Architektur als zweiter Körper

Architektur als zweiter Körper

Gemma Koppen und Tanja C. Vollmer

Eine Entwurfslehre für den evidenzbasierten Gesundheitsbau
Gebr. Mann Verlag, Berlin 2021
424 Seiten mit 500 Abbildungen
14,8 × 21 cm, Klappenbroschur

Preis: 69 EUR

ISBN 978-3-7861-2878-6, ISBN E-Book: 978-3-7861-7514-8

Welche Umgebung wirkt genesungsfördernd? Wie lassen sich Bauten und Räume des Gesundheitswesens gestalten, sodass sie der Heilung zuträglich sind und die Bedürfnissen von kranken Menschen erfüllen? Welche Rolle spielen die Sinneswahrnehmungen und damit auch die Raumakustik? Die Architektin Gemma Koppen und die Psychologin Tanja C. Vollmer plädieren mit ihrem fundierten Buch Architektur als zweiter Körper. Eine Entwurfslehre für den evidenzbasierten Gesundheitsbau für neue, zukunftsfähige architektonische Konzepte und Architekturen im Krankenhausentwurf und für einen diesbezüglichen Wandel in der universitären Lehre.

Das 424 Seiten umfassende Fachbuch gliedert sich in die vier Abschnitte Durchdringen, Durchbrechen, Durchmessen und Designen. Im ersten Teil gehen die Autorinnen auf die Rolle der Architektur im sich wandelnden Gesundheitswesen ein und stellen die sogenannten Comprehensive Cancer Center vor – ambulante Gesundheitseinrichtungen für an Krebs Erkrankte, an deren Beispiel die folgende Entwurfslehre entwickelt werden soll. Der zweite Abschnitt bildet den ersten explorativen Entwurfsschritt, der sich überwiegend im Abstrakten bewegt. Ziel dieses Kapitels ist eine subjektive, implizite Anäherung an die Bauaufgabe Krebszentrum.

Im dritten Teil wird ein Methodenwechsel von der subjektzentrierten, phänomenologischen zur kognitiv-empirischen Architekturpsychologie unternommen. Es werden unter anderem sieben Umgebungsvariablen eingeführt, die Einfluss auf die Gesundheit haben. Eine dieser Variablen ist die Geräuschkulisse. Da es bei Schwerkranken zu einer Geräuschhypersensibiltät kommen kann, ist es wichtig, die Krankenhausarchitektur entsprechend der Bedürfnisse zu gestalten. Diese sollten über die Reduktion der Lärmkulisse hinaus gehen – etwa in Form eines Angebots maskierender, musikalischer oder natürlicher Geräuschkulissen.

Der letzte Abschnitt „Designen" stellt schließlich eine Synthese aus dem vorangegangenen explorativen und evidenzbasierten Entwerfen zu einem architektonischen Entwurf dar. Es werden sieben exemplarische Entwürfe vorgestellt, wie ein Krebszentrum der Zukunft aussehen könnte.

Die im Buch vorgestellte Entwurfslehre wurde an der Technischen Universität München erfolgreich erprobt und soll Studierende und Architekturschaffende dazu befähigen, sich an diesem Wandel aktiv und erfolgreich zu beteiligen. Es bietet eine Einführung in wissenschaftliche Grundlagen des evidenzbasierten Entwerfens, das beim Bauen von Gesundheitseinrichtunge den Autorinnen zufolge eine wichtige Rolle spielen wird. Der evidenzbasierte Ansatz der beiden Autorinnen übersetzt empirische Erkenntnisse aus dem Gesundheitswesen in die Architektur und offeriert vielfältige Anregungen für Lehre und Praxis. Das um zahlreiche Abbildungen ergänzte Buch ist lesenswert sowohl für wissenschaftsinteressierte Architekturschaffende als auch engagierte Medizinerinnen und Mediziner sowie Studierende der Architektur und Psychologie.

Aus dem Inhalt:

  • Die neue Rolle der Architektur im sich wandelnden Gesundheitswesen
  • Umdenken im Gesundheitsbau: Unbewohnbarer Raum ist Körperverletzung
  • Exploratives Entwerfen
  • Moderne Architekturpsychologie
  • Umgebungsvariablen: Orientierung, Geruchskulisse, Geräuschkulisse, Privatheit und Rückzugsraum, Power Points, Aussicht und Weitsicht, menschliches Maß
  • Drei Münchner Kliniken auf dem Prüfstand
  • Das Krebszentrum der Zukunft: Architekturen als zweiter Körper

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