Arten und Anwendungen von Verglasungen

In den Sommermonaten sind die Innenräume von Gebäuden vor Überhitzung und direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Das Gegenteil ist in den drei übrigen Jahreszeiten der Fall, hier sollen die solaren Gewinne möglichst groß sein, damit die Behaglichkeit erhöht und die Heizkosten reduziert werden können. Hier spielt die Wahl der richtigen Verglasung eine wichtige Rolle.

Beschichtetes Glas (Sputter-verfahren) beim „John Lewis“-Kaufhaus im britischen Leicester
Sonnenschutz-Isolierglas am Bahntower des Berliner Sony Centers
Geätztes Glas an Kunsthaus Bregenz

Sonnenschutzglas

Heutzutage sind die meisten Sonnenschutzgläser selektiv ausgebildet. Das bedeutet, dass sie zwar viel Tageslicht, aber nur wenig Infrarotstrahlung (IR) ins Innere der Gebäude lassen. Durch das gezielte Reflektieren dieser Wärmestrahlung, wird besonders in den Sommermonaten eine zu starke Überhitzung der Innenräume verhindert. Dies erfolgt durch eine aufgedampfte Beschichtung, die auf der Außenscheibe zum Scheibenzwischenraum hin angeordnet ist. Dabei wirkt diese Schicht wie ein Spiegel und reflektiert die IR-Strahlung. Sonnenschutzgläser können in den unterschiedlichsten Farbtönen ausgeführt werden. Ganz gleich ob eingefärbt oder edelmetallbeschichtet, die Strahlungstransmission wird durch Reflexion oder Absorption verringert. Neben einer  Reduktion des blendenden Sonnenlichteinfalls bieten farbige Gläser vor allem vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten für Fassade und Innenräume.

Wärmeschutzglas

Hierbei versteht man eine spezielle Ausführung von Isoliergläsern, wobei mindestens eine der Scheiben mit Edelmetallen oder Metalloxiden beschichtet ist. Gerade in den Wintermonaten können so die solaren Gewinne effektiv genutzt werden, da die Wärmeschutzverglasung (auch Wärmedämmverglasung genannt) als eine Art solares Kraftwerk dient und folglich Heizenergie eingespart werden kann. Durch die bessere Ausnutzung des natürlichen Lichts können Strom- und Heizkosten sinken.

Beschichtete Gläser

Reflektierende Beschichtungen werden bei Verglasungen eingesetzt, um beispielsweise deren Sonnenschutz- oder Wärmedämmfunktion (siehe oben) zu verbessern. Hierbei werden zumeist Edelmetalle wie Gold, Silber oder Kupfer verwendet, da diese Rohstoffe ein hohes Transmissionsvermögen im sichtbaren Spektralbereich sowie ein hohes Reflexionsvermögen im Bereich der IR-Strahlung aufweisen. Beschichtet werden die Gläser in verschiedenen Verfahren:

  • Online-Beschichtung (Hard-Coating-Verfahren)
  • Offline-Beschichtung (Soft-Coating, Offline-Coating oder Sputter-Verfahren)
  • Beschichtung im Sol-Gel-Verfahren
Lichtstreuende Gläser
Durch den Einsatz dieser Verglasungen kann diffus einfallendes Tageslicht ohne nennenswerten Schattenwurf im Raum garantiert werden, wodurch eine verbesserte, gleichmäßigere Ausleuchtung des Raumes möglich ist. Lichtstreuende Gläser kommen selten im Blickbereich eines Fensters zum Einsatz, sondern vielmehr im Oberlichtbereich, da eine ungehinderte Durchsicht nicht möglich ist. Zu den lichtstreuenden Verglasungen zählen u.a. Kapillarglas, Isolierglasscheiben mit eingelegten Prismenschichten, geätzte oder sandgestrahlte Gläser, Milchglas sowie Milchüberfangglas. Zwar verhindern diese Gläser eine unmittelbare Sonneneinstrahlung, jedoch kann es im Sichtbereich des Fensters zu Blenderscheinungen kommen, weshalb ein zusätzlicher Sonnenschutz ratsam ist.

Geätztes Glas

Glasoberflächen können durch Ätzen, Sandstrahlen oder Schleifen hinsichtlich ihrer Durchsichtigkeit verändert werden. Durch bestimmte Verfahren erhalten die transparenten Scheiben, die aus allen marktgängigen Glasarten bestehen können, eine blickdichte und seidenmatte Oberfläche, die beim Auftreffen von Licht einen samtenen Glanz entfalten. Dabei ist der Gestaltungsvielfalt kaum Grenzen gesetzt, da sowohl Muster, Strukturen und Schriften in die Glasoberfläche eingearbeitet werden können. Wegen seiner Blickdichtheit wird geätztes Glas häufig als Sichtschutzglas eingesetzt – das direkte Sonnenlicht wird in gleichmäßiges, diffuses Licht umgewandelt, ohne dass sich die Lichttransmission dabei nennenswert verringert. 

Bedruckte Gläser

Mit dem Siebdruckverfahren kann die Strahlungstransmission bei Glas durch partiell opake Flächen verringert werden. Dabei werden während der Glasherstellung keramische Schichten in die Oberfläche gebrannt, sodass die Glasscheibe anschließend nur noch bedingt durchsichtig ist und die dahinterliegenden Flächen vor der Sonneneinstrahlung geschützt sind. Die Bedruckung kann frei gestaltet werden, neben gleichmäßigen, recht einfachen Punkt- oder Linienrastern lassen sich auch Grafiken, Strukturen oder fotorealistische Bilder realisieren. Hinsichtlich Form, Farbe und Muster sind in der Oberflächengestaltung von Isolierglas, Einscheiben-Sicherheitsglas oder Verbundsicherheitsglas kaum Grenzen gesetzt.

Schaltbare Gläser

Alternativ zu herkömmlichen Sonnenschutzsystemen können Glasscheiben zum Einsatz kommen, die die Aufgaben von Verschattung, Blend- und Wärmeschutz und die Einhaltung der Energieeinsparverordnung (EnEV) übernehmen. Dabei sind die Verglasungen nicht zu verwechseln mit klassischen Sonnenschutzgläsern, die zwar ihre Farbe, jedoch nicht ihre Eigenschaften ändern können. Zu den schaltbaren Verglasungsarten gehören u.a.:

  • Elektrochrome Gläser
  • Gasochrome Gläser
  • Photochrome Gläser
  • Photoelektrochrome Gläser
  • Thermochrome Gläser
  • Thermotrope Gläser
Lichtlenkglas
Bei dieser Art von Gläsern wird meist ein spezielles System im Scheibenzwischenraum installiert, welches das Sonnenlicht umlenkt. Das System besteht z.B. aus konkav geformten, in regelmäßigen Abständen übereinanderliegenden, manchmal verspiegelten Profile. So gelangt das Tageslicht beispielsweise über eine Deckenreflexion auf die Arbeitsfläche oder in sehr tiefe Räume. Da Lichtlenkgläser weder verschmutzen noch fehlerhaft bedient werden können, sind sie nahezu wartungsfrei. Im Sichtbereich des Fensters sollte ein zusätzliches Sonnenschutzsystem installiert werden.

Verglasungen mit integriertem Sonnenschutz

Bei Mehrscheiben-Isolierglas ist der Einbau von Jalousien-, Plissee- oder Rollosystemen in den Scheibenzwischenraum (SZR) möglich. Die Leistungen sind nahezu mit denen von außenliegenden Sonnenschutzsystemen vergleichbar. Allerdings muss auf der Innenseite der Verglasung mit hohen Temperaturen gerechnet werden. Sonnenschutzelemente im SZR können unabhängig von Windlasten und Witterungsbedingungen installiert werden, da sie diesen Einflüssen nicht direkt ausgesetzt sind, d.h. die Gebäudehöhe spielt keine bedeutende Rolle. Außerdem wird der Reinigungsaufwand minimiert, da er sich lediglich auf die Glasflächenanteile bezieht. Der Sonnenschutz ist jedoch nicht zugänglich.

Fazit

Ob Wärmedämmglas mit oder ohne Verschattungsmöglichkeiten oder Sonnenschutzglas – die richtige Wahl hängt von vielen Faktoren ab. Hier spielen unter anderem der Glasflächenanteil, die Himmelsrichtung, Verschattungen durch Dachüberstände, andere Gebäudeteile oder Nachbarbauten eine Rolle. Auch die Bauweise des Hauses (z.B. Massiv- oder Leichtbauweise) hat Einfluss auf die solaren Wärmegewinne und die sommerliche Überhitzung.

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