Akustikwände aus Holz

Variable Oberflächengeometrie in einer Caféteria

In Speisestätten kann es mitunter laut zugehen: Gespräche und Geschirrklappern füllen die Räumlichkeiten. Um dennoch eine angenehme Atmosphäre zu erzielen, sind besondere akustische Maßnahmen notwendig. Für die neue Cafeteria im Erdgeschoss eines Geschäftshauses in Esslingen im Kanton Zürich setzten die Planenden vom Büro Basler und Hofmann deshalb auf außergewöhnliche Akustikwände aus Holz. Es ist eines von mehreren Pilotprojekten in dem Erweiterungsbau, bei dem eine parametrische Planung realisiert wurde. Dabei arbeiteten sie in einer Entwicklungspartnerschaft mit der ETH Zürich und Erne Holzbau zusammen. Aus mehr als 3.500 identischen Klötzen aus Weißtanne bestehen Wandflächen in dem Lokal. Sie sorgen nicht nur für eine gute Raumakustik, sondern sind auch gestalterisch ein Hingucker und wirken je nach Tageslichteinfall im Verlauf des Tages unterschiedlich.

Aus mehr als 3.500 identischen Klötzen aus Weißtanne bestehen Wandflächen in dem Lokal, die durch diffuse Streuung des Schalls für eine gute Raumakustik sorgen.
Für die Planung der komplexen Akustikwände wurde vorerst ein parametrisches Grundmodell angelegt, in dem mehrere Variablen justiert und verändert werden können.
Durch die parametrische Herangehensweise können schnell und einfach verschiedene Varianten der Gestaltung dargestellt werden.

In einer Cafeteria ist vor allem die Sprachverständlichkeit auf kurze Distanz wichtig. Außerdem soll das Entstehen eines Flatterechos zwischen den großformatigen Verglasungen verhindert werden. Durch die differenzierte Oberflächengeometrie der Akustikwände aus zusammengesetzten Holzklötzen wird eine diffuse Streuung des Schalls hervorgerufen. Außerdem sorgen gezielt gesetzte Fugen dafür, dass der Schall in den dahinterliegenden Hohlraum gelangt und dort absorbiert wird. Zusätzlich befinden sich an der Decke abgehängte kreisrunde Akustikpaneele in dezentem Weiß.

Für die Planung der komplexen Akustikwände wurde vorerst ein parametrisches Grundmodell angelegt, in dem mehrere Variablen justiert und verändert werden können. Dazu gehören zum einen die Versprünge der Holzklötze zueinander, zum anderen die Rotation der einzelnen Elemente. Diese Parameter haben einen großen Einfluss auf das Gesamtbild und verändern zugleich die Schattenwirkung der Wand. Das Besondere an dieser Methode ist, dass im Entwurfsprozess verschiedene Wandstrukturen und Oberflächengeometrien dreidimensional im Simulationsprogramm abgebildet werden können, wobei gleichzeitig deren raumakustischen Wirkungen überprüft werden. So zeigen bunte Sphären aus einzelnen Punkten innerhalb des digitalen Modells, wie sich das diffuse Schallfeld im Raum ausbreitet, an welchen Stellen sich etwa die Schallenergie bündelt oder wo sich akustisch tote Ecken bilden. Ein wichtiges Stichwort ist hierbei die Auralisation, also das Hörbarmachen von akustischen Situationen. Eine entworfene Akustikwand kann im Vorfeld getestet werden, indem der Raum mit der Wandskulptur digital hörbar gemacht wird.

Für die Umsetzung aus dem Digitalen in die Praxis wurde in Zusammenarbeit mit Robotikexperten der ETH Zürich eine Art Augmented-Reality-Montagesystem entwickelt. Das System besteht aus einem Controller, in dem Befehle hinterlegt sind, einer Kamera, die die Realität einfängt und mit der digitalen Planung abgleicht sowie aus einem Bewegungssensor, der die Position im Raum definiert. Durch dieses Werkzeug kann im gesamten Prozess von Entwurf bis Umsetzung auf einige Zwischenschritte verzichtet werden: Aus dem digitalen Modell kann direkt und ohne Umwege in den physischen Bau übergegangen werden.

Fachwissen zum Thema

Absorberarten

Schallabsorption

Absorberarten

Kantinen

Hotel/​Gastronomie

Kantinen

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de