Ausbildungszentrum Prolin in Rehau

Materialmix und kräftige Farben an Böden und Möbeln

Viele Jahre lang lag die Alte Buntweberei im Herzen der oberfränkischen Stadt Rehau brach. 2010 wurde das Backsteingebäude von 1885 nach Plänen von Weberwürschinger Architekten entkernt, saniert, erweitert und zu einem Ausbildungszentrum der Firma Rehau umgebaut. Auf nun insgesamt 2.000 m² werden in dem nach einer Aminosäure benannten Gebäude Prolin sowohl handwerkliche als auch kaufmännische Berufe gelehrt.

Ostfassade mit Pultdach auf dem Erweiterungsbau
Der Aufenthaltsraum
Der Aufenthaltsraum in ersten Obergeschoss, Blick nach Norden

Da die alte Weberei stadtprägend ist, wollten die Bauherren sie trotz ihres maroden Zustandes erhalten: Die historischen Backsteinfassaden blieben bestehen und die Fenster wurden in den Originalzustand zurückversetzt. Der Erweiterungsbau, der sich an die östliche Giebelwand des Altbaus anschließt, nimmt diese äußere Gestaltung auf und ist ebenfalls aus Backstein. Seine Fensterformate sind denen des Altbaus sehr ähnlich, verändern sich jedoch und werden größer, je weiter sie sich von den alten Fenstern entfernen. Das größte Fenster ist an der Nordost-Ecke, die am weitesten vom Bestandsgebäude entfernt liegt (siehe Abb.1,2+18).

Das Ensemble aus Alt-und-Neu bildet im Grundriss ein Rechteck (Altbau) mit leicht abgewinkeltem, länglichem Viereck (Erweiterung). Dieses resultiert aus dem parallelen Verlauf des Erweiterungsbaus zum angrenzenden Fluss Schwesnitz, wodurch sich ein Knick im Gesamtgebäude ergibt. Im Dachbereich wurde die Firstlinie des Satteldach auf dem Altbau aufgenommen, hier knickt sie jedoch nicht ab, sondern wird  geradeaus (in Verlängerung des Bestandsfirsts) weitergeführt, sodass ein Pultdach und eine abgeschrägte Gebäudeecke beim Erweiterungsbau entstehen (siehe Abb.12,13+16).  Die Traufe an der Nordseite bildet ein aufsteigende Kante, sodass sich Firstlinie und Nordost-Ecke des Gebäudes in einem Punkt treffen. Auf der Südseite fällt die Traufe fast um eine Geschosshöhe ab. Daraus ergeben sich abwechslungsreiche Räume im Gebäudeinneren.

Die Innenräume sind geprägt durch intensive Farben der Böden und Möbel, die sich gut von dem hellen Sichtbeton, den weißen Flächen an Decken und Wänden sowie den anthrazitfarbenen Türen und Handläufen abheben. Werkbänke, Schränke und der Blendschutz der beiden Werkstätten im Erdgeschoss sind blau; die Umkleide- und Waschräume sowie der große Aufenthaltsraum im ersten Obergeschoss, der auch für Veranstaltungen genutzt werden kann, sind durch unterschiedliche Rottöne akzentuiert und das zweite Obergeschoss – hier befinden sich die Unterrichtsräume – ist mit einem grünen Bodenbelag ausgestattet.

Boden
Beim Ausbildungszentrum kommen sowohl Fliesen als auch elastische und textile Bodenbeläge zum Einsatz. In den oberen Schulungsräumen wurden 400 m² Nadelvlies in einem satten Grün verlegt. Dieser textile Bodenbelag gilt als sehr robust und langlebig und eignet sich deshalb für stark beanspruchte Objekte. Die Oberfläche des verwendeten Bodenbelags ist mit einer schmutzabweisenden Beschichtung versehen. Die Nutzschicht ist 3,5 mm dick und besteht aus grobfaserigen Polyamid (PA 6), die auf einem Rücken aus 3 mm dicken Polyethylenterephthalat (PET) aufgebracht ist. Aufgrund der Dicke entsteht eine Verbesserung der Trittschalldämmung, die mit dem Maß von ca. 22 dB angegeben wird.

Als Bodenbelag der Umkleide- und Waschräume wählten die Architekten 15 x 15 cm große Feinsteinzeugfliesen in einem hellen Braun. Die im Mörtelbett verlegten Bodenfliesen sind nicht glasiert, aber mit einer wasserdichten Oberfläche versehen; sie sind verschleißfest, frostsicher und beständig gegen Chemikalien. In den Fluren des ersten Obergeschosses kommt ein rotes Linoleum zum Einsatz.

Eine hellgraue Epoxidharzbeschichtung bildet die Nutzschicht in den sonstigen Erschließungsflächen, in der Werkstatt im Erdgeschoss sowie im großen Aufenthaltsraum im ersten Obergeschoss. Diese wurde direkt auf den zementhaltigen Estrich aufgebracht.

Bautafel

Architekten: Weberwürschinger Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Bräutigam Consult, Nabburg (Tragwerksplanung); Netzel und Rennert Ingenieure, Hof (HLS/Elektro); Piewak und Partner, Bayreuth (Baugrundgutachter); Wolfram Frank, München (Brandschutzkonzept); Econa, Berlin (Energieberatung und Bauphysik); Rehau, Rehau (Fenster); DLW Flooring, Bietigheim-Bissingen (Textile Bodenbeläge, Nadelvlies); Mosa, Maastricht (Fliesen)
Bauherr: Rehau
Fertigstellung: 2010
Standort: Gerberstraße 20, 95111 Rehau
Bildnachweis: Stefan Meyer, Berlin für DLW Flooring, Bietigheim-Bissingen

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Getufteter Teppichboden (hier: Bowlloop 900 von Object Carpet)

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Eigenschaften von Linoleum

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Steinzeugfliesen haben einen geringen Abrieb und sind frostbeständig, wie hier im Bild die Exemplare des Herstellers Golem.

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Steinzeugfliesen

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