Academic Support Center des Miami Dade College in Kendall

Sichtbetonkomplex mit feinem Streifenmuster

Mit über 165.000 Studenten an acht Standorten ist das Miami Dade College im US-Bundesstaat Florida das zweitgrößte seiner Art in den Vereinigten Staaten. Zu ihm gehört auch der Kendall Campus im gleichnamigen Vorort von Miami. Auf dem rund 185 Hektar großen Gelände verteilen sich etwa ein Dutzend Universitätsgebäude, außerdem gibt es ein Wellnesscenter, Sportplätze und ein Schwimmbad. Sie alle überragt ein fünfgeschossiger Betonbau am östlichen Eingang zum Campus. Das von Perkins + Will Architekten geplante Academic Support Center beherbergt auf einer Fläche von 12.500 Quadratmetern Büro-, Labor- und Lehrräume für verschiedene Institutsbereiche, außerdem Besprechungszimmer, Aufenthaltsräume sowie ein großzügiges Atrium.

Das Erdgeschoss ist zurückversetzt; Brücken verbinden den (im Bild nicht sichtbaren) Erschließungsturm mit dem Hauptbau
Durch die weit auskragende Betondecke entsteht ein geschützter Eingangsbereich
In der Südostansicht ist die Zweiteilung des Baukörpers deutlich zu erkennen

Räumlich komplex und lichtdurchflutet, ist das Gebäude auf die Bedürfnisse einer neuen Generation von Studenten zugeschnitten, die interaktiv, selbstständig und flexibel arbeitet, statt wie früher den vortragenden Dozenten in großen Hörsälen nur zu lauschen. Komplett aus Sichtbeton errichtet, fügen sich unter dem Flugdach mal offene, mal geschlossene Volumen, Zwischen- und Lufträume zu einer spannungsreichen Gesamtkomposition.

In Längsrichtung teilt das Atrium den Baukörper in zwei Hälften: Im schmaleren nördlichen Riegel reihen sich die bis zu 90 Quadratmeter großen Lehrräume entlang der großflächig verglasten Außenfassade aneinander, nach innen grenzen sie direkt an den Lichthof. Der südliche Gebäuderiegel besitzt ein Geschoss weniger und nimmt die kleineren Büroräume auf. Mittig sind offene Arbeitsplätze, Kommunikationsbereiche, Teeküchen und einige Nebenräume angeordnet. In der obersten vierten Etage sind am westlichen Gebäudeende zwei zusammenschließbare Säle in einer fensterlosen, sich aus der Fassade herausschiebenden Betonbox untergebracht. Sie werden hauptsächlich über Oberlichter belichtet. An der nordwestlichen Ecke der Box grenzt ein ebenfalls fensterloser Erschließungsturm an, der über Brücken mit dem Hauptbau verbunden ist.

Mit Ausnahme der Ostfassade ist das Erdgeschoss ein ganzes Stück zurückversetzt; der Lastabtrag erfolgt über eine Stützenreihe. Darüber kragt die Bodenplatte der ersten Etage aus der Fassadenebene heraus und bildet zusammen mit der ebenfalls hervorstehenden östlichen Abschlusswand und der Dachplatte eine Klammer, die dreiseitig die mittleren Geschosse rahmt.

Die Mischung aus geschlossenen und offenen Gebäudebereichen ist nicht allein ästhetischen Gesichtspunkten geschuldet, sondern den klimatischen Bedingungen vor Ort. Typisch für Miami und den gesamten Bundesstaat Florida sind starke Regenfälle und orkanartige Stürme. Der Wind kann durch die Lufträume ungehindert durchziehen; das Regenwasser wird in Zisternen nahe des Haupteingangs gesammelt. Für die der Umgebung angepassten Gestaltung, außerdem für das energiesparende Tageslichtkonzept und den Einsatz gesundheitsverträglicher Materialien wurde das Academic Support Center mit dem US-amerikanischen Nachhaltigkeitszertifikat Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) in Gold ausgezeichnet.

Beton
Das Universitätsgebäude ist 80 Meter lang und 30 Meter breit, seine Schmalseiten sind überwiegend geschlossen ausgebildet. Die tragende Konstruktion besteht aus Stahlbetonstützen mit einem Durchmesser von rund 40 Zentimetern, die in einem Raster von rund 8,00 Metern angeordnet sind. Die Sichtbetonwände und Geschossdecken sind aus Ortbeton hergestellt. An der Südfassade weisen die Oberflächen eine vertikale Streifenstruktur auf. Zusammen mit den schmalen und höhenversetzt angeordneten Fensteröffnungen sowie den partiell montierten Metallpaneelen sorgen sie für eine feine Gliederung und ein lebendiges Erscheinungsbild.

Andere Wandabschnitte zeigen das Raster der verwendeten glatten Schaltafeln. Betoniert wurde geschossweise, die jeweiligen Abschnitte sind an der Fassade ablesbar. Um das Eindringen von Wasser bei Schlagregen zu verringern, wurde der Betonmischung ein Dichtungsmittel zugegeben, das gleichzeitig eine homogenere Farbgebung sicherstellen soll.

Bautafel

Architekten: Perkins + Will, Miami
Projektbeteiligte: DDA Engineers, Miami (Tragwerksplanung); Miller Legg, Fort Lauderdale, (Tiefbau); Jalrw Engineering Group, Miami (Gebäudetechnik); Kaufman Lynn Construction, Boca Raton (Bauunternehmen); Baker Concrete Construction, Orlando (Betonbau)
Bauherr: Miami Dade College, Miami
Standort: E Loop Dr Miami, Florida 33176, USA
Fertigstellung: 2013
Bildnachweis: Robin Hill, Miami Beach, Florida

Fachwissen zum Thema

Glatte Betonoberflächen entstehen durch eine nicht saugende Schalhaut. Beispiel: Mercedes-Benz -Museum in Stuttgart von Ben van Berkel und Carolin Bos (UN Studio)

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Glatte Oberflächen

Betonoberfläche bei Verwendung einer saugenden Schalhaut

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Schalhaut und Oberflächenstrukturen

Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart; Architekten: UN Studio

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Betonarten

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Stahlbetonstützen des Wissenschaftsmuseums Príncipe Felipe in Valencia, Architekten: Santiago Calatrava

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