Arten und Anwendungen von Verglasungen
In den Sommermonaten sind die Innenräume von Gebäuden vor Überhitzung und direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Das Gegenteil ist in den drei übrigen Jahreszeiten der Fall, hier sollen die solaren Gewinne möglichst groß sein, damit die Behaglichkeit erhöht und die Heizkosten reduziert werden können. Hier spielt die Wahl der richtigen Verglasung eine wichtige Rolle.
Sonnenschutzglas
Heutzutage sind die meisten Sonnenschutzgläser selektiv ausgebildet. Das bedeutet, dass sie zwar viel Tageslicht, aber nur wenig Infrarotstrahlung (IR) ins Innere der Gebäude lassen. Durch das gezielte Reflektieren dieser Wärmestrahlung, wird besonders in den Sommermonaten eine zu starke Überhitzung der Innenräume verhindert. Dies erfolgt durch eine aufgedampfte Beschichtung, die auf der Außenscheibe zum Scheibenzwischenraum hin angeordnet ist. Dabei wirkt diese Schicht wie ein Spiegel und reflektiert die IR-Strahlung. Sonnenschutzgläser können in den unterschiedlichsten Farbtönen ausgeführt werden. Ganz gleich ob eingefärbt oder edelmetallbeschichtet, die Strahlungstransmission wird durch Reflexion oder Absorption verringert. Neben einer Reduktion des blendenden Sonnenlichteinfalls bieten farbige Gläser vor allem vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten für Fassade und Innenräume.
Wärmeschutzglas
Hierbei versteht man eine spezielle Ausführung von
Isoliergläsern, wobei mindestens eine der Scheiben mit Edelmetallen
oder Metalloxiden beschichtet ist. Gerade in den Wintermonaten
können so die solaren Gewinne effektiv genutzt werden, da die
Wärmeschutzverglasung (auch Wärmedämmverglasung genannt) als eine
Art solares Kraftwerk dient und folglich Heizenergie eingespart
werden kann. Durch die bessere Ausnutzung des natürlichen Lichts
können Strom- und Heizkosten sinken.
Beschichtete Gläser
Reflektierende Beschichtungen werden bei Verglasungen eingesetzt, um beispielsweise deren Sonnenschutz- oder Wärmedämmfunktion (siehe oben) zu verbessern. Hierbei werden zumeist Edelmetalle wie Gold, Silber oder Kupfer verwendet, da diese Rohstoffe ein hohes Transmissionsvermögen im sichtbaren Spektralbereich sowie ein hohes Reflexionsvermögen im Bereich der IR-Strahlung aufweisen. Beschichtet werden die Gläser in verschiedenen Verfahren:
- Online-Beschichtung (Hard-Coating-Verfahren)
- Offline-Beschichtung (Soft-Coating, Offline-Coating oder Sputter-Verfahren)
- Beschichtung im Sol-Gel-Verfahren
Durch den Einsatz dieser Verglasungen kann diffus einfallendes Tageslicht ohne nennenswerten Schattenwurf im Raum garantiert werden, wodurch eine verbesserte, gleichmäßigere Ausleuchtung des Raumes möglich ist. Lichtstreuende Gläser kommen selten im Blickbereich eines Fensters zum Einsatz, sondern vielmehr im Oberlichtbereich, da eine ungehinderte Durchsicht nicht möglich ist. Zu den lichtstreuenden Verglasungen zählen u.a. Kapillarglas, Isolierglasscheiben mit eingelegten Prismenschichten, geätzte oder sandgestrahlte Gläser, Milchglas sowie Milchüberfangglas. Zwar verhindern diese Gläser eine unmittelbare Sonneneinstrahlung, jedoch kann es im Sichtbereich des Fensters zu Blenderscheinungen kommen, weshalb ein zusätzlicher Sonnenschutz ratsam ist.
Geätztes Glas
Glasoberflächen können durch Ätzen, Sandstrahlen oder Schleifen hinsichtlich ihrer Durchsichtigkeit verändert werden. Durch bestimmte Verfahren erhalten die transparenten Scheiben, die aus allen marktgängigen Glasarten bestehen können, eine blickdichte und seidenmatte Oberfläche, die beim Auftreffen von Licht einen samtenen Glanz entfalten. Dabei ist der Gestaltungsvielfalt kaum Grenzen gesetzt, da sowohl Muster, Strukturen und Schriften in die Glasoberfläche eingearbeitet werden können. Wegen seiner Blickdichtheit wird geätztes Glas häufig als Sichtschutzglas eingesetzt – das direkte Sonnenlicht wird in gleichmäßiges, diffuses Licht umgewandelt, ohne dass sich die Lichttransmission dabei nennenswert verringert.
Bedruckte Gläser
Mit dem Siebdruckverfahren kann die Strahlungstransmission bei Glas durch partiell opake Flächen verringert werden. Dabei werden während der Glasherstellung keramische Schichten in die Oberfläche gebrannt, sodass die Glasscheibe anschließend nur noch bedingt durchsichtig ist und die dahinterliegenden Flächen vor der Sonneneinstrahlung geschützt sind. Die Bedruckung kann frei gestaltet werden, neben gleichmäßigen, recht einfachen Punkt- oder Linienrastern lassen sich auch Grafiken, Strukturen oder fotorealistische Bilder realisieren. Hinsichtlich Form, Farbe und Muster sind in der Oberflächengestaltung von Isolierglas, Einscheiben-Sicherheitsglas oder Verbundsicherheitsglas kaum Grenzen gesetzt.
Schaltbare Gläser
Alternativ zu herkömmlichen Sonnenschutzsystemen können Glasscheiben zum Einsatz kommen, die die Aufgaben von Verschattung, Blend- und Wärmeschutz und die Einhaltung der Energieeinsparverordnung (EnEV) übernehmen. Dabei sind die Verglasungen nicht zu verwechseln mit klassischen Sonnenschutzgläsern, die zwar ihre Farbe, jedoch nicht ihre Eigenschaften ändern können. Zu den schaltbaren Verglasungsarten gehören u.a.:
- Elektrochrome Gläser
- Gasochrome Gläser
- Photochrome Gläser
- Photoelektrochrome Gläser
- Thermochrome Gläser
- Thermotrope Gläser
Bei dieser Art von Gläsern wird meist ein spezielles System im Scheibenzwischenraum installiert, welches das Sonnenlicht umlenkt. Das System besteht z.B. aus konkav geformten, in regelmäßigen Abständen übereinanderliegenden, manchmal verspiegelten Profile. So gelangt das Tageslicht beispielsweise über eine Deckenreflexion auf die Arbeitsfläche oder in sehr tiefe Räume. Da Lichtlenkgläser weder verschmutzen noch fehlerhaft bedient werden können, sind sie nahezu wartungsfrei. Im Sichtbereich des Fensters sollte ein zusätzliches Sonnenschutzsystem installiert werden.
Verglasungen mit integriertem Sonnenschutz
Bei Mehrscheiben-Isolierglas ist der Einbau von Jalousien-,
Plissee- oder Rollosystemen in den Scheibenzwischenraum (SZR)
möglich. Die Leistungen sind nahezu mit denen von außenliegenden
Sonnenschutzsystemen vergleichbar. Allerdings muss auf der
Innenseite der Verglasung mit hohen Temperaturen gerechnet werden.
Sonnenschutzelemente im SZR können unabhängig von Windlasten und
Witterungsbedingungen installiert werden, da sie diesen Einflüssen
nicht direkt ausgesetzt sind, d.h. die Gebäudehöhe spielt keine
bedeutende Rolle. Außerdem wird der Reinigungsaufwand minimiert, da
er sich lediglich auf die Glasflächenanteile bezieht. Der
Sonnenschutz ist jedoch nicht zugänglich.
Fazit
Ob Wärmedämmglas mit oder ohne Verschattungsmöglichkeiten oder
Sonnenschutzglas – die richtige Wahl hängt von vielen Faktoren ab.
Hier spielen unter anderem der Glasflächenanteil, die
Himmelsrichtung, Verschattungen durch Dachüberstände, andere
Gebäudeteile oder Nachbarbauten eine Rolle. Auch die Bauweise des
Hauses (z.B. Massiv- oder Leichtbauweise) hat Einfluss auf die
solaren Wärmegewinne und die sommerliche Überhitzung.
Fachwissen zum Thema
Surftipps
Baunetz Wissen Sonnenschutz sponsored by:
MHZ Hachtel GmbH & Co. KG
Kontakt: 0711 / 9751-0 | info@mhz.de