Auditorio de Tenerife in Santa Cruz

Weisser Fels in der Brandung

Der Baustoff Beton bietet beinahe unbegrenzte Möglichkeiten der Formgebung, doch nur wenige Entwerfer schöpfen diese wirklich aus. Anders ist das bei dem aus Valencia stammenden Architekten Santiago Calatrava: Seine an der Natur orientierten Konstruktionen gehen mit ihren Rundungen und Schwüngen bis an die Grenzen des im Bauwesen realisierbaren. Mit dem Auditorio Adán Martín Menis hat er in Santa Cruz, der Hauptstadt der Kanareninsel Teneriffa, eine Kongress- und Konzerthalle geschaffen, deren skulpturale Gestalt die Einsatzmöglichkeiten individuell geschalten Ortbetons imposant demonstriert.

Die Basis verknüpft die Niveaus der angrenzenden Straßen und schafft einen großen öffentlichen Platz.
Zusammen mit dem Parque Marítimo César Manrique steht es sinnbildhaft für die Aufwertung der städtischen Küste.
Über der bootsförmigen Basis wölbt sich der große Konzertsaal in die Höhe.

Bereits im Jahr 1989 vergab die Stadt den Auftrag zur Planung der neuen Kultureinrichtung. Südlich der Altstadt im Stadtviertel Los Llanos gelegen, sollte das 2003 nach zehnjähriger Bauzeit fertiggestellte Gebäude in der von Verkehrsbauten und Industrieanlagen geprägten Umgebung einen positiven architektonischen Akzent setzen. Zusammen mit dem direkt nebenan realisierten Parque Marítimo César Manrique und der ebenfalls von Calatrava gestalteten Messehalle auf der gegenüberliegenden Straßenseite, steht es sinnbildhaft für die Aufwertung der städtischen Küste.

Skulpturaler Baukörper

Das strahlend weiße und vollständig aus Beton errichtete Bauwerk steht auf einem Plateau aus vulkanischem Basalt, das die Niveaus der angrenzenden Straßen verknüpft und einen großen öffentlichen Platz schafft. In seinem Inneren befinden sich ein Auditorium mit 1.658 Sitzplätzen und ein Kammermusiksaal für 428 Besucher. Der kleine Saal ist, zusammen mit den Technikeinrichtungen und den Umkleidekabinen, in einem etwa 60 Meter breiten, abgetreppten Sockel untergebracht. Über der Basis wölbt sich der große Konzertsaal in die Höhe, der wiederum von einem sichelförmigen Dach überspannt wird. Laut Architekt stand eine brechende Welle dafür Pate. Zwei über 50 Meter spannende Bögen markieren die Künstlereingänge auf beiden Längsseiten des Gebäudes.

Mit Ausnahme der zum Meer gewandten Rückseite bedecken Trencadís die Kongress- und Konzerthalle. Bei ihnen handelt es sich um eine spezielle Mosaikart, die aus Bruchstücken keramischer Fliesen zusammengefügt wird und sich ideal für komplex gebogene Formen eignet. Sie sind eine Hommage an das Hauptwerk des katalanischen Architekten Antoni Gaudí und lassen die skulpturale Gebäudehülle bei Tages- und Kunstlicht aus der Ferne leuchten.

Außen hui, innen auch

Über große Treppenanlagen erreichen Besucher die obere Ebene des bootsförmigen Baukörpers, von der aus der große Konzertsaal erschlossen wird. Zwei Halbschalen-Segmente legen sich hier schützend um die kuppelartige Hülle des Auditoriums und bilden so einen von oben über ein Glasdach belichteten Zwischenraum, durch den die Besucher zu den Vorstellungen gelangt. Kammermusik-Saal und Café befinden sich ein Geschoss tiefer an einem Foyer, das unter den Zuschauerrängen des Hauptsaals liegt.

Die Akustikdecke der Philharmonie hat die Form eines leicht zur Bühne geneigten Kegels und ist umlaufend mit gefalteten Flächen verkleidet. Diese Wandverkleidungen lösen sich nach oben in Rippen auf und münden schließlich in ein Oberlicht an der Spitze. Die in ihrer Wirkung spektakuläre Wandoberfläche nimmt für den Besucher unsichtbar sowohl die Einstellmechanismen für Schallreflexion als auch die Beleuchtung auf. Es entsteht der Eindruck eines 50 Meter hohen Zeltdachs, mit dem die architektonische Extravaganz im Inneren seine Vollendung findet.

Gerüste und Schalungen: Freie Formen aus weißem Sichtbeton

Selbst Laien wird sofort klar, dass die hier umgesetzte Bauskulptur nur unter größtem Aufwand herzustellen war. Das Projekt nahm den gesamten Systembaukasten eines deutschen Gerüst- und Schalungsherstellers in Anspruch. Die fließenden Formen der Architektur erforderten die stufenlose Anpassungsfähigkeit der Schalungen. Dazu mussten Module verschiedener Schalsysteme, wie zum Beispiel Rund- und Gleitschalungen, kombiniert werden.

Die schlanke, frei tragende Überdachung in Wellenform konnte mit einer Selbstkletterschalung mit variabel einstellbaren Tragarmen umgesetzt werden. In insgesamt 32 Abschnitten wurde die Freiform gegossen, jedes der Segmente nahm eine Woche Zeit in Anspruch. Neben der Schalung mussten auch Arbeitsbühnen zur Verfügung gestellt werden, die ebenfalls an die räumliche Situation anzupassen waren. Teilweise wurden diese an den kletternden Schalungsträger montiert und dann fortlaufend umgebaut.

Zur Abstützung des Überhangs wurde auf der Unterseite der Sichel ein modulares Traggerüst aufgestellt und auf der Kuppel des Konzertsaals verankert. Dazu mussten die Gerüstfüße in einem Achsabstand von 1,50 x 1,50 Meter der Dachwölbung entsprechend ausgefahren und auf der Dachfläche fixiert werden.

Bautafel

Architekt: Santiago Calatrava Architects, Zürich
Projektbeteiligte:
Peri, Weißenhorn (Selbstklettersystem ACS; Träger-Wandschalung Vario GT 24; Wandschalung Trio; Traggerüst Peri Up)
Bauherr: Ute Auditorio de Tenerife (Joint Venture: Nesco / Dragados)
Standort:
Av de la Constitucion 1, 38003 Santa Cruz de Tenerife, Spanien
Fertigstellung: 2003
Bildnachweis: Peri, Weißenhorn / R. Mendez

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