Humanwissenschaftliche Fakultät der Karls-Universität in Prag

Raumgreifende Treppen aus Sichtbeton

Die 1348 gegründete Karls-Universität in Prag ist nicht nur die älteste Hochschule Mitteleuropas, sondern mit ihren 17 Fakultäten und mehr als 50.000 Studierenden die größte Universität Tschechiens. Die jüngste Fakultät ist die der Humanwissenschaften. Sie wurde 1994 gegründet und war bis 2020 auf drei Standorte verteilt, ehe sie in einem ehemaligen Mensagebäude ihren neuen Sitz bezog. Den Umbau plante das Brünner Büro Kuba & Pilař Architekti.

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Von der Mensa zum Fakultätsgebäude

Das Mensagebäude wurde in den 1980er-Jahren nach Plänen von Karel Prager im Norden Prags errichtet. Der Architekt gilt als einer der wichtigsten Vertreter moderner und brutalistischer Architektur in der damaligen Tschechoslowakei. Er entwarf unter anderem das Gebäude der ehemaligen Föderalversammlung, den modernen Annex des Nationaltheaters Nova scéna und die Komerční banka.

Die Mensa wurde seit dem Moldau-Hochwasser 2002 nicht mehr genutzt. Anders als die zwei benachbarten Wohnhochhäuser für Studierende, die mit dem flachen Baukörper über einen Sockel verbunden sind. Nachdem dessen Umbau 2009 beschlossen wurde, lud die Fakultätsleitung fünf tschechische Büros zu einem anonymen Wettbewerb ein, den Kuba & Pilař Architekti für sich entscheiden konnten. Der Entwurf des Brünner Büros greift stark in den Bestand ein, sodass lediglich die äußere Kubatur erhalten blieb. Sowohl die Fassade als auch die innere Struktur des Bauwerks wurden komplett umgestaltet.

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Punktgehaltene Glasfassade

Im Zuge des Umbaus erhielt das Gebäude eine zweite äußere Haut. Die punktgehaltene Glasfassade dient in erster Linie dem Schallschutz, um den Lärm einer angrenzenden, sechsspurigen Umgehungsstraße abzuhalten. Außerdem schützt sie den dahinterliegenden Sonnenschutz vor Verwitterung und ermöglicht eine natürliche Belüftung. Abgerundete Glasecken erinnern an die Ursprungsarchitektur aus den späten 1970er-Jahren. Die innere Fassade ist als konventionelle Pfosten-Riegel-Konstruktion mit Isolierglas ausgeführt.

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Lichtdurchflutetes Atrium

Auch im Inneren wurde maßgeblich in den Bestand eingegriffen. Bei dem Gebäude handelt es sich um einen dreigeschossigen Stahlbeton-Skelettbau auf quadratischem Grundriss mit Abmessungen von 55 x 55 Metern. Sowohl die Kubatur als auch die rasterförmige Tragstruktur blieben weitestgehend erhalten. Der bisherige Kern mit Küchen, Sanitärräumen und Treppen hingegen wich einem zentralen, dreigeschossigen Atrium. Um diesen großzügigen, von oben belichteten Raum gruppieren sich auf drei Ebenen Seminar- und Büroräume, Hörsäle, eine Bibliothek, eine Cafeteria und das Dekanat.

Das dominierende Material im Gebäudeinneren ist Sichtbeton. Aus ihm bestehen unter anderem die massiv wirkenden Brüstungen der umlaufenden Galerien und die hohen schmalen Deckenbalken. Dazu kommen als Bodenbelag schwarzer Estrich, gläserne Trennwände und skulpturale Sitzmöbel in Weiß und Orange.

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Brutalistisch anmutende Treppen

Blickfang im Atrium sind die monumentalen Sichtbetontreppen. Vom Erd- ins erste Obergeschoss führt eine breite gerade Treppe mit Zwischenpodest und massiver Betonbrüstung, die wie ein Band in die Brüstung der Galerie übergeht. Die Treppe zwischen den beiden oberen Geschossen ist etwa halb so breit und ohne Zwischenpodest ausgeführt, jedoch auch hier mit prägnanter Sichtbetonbrüstung. Im Gegensatz zur unteren Treppe sind die Stufen wesentlich tiefer ausgeführt, was eine Verlangsamung des Schritts zur Folge hat. Die beidseitig angebrachten Handläufe aus Metall besitzen einen quadratischen Querschnitt, der die Form der Treppen unterstreicht.

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Die massiv anmutenden Betontreppen wecken Assoziationen an brutalistische Architektur. Die Gestaltung des Atriums und die Materialwahl kann als Hommage an das Bestandsgebäude und seinen Architekten interpretiert werden, der als wichtiger Vertreter dieser Stilrichtung gilt. -np

Bautafel

Architektur: Kuba & Pilař architekti, Brno
Projektbeteiligte: Ladislav Kuba, Tomáš Pilař, Martin Klimecký (Projektteam Architekten), AED project, Prag (Tragwerksplanung, TGA-Planung), Wicona, Ulm u.a. (Glasfassade) 
Bauherr*in: Karls-Universität Prag, Fakultät für Humanwissenschaften
Fertigstellung: 2020
Standort: Pátkova 2137/5, 182 00 Praha 8, Tschechien
Bildnachweis: David Korsa (Fotos); Kuba & Pilař architekti (Pläne)

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