Akustikstoff zur Wandbespannung

Textile Bekleidung als Ersatz für eine Akustikdecke in einer historischen Aula

Das Pestalozzischulhaus ist in Aarau, einer Kleinstadt im Norden der Schweiz, ein prominentes Gebäude. Der dreiflügelige spätklassizistische Bau von 1875 wird heute von der örtlichen Handelsschule als Berufsschule und zur Erwachsenenbildung genutzt. Im Zuge seiner Instandsetzung sollte die weitgehend originalgetreue und denkmalgeschützte Fassade mit den zu Beginn der 1980er-Jahre wenig achtsam sanierten inneren Räumlichkeiten wieder in Einklang gebracht werden. Die Gemeinde Aarau als Bauherr wollte die ursprüngliche Qualität der Räume, deren Ausstattung weitgehend verloren gegangen war, wieder aufleben lassen.

Wie selbstverständlich fügt sich die textile Bespannung in den sanierten historischen Kontext
Die Künstlerin Vreni Spieser entwarf ein assoziatives Muster, ein Spiel aus Überlagerungen und Spiegelungen gotischer und orientalischer Motive, dessen Darstellung sich an die Ästhetik von Computerspielen anlehnt
Stoffqualität „Tony“: Die Struktur aus natur- und anthrazitfarbenen Schuss- und Kettfäden ähnelt einer Leinwand

Der festlichen Aula, die auch als Unterrichtsraum genutzt wird, kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Um die originale, stuckverzierte Decke freilegen und restaurieren zu können, wurde eine nachträglich eingebaute Akustikdecke entfernt. Anhand der historischen Pläne erhielten die Wandflächen ihre klassizistische Gliederung und Proportionen zurück. Als Ersatz für die Akustikdecke bekamen die Akustiktafeln an den Wänden eine schallabsorbierende Stoffbespannung. Mit deren Ausführung beauftragten die verantwortlichen B.E.R.G. Architekten die Künstlerin Vreni Spieser, eine ausgebildete Textildesignerin, die sich in ihren Arbeiten vielfach mit Ornamenten und Mustern befasst hat.

Sie entwarf ein assoziatives Muster, ein Spiel aus Überlagerungen und Spiegelungen gotischer und orientalischer Motive, dessen Darstellung an die Ästhetik von Computerspielen angelehnt ist. Die dezent farbige, textile Wandbespannung fügt sich wie selbstverständlich in den sanierten historischen Kontext und bleibt doch spürbar zeitgemäß. Eine wichtige Rolle dabei spielt der Rapport, die Wiederholung der Musterfolgen. Das Gesamtbild ist das Ergebnis einer feinen Abstimmung von Muster, Stoff und Druck. Mit einem Schallabsorptionsgrad von αw=0,85 verfügt die Textilie über ausgezeichnete akustische Eigenschaften – es handelt sich um den Stoff Tony, hergestellt von der Schweizer Firma Création Baumann, die ein ungewöhnlich breites Spektrum schallabsorbierender Textilien anbietet. Gefertigt aus 100% flammhemmendem Polyester, lässt sich der Vorhangstoff auch waschen und bügeln. Seine Struktur aus natur- und anthrazitfarbenen Schuss- und Kettfäden ähnelt einer Leinwand; durch die Überlagerung des gerasterten Druckmusters entsteht eine besonders plastische Wirkung.

Für ein solches Ergebnis war nicht nur eine sorgfältige Farbmischung erforderlich, auch das Andrucken in den Werkstätten des Textilherstellers wurde vorab getestet. Die Übertragung des Musters erfolgte durch Transferdruck: Dafür wird das Motiv auf spezielles Papier gedruckt, welches dann mit dem Stoff über eine beheizte Kalanderwalze geführt wird. Die Hitze setzt die Farben frei, die zugleich eine intensive Verbindung mit dem Stoff eingehen. Sie sind fixiert und der Stoff bleibt licht- und waschbeständig (weitere Informationen siehe Surftipps). Neben abgestuften Grautönen ist die neue Wandbespannung durch die Farbtöne der wiederhergestellten Materialien im Raum geprägt: der freigelegten Decke, der großen Pendelleuchten und des renovierten, geölten Parkettbodens mit umlaufendem Wandfries.

Die schalldämpfende Bespannung unterstützt den stimmigen Gesamteindruck der Aula – das Resultat einer Zusammenarbeit nicht nur zwischen Architekten, Künstlerin und Textilhersteller, sondern auch unter Mitwirkung des Farbberaters Beat Soller (Firma Max Schweizer) sowie des Unternehmens Schärz & Frey, das den Stoff auf die Paneele aufzog.

Hersteller: Création Baumann, Langenthal

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