Akademie Mont Cenis in Herne

Gläserne Klimahülle

Die Fortbildungsakademie des Innenministeriums von Nordrheinwestfalen wurde im August 1999 eröffnet. Das gemeinsame Dach fasst verschiedene Einzelgebäuden zusammen, die unterschiedliche Funktionen erfüllen. Zu dem Komplex gehören ein Hotel- und Wohnbereich, die Fortbildungsakademie, Verwaltungs- und Büroräume, eine Bibliothek, ein Casino und ein Bürgersaal. Diese Gebäude wurden in Stahlbetonskelettbauweise erstellt, auf die keinerlei Lasten aus Schnee oder Wind einwirken.

Blick von innen entlang der Hauptachse
Detailansicht Dachverglasung mit Photovoltaikelementen
Innenansicht bei Nacht

Ein 16 m hoher Stahl-, Holz- und Glas-Quader wurde über einer Grundfläche von 180 mal 72 m erstellt. Das Dach wird von Holzfachwerkträgern getragen, die auf 130 Jahre alten Fichtenstämmen auflagern. Mit Edelstahlseilen verspannte Träger unterstützen die Glas- und Fotovoltaikelemente von Dach und Fassade. Während das Äußere vom Raster der - in gleichmäßige Felder unterteilten - gläsernen Hülle und dem Wechselspiel zwischen Transparenz und Spiegelung bestimmt wird, dominieren im Inneren das eindrucksvolle hölzerne Tragewerk und das Sonnenlicht. Ein aufgeschüttetes Kiesbett leitet vom Außen- in den Innenraum über.

Eine der größten dachintegrierten Solaranlagen der Welt (ca. 10.000 m²) produziert sowohl Wärme als auch Schatten. Ein eigenes Blockheizkraftwerk sowie Regen- und Brauchwassertrennung sorgen für bewussten Umgang mit den Energieressourcen.

Glas
Die gesamte Hülle (Glasfläche 20.700 m²) wurde mit Einfachverglasung ausgestattet, da das bauphysikalische Konzept vorsieht, dass erst Hülle plus Einbauten allen Anforderungen an Wärme- und Sonnenschutz gerecht werden müssen. Mit diesem Konzept können trotzdem die Außenbereiche zwischen den Einbauten von Anfang März bis in den November genutzt werden; es herrscht ein eher südländisches Klima. Auch im Jahrhundertsommer 2003 ist es durch Querlüften gelungen, das Klima im Bereich zwischen den Einbauten nicht über die Außentemperatur ansteigen zu lassen. Und dies trotz erheblicher Probleme mit den Dachöffnungen, die sich zur Zeit nur von Hand schließen lassen und somit ganzjährig geschlossen bleiben. Durch das Querlüften entsteht eine Lufschichtung mit erheblichen Unterschieden zwischen dem Bereich des Aufenthalts und dem Bereich direkt unter dem Dach, wo Temperaturen bis 90°C gemessen wurden. Die Einbauten werden durch die Luft aus Erdkanälen gekühlt, die sich unter dem Gebäude befinden.

Schwierig ist es, das Nutzerverhalten im Sommer darauf abzustimmen, dass die Fenster der Einbauten bei heißen Tagen geschlossen bleiben, damit der Effekt der kühlen Luft aus den Erdkanälen nicht durch die heiße Außenluft zunichte gemacht wird. Ebenso bedarf es vieler Hinweise, bis die Gäste des Gebäudes bei Veranstaltungen im Winter darauf vorbereitet sind, dass zwischen den Einbauten Temperaturen von nur ca. 5° C über der Außentemperatur erreicht werden. Sehr positiv bewerten die Nutzer den Verschattungseffekt der Photovoltaikelemente, die - ähnlich wie ein Baum - nicht komplett verschatten, sondern gerade so, dass ein angenehmes Licht entsteht.

Bautafel

Architekten: Jourda & Perraudin Architectes, Paris/F
Projektbeteiligte: HHS Planer + Architekten, Kassel; Schlaich, Bergermann und Partner, Stuttgart mit ARUP GmbH, Düsseldorf (Tragwerksplanung); HL-Technik, Frankfurt/Main (Bauphysik); Gebr. Schneider, Stimpfach (Glasfassade)
Bauherr: Entwicklungsgesellschaft Mont-Cenis
Fertigstellung: August 1999
Standort: Herne-Sodingen
Bildnachweis: Schlaich Bergermann und Partner

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