetastet und wurden sogar noch betont, um die Raumwirkung eines beschützenden Baldachins zu erzielen.

Für die Architekten steht das im Halbrunden unter der Decke gespannte Weidengeflecht sinnbildlich für den textilen, also geflochtenen, gewebten Ursprung der Architektur. Natürliche, helle Materialien bestimmen den Innenraum. Neben weißem Kalkputz an den Wänden und der neuen weißen Metallwendeltreppe zur Empore sorgen helle Brauntöne für eine warme Atmosphäre. Lederbezogene Bänke aus kanadischer Birke stehen auf einem hellen, sägerauen Muschelkalkboden mit integrierter Fußbodenheizung. Der Blick Richtung Osten zum großen Chorfenster ist im wahrsten Sinne des Wortes erleuchtend: Von einem stilisierten Kreuz aus Messingblech getrennt, werden die von Helmut Schuster kunstvoll gestalteten Glasscheiben von Tageslicht hinterleuchtet. Alle anderen Fenster und Türen sind mit einer Verglasung ausgestattet, in deren Scheibenzwischenraum ein Messinggewebe integriert ist, ihre Rahmen bestehen aus Eiche.

Sonnenschutz
Da die Metalleinlagen in der Verglasung keine Blicke von außen zulassen, sorgen sie für eine private Atmosphäre und einen ungestörten Rückzugsraum für die Trauernden. Von innen ist die Durchsicht nach außen jedoch weiterhin möglich. Darüber hinaus filtert das Metallgewebe im Glas das einfallende Licht, das sich in den Gewebemustern bricht, verringert die direkte solare Transmission und sorgt für blendfreies Tageslicht in der Aussegnungshalle. Der Architekt Marcus Kaestle erläutert: „Für uns war es wichtig, dass das eingesetzte Produkt dem Hauptthema des Baldachins entspricht. Das Messinggewebe passt in seiner Materialität und Farbigkeit zum handwerklichen Weidengeflecht. Es spricht die gleiche architektonische Sprache wie der Baldachin und wirkt dabei nicht technoid.

Mit einer Sonnenschutzbeschichtung ausgerüstet, erreicht das 3-fach Isolierglas einen Gesamtenergiedurchlassgrad zwischen 14 und 17% sowie einen Lichttransmissionsgrad zwischen 17 und 24%, jeweils nach DIN EN 410.

Bautafel

Architekten: Karl Gonser, Stuttgart; C18 Architekten, Stuttgart - Marcus Kaestle, Andreas Ocker, Michael Roeder (Umbau)
Projektbeteiligte: Benkelmann, Westhausen (Heizung); Helmut Schuster, Aalen (künstlerische Gestaltung der Isolierverglasung); Mayersche Hofkunstanstalt, München (Ausführung des Chorfensters); Okalux, Marktheidenfeld (Hersteller Isolierglas mit Streckmetalleinlage)
Bauherr: Stadt Aalen, Zentrale Bauverwaltung und Immobilien
Fertigstellung: 1954; 2009
Standort: Waldfriedhof Aalen, Stadionweg
Bildnachweis: Brigida Gonzalez, Stuttgart; Okalux, Marktheidenfeld

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