AS Solar-Zentrale in Hannover

Umbau einer Industrieruine zum Plusenergie-Gebäude

Früher wurden hier Fernsehgeräte produziert, heute werden von hier aus Solaranlagen in alle Welt geliefert: Die Firmenzentrale von AS Solar in Hannover entwickelte sich von der Industrieruine zum Plusenergie-Gebäude. Bis Anfang der 1980er Jahre gehörte der Komplex an der Nenndorfer Chaussee dem Hersteller Telefunken, anschließend kam eine Großdruckerei darin unter. Danach nutzten einige Speditionen das Gebäude, das schließlich zusehends verfiel, als es nach der Jahrtausendwende leer stand und dem Vandalismus ausgesetzt war. Das sanierte Industriegebäude hat nun Modellcharakter und erzeugt, umgewandelt nach Plänen des Architekten John M. Frank, mehr Energie, als es verbraucht. Rund 240 Mitarbeiter sind in der Zentrale von AS Solar beschäftigt, die auf etwa 12.500 m² Räume für Büros, Produktion und Lager vereint.

Der Bestand war ein Zweitwerk von Telefunken
Das Obergeschoss wird als Bürofläche genutzt
Die einstige Produktion von Fernsehgeräten

Das Hauptgebäude ist ein zweigeteilter Stahlbeton-Skelettbau, dessen größerer Teil aus zwei übereinander liegenden Hallen besteht. Nach der Sanierung sind im Erdgeschoss zwei Seminarräume, eine Versorgungsküche, ein Bistro und ein so genannter „Technik-Showroom“ untergebracht. In einem Zwischengeschoss liegen Büros, Sozial- und Sanitärräume, daran angrenzend befindet sich der Fertigungsbereich, errichtet nach den Anforderungen der EnEV 2009. Das gesamte Obergeschoss wird als Bürofläche genutzt und ist - genau wie die anderen Büros und ähnlich genutzte Bereiche - im Passivhausstandard ausgebaut. 

Solares Bauen

Die energetischen Einsparpotenziale und schließlich der Plusenergiestandard des Gebäudes wurden durch eine sinnvolle Kombination passiver Maßnahmen und aktiver technischer Komponenten erzielt. Passive solare Gewinne werden über die Erhöhung der Fensterflächenanteile ermöglicht, aber auch durch zentral angeordnete, großzügige Lichthöfe. Der Strombedarf zur Beleuchtung, Belüftung und den Betrieb der EDV wird durch das Gesamtkonzept auf ein Minimum reduziert.

Die Beheizung und Kühlung des Gebäudes erfolgt vollständig durch Sonnenenergie und Biomasse. Zur Beheizung werden Holzpelletsheizkessel mit einer 150 m² großen thermischen Solaranlage aus Vakuumröhrenkollektoren an den West-, Süd- und Ostfassaden kombiniert. Die Kühlung des Gebäudes im Sommer erfolgt über eine Sorptionskältemaschine mit einer Kälteleistung von 30 kW, die aus der thermischen Solaranlage gespeist wird. Zur Abdeckung der Spitzenlast wird eine Kompressionskältemaschine eingesetzt. Zwei verschiedene Hochtemperaturwärmespeicher kommen zum Einsatz, außerdem wird ein vorhandener Sprinklertank als Niedrigtemperaturwärmespeicher genutzt.

Eine großflächige PV-Anlage auf dem Dach (268 kWp) erzeugt mehr Strom, als im Gebäude verbraucht wird - der überschüssige Solarstrom wird ins Netz eingespeist, sodass bis zu 80 Haushalte davon profitieren. Auch die Abwärme der Wechselrichter wird zur Beheizung des Gebäudes genutzt: Der Luftraum des Aufstellraums ist in das Lüftungskonzept zur Heizung integriert. Im Sommer werden die Wechselrichter über die Ansaugung von Frischluft gekühlt, damit die PV-Anlage höhere Erträge erzielt.

Durch die energetische Sanierung der Gebäudehülle, die Umsetzung einer angepassten Heizungsanlage sowie einer Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung reduziert sich der Heizenergiebedarf um mehr als 90 Prozent auf etwa 20 kWh/m² im Jahr.

Bautafel

Architekten: John M. Frank, Hannover
Projektbeteiligte:
Lars Kühl, Energydesign Braunschweig (Technik/Energiekonzept); Zimmerei Sieveke, Lohne (Tragwerk/Fassade); Homes, Heinemann & Partner, Hannover (Tragwerk/Bestand); Nienburger Ingenieur Gesellschaft, Nienburg (Brandschutz)
Bauherr:  AS Solar, Hannover
Fertigstellung: 2011
Standort: Nenndorfer Chaussee 9, 30453 Hannover
Bildnachweis: Tom Baerwald, AS Solar

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