Erweiterung der Ergo Versicherung in Düsseldorf
Gläsernes Büro mit BMA, ELA und Eigenstromanlage
Selten werden Bauprojekte mit einer solch kontinuierlichen Ausdauer verfolgt wie der Hauptsitz der Ergo Versicherungsgruppe in Düsseldorf-Pempelfort. 25 Jahre nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts durch die damalige Victoria-Versicherung wurde jetzt der vierte eröffnet; entworfen wurde er vom Architektenbüro HPP Hentrich-Petschnigg und Partner.
Gallerie
Der Erweiterungsbau bietet auf ca. 18.000 m² Bürofläche Raum für rund 750 Arbeitsplätze, verteilt auf sieben Geschosse. Dazu kommen in zwei bis fünf unterirdischen Geschossen noch einmal knappe 24.000 m². Hier befindet sich neben einem großen Rechenzentrum auch die sogenannte Quartiersgarage mit Pkw-Stellplätzen für die Anwohner, denn der Neubau ist auf einem ehemals als Parkplatz genutzten Gelände entstanden. Dieses liegt zwischen einem unter Denkmalschutz stehenden Künstleratelierhaus zur einen und der ebenfalls denkmalgeschützten historischen Anlage des Golzheimer Friedhofs zur anderen Seite. Um den direkten Bezug zwischen diesen Nachbarn zu bewahren, versahen die Architekten den Neubau mit einer abgeschrägten Stirnseite und platzierten ihn in respektvollem Abstand zu Friedhof und Künstlerhaus.
168 Meter lang und bis zu 18,80 Meter breit, setzt sich das Bürohaus aus drei Baukörpern zusammen. Sie sind durch zwei gläserne Atrien verbunden, die großzügige Durchblicke von der Fischerstraße zur historischen Friedhofsanlage erlauben. Die Ganzglasfassade wurde in Elementbauweise errichtet. Zur verkehrsbelasteten Fischerstraße hin ermöglichen Doppelfenster die natürliche Belüftung der Büros ohne Lärmbelästigung. Die Wärmedämmung der Gebäudehülle, ein Blockheizkraftwerk zur Eigenstrom-, Kälte- und Wärmeerzeugung sowie die Klimatechnik sorgen dafür, dass die Anforderungen der aktuellen Energieeinsparverordnung nach Angabe der Architekten um etwa 30 Prozent unterschritten werden. Intensiv begrünte Dach- und Außenanlagen tragen zu einer Verbesserung des Mikroklimas bei.
Sicherheitstechnik
Die Nutzung des Gebäudes mit den unterschiedlichen
Funktionen – den Büroflächen einerseits und dem unterirdischen
Rechenzentrum andererseits – erforderten ein komplexes
Sicherheitskonzept, das exakt auf die jeweiligen
Bereiche zugeschnitten ist.
Brandschutz
Das Gebäude ist mit einer flächendeckenden Brandmeldeanlage (BMA)
ausgestattet. Im Gefahrenfall löst sie bei der zuständigen
Leitstelle der Feuerwehr Düsseldorf Alarm aus.
Innerhalb des Hauses gewährleistet eine elektroakustische
Lautsprecheranlage (ELA) die Kommunikation im Notfall. Sie
übermittelt Sprachdurchsagen, Gong- und Alarmsignale sicher in
jeden Bereich des Gebäudes. Lautsprecher übertragen die Signale in
die Flure, Mittelzonen und Sozialräume; die Büros werden über in
die Brandmelder integrierte Sockel-Sirenen alarmiert.
Die Mitarbeiter in Zellenbüros müssen dann die Tür öffnen, um die
Sprachdurchsagen zu verstehen. In Räumen mit besonderer
Lärmentwicklung sind zusätzlich Blitzleuchten und Sirenen
installiert.
Als automatische Löscheinrichtung dient eine Sprinkleranlage, die außer in den Treppen-,
Sanitär- und elektrotechnischen Betriebsräumen auch in den Räumen
mit IT-Technik installiert ist. Für die autarke Wasserversorgung
der Sprinkleranlage sorgt ein Wasservorratsbehälter aus WU-Beton im
dritten Untergeschoss. In allen Bauteilen und Geschossen sind
trockene Steigleitungen mit Entnahmestellen für die
Feuerwehr angeordnet. Die Tiefgarage ist mit Wandhydranten
ausgestattet; in den Nutzungseinheiten sind Handfeuerlöscher
flächendeckend verteilt. Bereiche der IT-Technik sind außerdem mit
einer Gaslöschanlage ausgerüstet, die über die Brandmeldetechnik
und Brandfrühesterkennungsanlage oder auch manuell ausgelöst
wird.
Einbruchschutz
Neben dem Brandschutz ist das
Gebäude auch vor unbefugtem Zutritt gesichert. Zu diesem Zweck
wurde eine Einbruchmeldeanlage (Intrusionsschutzanlage) eingesetzt, die alle
Türen mit Zutrittskontrollsystem, sämtliche Türen zu den
Technikzentralen, Innentüren zu sicherheitsrelevanten Räumen sowie
alle Außentüren und die Außenfassade im Erdgeschoss überwacht. Die
Zugänge ins Gebäude werden darüber hinaus videoüberwacht, ebenso
wie Bereiche mit erhöhten Anforderungen an die Sicherheit.
Eigenstromversorgung
Eine dieselbetriebene Ersatzstromanlage gewährleistet die
Stromversorgung der sicherheitsrelevanten Verbraucher (wie der
Aufzüge oder der Sicherheitsbeleuchtung) im Falle eines
Stromausfalls. Unterstützt wird sie von einer eigenständigen
Batterie-USV-Anlage (Unterbrechungsfreie Stromversorgung) zur
Überbrückung von Spannungseinbrüchen.
Bautafel
Architekten: HPP Hentrich-Petschnigg und Partner, Düsseldorf
Projektbeteiligte: Winter Beratende Ingenieure für Gebäudetechnik, Düsseldorf (Heizung, Klima, Lüftung); HIT Huber Ingenieur Technik, Düsseldorf (Elektrotechnik); Schulhoff Ingenieur Planungsgesellschaft, Düsseldorf (Sanitär und Löschtechnik); Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft, Düsseldorf (Tragwerksplanung); Georg Penker, Neuss (Landschaftsarchitektur); Peutz Consult, Düsseldorf (Bauphysik); Paul Corall, Meerbusch (Sachverständiger für Brandschutz)
Bauherr: Victoria 4. Bauabschnitt, Düsseldorf
Fertigstellung: 2011
Standort: Fischerstraße 20, 40477 Düsseldorf
Bildnachweis: Jens Willebrand, Köln