Entwicklung des Betons bis 1900
Die wachsenden Ansprüche an Konstruktion und Funktion, Ästhetik und das Experimentieren mit neuen technischen Erkenntnissen riefen in der Entwicklung der Baukultur stets Veränderungen und Neuerungen hervor. Der Baustoff Beton hat eine entsprechend lange Entwicklung hinter sich und diese ist längst nicht abgeschlossen.
Gallerie
Die Entdeckung des Kalksteins
Bereits 12.000 v. Chr. wurde Kalkstein als Baustoff erstmals
verwendet, was durch Mörtelfunde belegt ist. Der Kalkstein wurde
zufällig entdeckt und durch weiteres Experimentieren und gezielter
Aufbereitung dieses Materials entwickelte sich der Kalkmörtel als
neuer Werkstoff. Kalkmörtel ist eine Mischung aus gebranntem Kalk
und Sand unter möglicher Beimischung von Zement.
Opus Caementitium
Die Erkenntnis durch Beobachtung über die hydraulischen
Eigenschaften unterschiedlicher Materialien führte zum Römischen
Beton Opus Caementitium, der seit dem 2. JH v.Chr. von den
Römern hergestellt wurde. Durch Verwendung dieses Betons entstehen
imponierende Bauwerke und Ingenierbauten im Römischen Imperium. Die
Römer greifen das griechische Gussmauerwerk auf. Zwischen zwei
Wandscheiben, die durch Ankersteine miteinander verbunden sind,
bringen sie Kalkmörtel und Bruchsteine ein und verdichten die
Masse. Opus Caementitium gleicht den heutigen Betonen im Aufbau und
in den Eigenschaften. Er ist wasserfest, enthält Grobzuschläge bis
70 mm Korngröße, Kies und Sand als Feinzuschlag. Die Betonflächen
wurden dann mit Ziegeln verkleidet. Das Pantheon ist das
imponierenste Bauwerk aus dieser Zeit. Der Rundbau mit einem
Durchmesser von 43,40 m wurde mit einer freitragenden Kuppel aus
Beton überspannt.Bereits 27 v. Chr. schaffen die Baumeister dieser
Zeit den Kräfteverlauf in der Form abzubilden.
Erforschung der Hydraulizität
Mit dem Untergang des römischen Reiches geraten die Erkenntnisse
des Betons in Vegessenheit und werden erst mit Erfindung des
Portlandzements 1824 durch die eigentliche Betonentwicklung
weitergeführt. Vorausgegangen waren die Erforschung der
Zusammenhänge und der chemischen Zusammensetzung. 1755 entdeckt der
Engländer John Smeaton die Grundlagen der Hydraulizität, die
Eigenschaft eines Bindemittels, z.B. Zement, hydraulisch, d.h. mit
Wasser angemacht, sowohl an Luft als auch unter Wasser zu erhärten.
Die chemischen Zusammenhänge bleiben jedoch weiterhin
unerforscht.
Bewehrter Beton
Die Verwendung von Eisenbewehrung im Beton um 1850 begann
gleichzeitig in Frankreich und England. William Boutland Wilkinson
meldet 1854 seine Erfindung einer bewehrten Stahlbetondecke zum
Patent an, erste Fertigteile entstehen - und damit komplett neue
Möglichkeiten in der Baukunst.
Betonnormen
Bereits 1877 werden die ersten Betonnormen eingeführt. Es gibt
Erkenntnisse darüber, dass ein günstiger Wasserzementwert und
sorgfältiges Mischen und Verdichten zu einer besseren Betongüte
führt. Obwohl bereits 1902 das erste Hochhaus in Eisenbeton, das
Ingalls Building in Cincinnati erstellt wurde, existierten
die Probleme der statischen Erkenntnisse bzw. die Bewältigung der
Aufnahme von Zugkräften durch den Einbau von Stahl weiterhin. Der
Bauingeniuer Robert Maillart entwickelte unterzugslose Pilzdecken
und durchbricht die Theorie von Stütze und Unterzug. Erste
Tendenzen zum ganzheitlichen Tragwerk sind geschaffen. Nach 1900
entwickelt sich durch die befreite Verwendung des Baustoffs
Stahlbeton eine neue Architekturrichtung: die
Moderne.
Bildnachweis: Christophe Jacquet
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