Amos Rex Art Museum in Helsinki

Markante Stahlbetonkuppeln mit Oberlichtern

JKMM Architects haben in Helsinki ein ungewöhnliches Projekt umgesetzt, denn das Amos Rex Museum liegt unter der Erde. Fünf Stahlbetonkuppeln mit Oberlichtern bringen Licht ins Innere und sorgen überirdisch für eine markante Platzgestaltung. In den neuen Museumsbau integriert wurde eine Architekturikone aus den 1930er-Jahren: der Glaspalast von Viljo Revell, Heimo Riihimäki und Niilo Kokko.

Es befindet sich unter einem ehemaligen Exerzierplatz, der lange als Busbahnhof diente.
Die ehemals plane Fläche ist nun so gestaltet, dass sie zum Bewegen, Spielen und Turnen einlädt.
Das Grundstück liegt an prominenter Stelle in Helsinki, nicht weit entfernt vom Hauptbahnhof.

Der Glaspalast (auf Finnisch Lasipalatsi) ist ein Freizeitkomplex mit Cafés, Restaurants und Geschäften, in dem sich auch das 500 Personen fassende Kino Bio Rex befindet. Das markante Gebäude liegt im Zentrum Helsinkis in städtebaulich prominenter Lage zwischen der Hauptverkehrsader Mannerheimintie und einem öffentlichen Platz. Ursprünglich als Exerzierplatz angelegt, fristete er später als Busbahnhof ein eher trauriges Dasein. Den modernistischen Bestand und den Neubau miteinander zu verbinden, war eine städtebaulich und architektonisch herausfordernde Aufgabe: Die Synergie zwischen Alt und Neu sei das Herzstück des Projekts, so Asmo Jaaksi, Projektleiter und Partner bei JKMM Architects, über die Planungsaufgabe.

Stahlbetonkuppeln mit Oberlichtern

Der öffentliche Platz hinter dem Glaspalast wird von den Bewohnern Helsinkis inzwischen gern genutzt – zum Klettern, Skaten, Loungen. Das liegt vor allem an den fünf selbsttragenden Stahlbetonkuppeln mit Oberlichtern, die aus der ehemals planen Fläche hervorragen. Sie erzeugen Bewegung und laden dazu ein, bespielt zu werden. Außerdem bringen sie Tageslicht ins Innere der Museumsräume, die sich direkt unter dem Platz befinden. Die Kuppeln sollen Orientierungspunkte und eine Verbindung nach draußen sein, äußert die Projektarchitektin Freja Ståhlberg-Aalto. Intention war zudem, dass die Menschen diesen öffentlichen Stadtraum wie eine Landschaft nutzen sollen.

Fünf Jahre lang hat das finnische Architekturbüro an dem Prestigeprojekt gearbeitet und war auch für die umfangreiche Restaurierung des Glaspalasts zuständig. Das private Museum selbst ist 6.300 Quadratmeter groß, wobei die Ausstellungsfläche 2.200 Quadratmeter beträgt. Drei der fünf Museumsräume sind überkuppelt, ihre Höhe variiert zwischen vier und zehn Meter, die Größe zwischen 215 und 930 Quadratmeter. Zwei weitere, nicht überkuppelte Ausstellungsräume mit relativ niedrigen Deckenhöhen sind eher intim gehalten. Allen Räumen gemein sind die flexiblen Nutzungsmöglichkeiten, denn es gibt keine tragenden Säulen oder Pfeiler und die Wandelemente sind frei positionierbar.

Lichtinstallation leitet in die Museumsräume
Das Amos Rex Museum wird über den Glaspalast erschlossen, wobei sich der Haupteingang ebenerdig an der Straße Mannerheimintie befindet. Über den neu gestalteten Museumsshop mit gläsernen Kugelhängeleuchten gelangt man über eine breite Treppe hinunter in die 300 Quadratmeter große Lobby. Decke, Wände und Boden sind in gleißendes Weiß getaucht, während der Empfangstresen kontrastierend in Schwarz gehalten ist. Besonders überraschend ist die Decke des Raums gestaltet: mit weißen, spiralförmigen Textilelementen in vier Größen. Sie sorgen für eine gute Akustik und sind Teil der dynamischen Lichtinstallation Lux Amos, die der Interiordesigner Petri Vainio mit Doctor Design entworfen hat. 319 in die Textilelemente integrierte LEDs lassen sich zu individuellen Lichtstimmungen programmieren.

Heller Blickfang

Außerdem sorgen zwei Oberlichter für Tageslichteinfall. Bei Nacht werden sie auf dem Platz zum Blickfang, wenn sie spektakulär beleuchtet sind. Die Ausstellungsräume sind mit an Schienen arretierten, minimalistischen LED-Spots versehen.

Vortex of Light Particles als Teil der Sammlung

In der aufsehenerregenden Eröffnungsausstellung Massless vom japanischen Künstlerkollektiv Teamlab stand das Thema Licht im Fokus. Die interaktiven, technisch aufwendigen Lichtinstallationen wurden von 30 Künstlern und Technikern entwickelt. Eine davon entstand als Auftragsarbeit speziell für diesen Ort: Vortex of Light Particles verbindet – fortan als Teil der Museumssammlung – das unterirdisch gelegene Museum mit dem Platz darüber, erklärt Toshiyuki Inoko, Gründer und Kopf von Teamlab. In einer digitalen Simulation fließt Wasser entgegen der Schwerkraft nach oben in Richtung der Kuppel mit dem Oberlicht.

Die computergenerierten Installationen verschmolzen mit der Architektur: Die den gesamten Raum einnehmenden Farben, interaktiven Wellen, Blumen, Insekten und Vögel verschwammen mit den Wänden, den Decken und dem Boden und ließen den Besucher eintauchen in Traumwelten aus Licht und Farbe. -csh

Bautafel

Architekten: JKMM Architects, Helsinki
Projektbeteiligte: Petri Vainio/ Doctor Design, Helsinki (Lichtplanung), Sipti, Kerava (Statik), Sweco Rakennetekniikka, Helsinki (Statik Kuppeln), Ramboll Talotekniikka, Espoo (Elektroplanung und Akustik); Classicon, München (Kugelhängeleuchten Selene); Sylvania (LED-Spots Beacon); Teamlab, Tokio (Eröffnungsausstellung)
Bauherr: Föreningen Konstsamfundet, Amos Anderson Art Museum, The City of Helsinki
Fertigstellung: 2018
Standort:
Mannerheimintie 22-24, 00100 Helsinki/Finnland
Bildnachweis: JKMM Architects/ Miko Huisman und Tuomas Uusheimo Photography, Helsinki; TeamLab, Tokio

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Belichtung über Oberlichter an der Nordseite

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