Ausbildungszentrum in Nyanza

Traditionelle Bautechniken von lokalen Handwerkern ausgeführt

Nachhaltige Architektur ist nicht überall auf der Welt mit den gleichen Mitteln zu erreichen. Der Münchner Architekt Dominikus Stark zeigt mit dem Neubau eines Ausbildungszentrums in Ruanda eine auf die dortigen Verhältnisse zugeschnittene nachhaltige Lösung.

Ziegel und Flechtwerk wurden vor Ort hergestellt
Ausbildungszentrum in Nyanza
Vorgelagerte Stützenreihen bilden einen Filter zwischen den Räumen und dem Innenhof

Das Gebäude entstand auf private Initiative hin als IT-Ausbildungszentrum, das eng mit der ruandischen Wirtschaft kooperiert. Es sollte sowohl inhaltlich als auch architektonisch die Wirkung eines Leuchtturms übernehmen. Die direkte Umgebung ist durch Landwirtschaft aber auch durch unzählige, verstreut stehende Lehmhäuser stark geprägt.

Verwaltung, Klassenräume, Sprachlabor, Bibliothek, Küche, Speisesaal, Café und Copyshop sind um einen zentralen Platz herum gruppiert und integrieren auch ein bestehendes Haus in die neue Anlage. Den Vorplatz und Eingang des Komplexes bildet das öffentlich zugängliche Internetcafé mit Copyshop, das sich auch als einziges Bauteil nach außen orientiert. Die anderen Nutzungen sind zum zentralen Hof hin geöffnet. Vorgeschaltete Innenhöfe und Stützenreihen lassen Rückzugsbereiche entstehen und ermöglichen verschiedene Nutzungen zur selben Zeit. Direkten Zugang zum zentralen Freiraum bietet der Speisesaal, der sich auch für Hochzeiten und Kinoabende nutzen lässt.

Nachhaltig Bauen
Die tief eingeschnittenen Höfe, und die den Häusern vorgelagerten Stützenreihen schützen vor der starken Sonneneinstrahlung. Eine einfache Querlüftung über Öffnungen auf Höhe der Zwischendecke und im oberen Bereich der Räume ermöglicht in Kombination mit der Speichermasse der massiven Wände ein angenehmes Raumklima. Die Dächer sind so angelegt, dass sie das - in diesen Breitengraden kostbare - Regenwasser sammeln.

Für den Bau wurden im Wesentlichen drei Materialien genutzt: Ziegel, Stahl und Flechtwerk. Auf Holz - hierzulande geradezu ein Sinnbild für nachhaltiges Bauen - wurde aufgrund des Mangels vor Ort bewusst verzichtet. Der in Ruanda traditionelle Baustoff Lehm prägt das gesamte Erscheinungsbild. Für die Wahl sprach insbesondere, dass das Material lokal verfügbar war und sich, zu Ziegeln gebrannt, problemlos ohne Maschinen verarbeiten ließ. Viele sogenannte Ein-Mann-Unternehmen formten die Rohlinge dafür mit der Hand und brannte sie, dann als Kooperative, über Wochen vor Ort zu Ziegelsteinen. Die insgesamt ca. 575.000 Steine wurden präzise zu Wände, Stützen, Bodenbeläge und Sitzbänke verarbeitet. Auch die Deckenverkleidungen sowie das Flechtwerk der Kantinen- und Hoftore aus Papyrus entstanden in traditioneller Technik und durch die örtliche Handwerkerinnen.

Das Ausbildungszentrum erhielt bei dem, von der „Initiative Bauen mit Backstein“ ausgelobten, Fritz-Höger-Preis 2011 den Sonderpreis.

Bautafel

Architekten: Dominikus Stark Architekten, München; Markus Seifert, Adi Wiesenhofer, München (Mitarbeiter)
Projektbeteiligte: Marcel Enzweiler, München (Beratung Statik); Lokale Handwerker (Bauunternehmer)
Bauherr: k. A.
Fertigstellung: 2010
Standort: Nyanza/RWA
Bildnachweis: Florian Holzherr, München

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Wer nachhaltig Bauen möchte, sollte Baustoffe wählen, die aus nachwachsenden, gut recyclebaren und lange verfügbaren Rohstoffen bestehen (Bild: Wasserstrichziegel).

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Akustik-Klinker aus der Vormauerziegelserie Terca von Wienerberger

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Tiefe Fensterlaibungen können zur Verschattung beitragen; im Bild Haus Sechzehn A in Bergisch Gladbach.

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