Atelierhaus in Dien Ban

Perforiertes Sichtmauerwerk für natürliche Querlüftung

Die Bewohner der vietnamesischen Provinz Quang Nam leben mehrheitlich von der Landwirtschaft. Fester Bestandteil regionaler Traditionen ist zudem das Kunsthandwerk – produziert werden vornehmlich Töpferwaren, Seide und geflochtene Matten. Für den Künstler Le Duc Ha, der für seine Terrakotta-Arbeiten geschätzt wird, entwarf das Architekturbüro Tropical Space aus Ho-Chi-Minh-Stadt ein kubisches Atelierhaus. Umhüllt von luftig perforiertem Mauerwerk und bedeckt von einem Glasdach, beträgt die Kantenlänge des Baukörpers exakt sieben Meter.

Der kubische Bau misst 7 x 7 x 7 Meter
Südfassade
An der Westseite befindet sich auf einer Achse mit dem Haupteingang ein weiterer Ein- und Ausgang

Das Terra Cotta Studio befindet sich am nördlichen Ufer des Thu Bon-Flusses, einige Kilometer landeinwärts von dessen Mündungsdelta ins Chinesische Meer. Das Erdgeschoss dient als Arbeitsebene, zentral im Raum steht die Töpferdrehscheibe, eingefasst von einer kreisrunden Sitzbank. In der Zwischendecke darüber befindet sich eine zwei Meter große kreisförmige Öffnung, die den Arbeitsplatz mit Tageslicht von oben versorgt. Für Besucher, die sich dem Atelier über die lange Zuwegung von Osten nähern, ist der Künstler an der Drehscheibe durch den offenen Haupteingang bereits von Weitem gut erkennbar.

Das eingestellte Zwischengeschoss lastet als Stahlbetonskelett mit vier Eckpfeilern auf der Bodenplatte aus Beton. Für die Deckenunterseite und die Öffnungskanten wurden geflochtene Matten als Schalungshaut verwendet, deren Struktur sich auf der Betonoberfläche abzeichnet; die Fußböden hingegen sind glatt abgezogen. Zwischen der äußeren Backsteinhülle und der Geschossdecke lässt eine umlaufend sechzig Zentimeter breite Fuge Raum für ein Holzgerüst vom Erdgeschoss bis unters Dach. Integriert ist eine hölzerne Treppe, die zunächst auf das Zwischengeschoss und dann weiter hinauf zu einem umlaufenden Steg führt, der höchsten Ebene unterhalb des schützenden Glasdachs. Auf den Regalböden im Holzgerüst trocknen die frischen Tonarbeiten des Künstlers, bevor sie gebrannt werden. Die gleiche Funktion erfüllt auch ein Bambusgerüst, welches das Grundstück wie ein Gartenzaun umfasst. Da der Thu Bon in der Vergangenheit bei Hochwasser schon mal über die Ufer trat, sind die in den oberen Reihen trocknenden Arbeiten vor den Fluten gesichert. 

Mauerwerk
Die Außenwände sind als selbsttragendes, einschaliges Sichtmauerwerk ausgeführt, womit die Architekten an die bis heute in der Region übliche traditionelle Bauweise anknüpfen. Die 35 cm starken Außenwände sind im schleppenden Läuferverband mit Mauerziegeln von 175 x 80 x 50 mm erstellt. Alle Fassaden sind unterteilt in sechs mal sechs quadratische Felder, die offen bleiben oder perforiert vermauert sind. Drei verschiedene Lochmuster erzeugen ein lebendiges Erscheinungsbild und interessante Lichtreflexionen im Inneren. Die Perforationen sorgen für eine natürliche Querlüftung des Ateliers, die den Trocknungsprozess der Tonskulpturen unterstützt und ein angenehmes Arbeiten in dem schwül-warmen, tropischen Klima ermöglicht. Zwischen den 80 x 80 cm großen Feldern sorgen 20 cm breite Mauerwerkspfeiler für die notwendige Stabilität und den Lastabtrag.

Bautafel

Architekten: Tropical Space, Ho-Chi-Minh-Stadt
Projektbeteiligte: Nguyen Hai Long, Tran Thi Ngu Ngon, Nguyen Anh Duc, Trinh Thanh Tu, Ho-Chi-Minh-Stadt (Architektenteam); Bach Ngoc Hoang, Ho-Chi-Minh-Stadt (Tragwerksplanung); Lokale Handwerker (Bauausführung); Dai Hiep Brick, Da Nang (Mauersteine)
Bauherr: Le Duc Ha, Hanoi
Fertigstellung: 2016
Standort:
Dien Phuong, Dien Ban, Quang Nam Provinz, Vietnam
Bildnachweis: Oki Hiroyuki, Ho-Chi-Minh-Stadt; Tropical Space, Ho-Chi-Minh-Stadt

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