Adaptable House in Nyborg

Flexibles, modulares Wohnhaus als Demonstrationsobjekt

Die dänische Hafenstadt Nyborg liegt an der Ostküste der Insel Fünen. Hier befindet sich ein besonderes Einfamilienhaus: das Adaptable House (anpassungsfähiges Haus). Es ist ein Teil eines dänischen Entwicklungsprojektes mit insgesamt sechs Demonstrationsobjekten, den Mini-CO2-Häusern. An diesen werden verschiedene Möglichkeiten zur Reduktion von Kohlenstoffemissionen getestet – während des Bauprozesses, der Nutzung und Wartung eines Gebäudes. Neben dem Adaptable House gibt es das Upcycle House (Lendager Architects), bei dem die CO2-Emissionen durch den Einsatz recycelter Baustoffe verringert werden sollen, und das Brick House (Leth & Gori Architects), ein wartungsfreies Gebäude, errichtet aus natürlichen, langlebigen Materialien wie Lehmziegel und unbehandeltem Sperrholz.

Ansicht Südwest: Der obere Baukörper überlagert das Erdgeschoss
Ausschnitt der Ostfassade mit Freisitz oberhalb des Erdgeschosses
Die Fassade im Obergeschoss ist mit Massivholzelementen bekleidet

Für den Entwurf des Adaptable House zeichneten die dänischen Architekten Henning Larsen verantwortlich. Sie konzipierten ein freistehendes, zweigeschossiges Gebäude, das sich flexibel umgestalten lässt, wenn sich eine Familie verkleinert oder vergrößert. Außerdem kann es beispielsweise problemlos in zwei Einheiten aufgeteilt werden. Es soll demonstrieren, wie sich durch eine flexible, anpassungsfähige Gestaltung sowohl Materialien, als auch Zeit und Ressourcen einsparen lassen.

Der Flachbau ist in modularer Bauweise auf einer Bodenplatte aus Stahlbeton errichtet. Im Erdgeschoss besteht er aus zwei zueinander verschobenen, etwa gleich großen Quadern. Auch das Obergeschoss hat die Form eines Quaders, der jedoch quer auf den unteren liegt. Deren westlich und östlich hervortretende Dachflächen werden als Terrassen genutzt und erweitern die oberen Räumlichkeiten. Die Fassade des Erdgeschosses ist verputzt, das Obergeschoss hingegen mit vertikal angeordneten, vorgehängten Massivholzelementen bekleidet. Sämtliche Verglasungen sind raumhoch, vor dem Wohn- und Essraum im Erdgeschoss sind sie dazu besonders breit. Ein separater Baukörper mit nahezu quadratischem Grundriss beinhaltet die Garage, einen Abstellraum und einen Fahrradschuppen.

Mit insgesamt 146 Quadratmetern Wohnfläche bietet das Haus im Erdgeschoss eine Diele mit Garderobe und Gäste-WC, eine offen gestaltete Küche mit Essplatz und ein Wohnzimmer. Dem Eingang an der Nordseite gegenüberliegend, führt eine zweiläufige Treppe nach oben. Dort können bis zu vier Schlaf- oder Arbeitsräume und ein Badezimmer untergebracht werden: Tragend sind nur die Außenwände, die Einteilung der Räume erfolgt durch flexible Schrankwände. Ein Aluminium-Kabelkanal beinhaltet die Stromversorgung und ersetzt die traditionelle Sockelleiste, so dass auch die Lage der Steckdosen jederzeit veränderbar ist. Wandelt sich der Grundriss, lassen sich auch die Elemente der modularen Fassade neu arrangieren. Selbst die Fensterflächen lassen sich beinahe beliebig anordnen. Ein zweiter Eingang kann ergänzt werden, so dass jedes Geschoss als separate Wohneinheit fungiert. Die offen gestaltete Küche kann über Schiebewände vom Essbereich getrennt werden und ist dann ein abgeschlossener Raum. Die Wände im Innenbereich sind verputzt, die Dämmung der Decken ist sichtbar belassen, die Böden sind mit Gussestrich ausgeführt.

Nachhaltig Bauen
Bereits bei der Planung eines Gebäudes ist die Betrachtung der gesamten Lebensdauer wichtig, von der Errichtung über die Nutzung bis hin zum Rückbau. Aspekte der Nachhaltigkeit sind ökologische und ökonomische, aber auch sozio-kulturelle Kriterien. Das anpassungsfähige Wohnhaus fungiert als Beispiel für ein flexibles Design, das Änderungen und Erweiterungen ohne große bauliche Eingriffe ermöglicht, um Materialien, Ressourcen und somit CO2- Emissionen zu reduzieren. Seine modulare Bauweise erleichtert den Rückbau in Einzelkomponenten, die wiederum in einem neuen Kontext verbaut werden können. Die einzelnen Module sind in Standardgrößen und -materialien hergestellt, sodass sie auch in großen Mengen produziert werden könnten.

Nach den Berechnungen der Architekten kann eine Familie 26 Tonnen CO2 im Jahr einsparen, wenn sie anstelle eines Standardhauses das Adaptable House baut. Die Berechnungen basieren auf einem 170 m² großen Haus mit einem Energieverbrauch von 60 kWh/m² im Jahr. Nach Angaben der Planer verbraucht ihr flexibles Gebäude 36 Prozent weniger Energie. Dies resultiert zum einen aus dem Grundriss, dessen Fensterflächen optimal zu den Himmelsrichtungen ausgerichtet werden können, um Strom und Heizkosten zu reduzieren. Durch die modulare Bauweise hat das Haus zudem weniger Fugen und weist geringere Wärmeverluste auf. Das Gebäude wird mit regenerativer Energie versorgt, wobei Solarthermie eine wesentliche Rolle spielt. Maximale passive Solarenergiegewinne werden über die großflächige Verglasung nach Südwesten und die dunklen Fußböden erzielt. Den verbleibenden Energiebedarf deckt eine Erdwärmepumpe. Das Holz als Bekleidung der Fassade im Obergeschoss entstammt regionaler Forstwirtschaft. Durch die Vorfertigung der Bauteile ließen sich zudem Kosten einsparen.

Bautafel

Architekten: Henning Larsen Architects, Kopenhagen
Projektbeteiligte:
GXN Architects, Kopenhagen (Ausführung); Anders Christensen, Kopenhagen (Ingenieur)
Bauherr: Realdania Byg, Kopenhagen
Fertigstellung:
2013
Standort:
Steensager 2-12, 5800 Nyborg
Bildnachweis: Jesper Ray, Birkerød

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