Ägyptische Botschaft in Lissabon

Monolithischer Sichtbetonbau mit Fassadenrelief

Bei der Planung von Botschaftsgebäuden gilt es, den repräsentativen Anspruch mit den Sicherheitsaspekten in Einklang zu bringen. Wie dies gelingen kann, zeigt das Architekturbüro Promontório mit der Ägyptischen Botschaft in Lissabon.

Die Architekten ließen sich bei ihrem Entwurf von der traditionellen ägyptischen Bauweise inspirieren
Das monolithische Gebäude steht in Hanglage auf einem quadratischen Sockel
Durch die Geschossdecken erhält der Bau horizontale Prägung

Gelegen im vornehmen Villenviertel Restelo, liegt das neue Bürogebäude auf einem nach Nordosten ansteigenden Hanggrundstück an der Avenida Vasco da Gama. Das 1.359 Quadratmeter große Gelände ist aus Sicherheitsgründen von einer hohen Mauer umgeben. Besucher gelangen durch ein Sicherheitstor im Südosten hinein, linker Hand befindet sich hinter einem weiteren Tor die Zufahrt zur Tiefgarage. Der zweigeschossige kompakte Baukörper ist zentral auf dem Gelände platziert. Bei seiner Gestaltung ließen sich die Architekten von der traditionellen Bauweise Ägyptens inspirieren. Vorbilder für den Entwurf waren der Totentempel der Hatschepsut bei Theben und die Alabastermoschee in Kairo. Das monolithische Gebäude besitzt eine quadratische Grundfläche, einen scheinbar massiven Sockel und zwei deutlich sich abzeichnende Geschossdecken, die ihm eine horizontale, breit gelagerte Prägung verleihen. Wie Architrave markieren sie die Geschossgrenzen und liegen den mit einem Flachrelief gestalteten, anthrazitfarbenen Betonwänden auf. Durchbrochen werden sie durch breite, raumhohe Fenster- und Türöffnungen. Im Obergeschoss springt die Kubatur an jeder Gebäudeecke zurück und schafft Platz für Balkone. Der Haupteingang ist mittig an der Stirnseite platziert und durch ein auskragendes Vordach aus Beton gekennzeichnet.

Zentrum des Hauses ist ein Atrium, um das herum die Räume der Botschaft angeordnet sind. Im Erdgeschoss sind neben dem Empfangsbereich die botschaftsinternen Büros untergebracht. Sie liegen überwiegend im hinteren Gebäudeteil und können von den Mitarbeitern nur über Schleusen betreten werden. Im Obergeschoss befinden sich die Büros für den Publikumsverkehr. Sie werden über die Freitreppe im zentralen Atrium erschlossen, das über ein großes Oberlicht natürliches Tageslicht erhält. Darunter ist ein Gitterwerk angebracht, das die Formen der traditionellen islamischen Architektur zitiert. An sonnigen Tagen erzeugt das einfallende Licht ein kaleidoskopartiges Schattenspiel im Treppenraum.

Im Gegensatz zur dunklen Fassade strahlt das Gebäudeinnere eine helle, gediegene Atmosphäre aus. Die Böden bedecken weiße Natursteinplatten, die Wände im Eingangsbereich und im Atrium eine dunkel gebeizte Holztäfelung. Sie ist in Form einer senkrechten Lattung ausgebildet und wurde auch für die Brüstungen und das Geländer der Freitreppe verwendet. Im Erdgeschoss verbergen sich dahinter die Zugänge zu den nicht öffentlichen Bereichen und die Treppe zur Tiefgarage. Die Decken sind mit weißen Gipskartondecken bekleidet. Umlaufende Lichtvouten setzen sie von den getäfelten Wänden ab und verleihen den Räumen eine gewisse Leichtigkeit.

Beton

Das Gebäude wurde als Massivbau aus Stahlbeton errichtet. Verkleidet ist er mit vorgefertigten Betonplatten, an deren Ränder Metallprofile einbetoniert wurden. Vor Ort wurden die Platten in eine Stahlrahmenunterkonstruktion eingehängt. Bei der Herstellung der Platten wurden dem Sichtbeton anthrazitfarbene Pigmente beigemischt, um mit der dunklen Farbe den repräsentativen Charakter der Botschaft zu unterstreichen. Belebt wird der monolithische Baukörper durch ein deutlich hervortretendes, geometrisches Fassadenrelief, das dem Hahnentrittmuster ähnelt, de facto aber den Grundriss des Gebäudes abbildet – und zwar den des Obergeschosses in zwei Varianten. Als repetitives Motiv wechseln sich immer ein größerer und ein kleinerer Grundriss ab. Sie sind zudem spiegelbildlich und versetzt zueinander angeordnet. Hergestellt wurde das Fassadenmuster mittels eigens angefertigter Schalungsmatrizen aus Polyurethan. -cwi

Bautafel

Architekten: Promontório, Lissabon
Bauherr: EBFA (Egyptian Building Fund Authority)
Standort: Avenida Dom Vasco da Gama 8, 1400-128 Lissabon
Fertigstellung: 2017
Bildnachweis: João Morgado, Lissabon, Promontório Architects, Lissabon

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