Sky Courts Exhibition Hall in Chengdu
Wechselspiel aus glatten und reliefartigen Mauerwerksflächen
In einem traditionellen chinesischen Hofhaus spielt sich das Leben in und um einen zentralen Innenhof herum ab. Ausgehend von diesem althergebrachten Typus entwarf das US-amerikanische Büro Yoon and Höweler Architecture die Sky Courts Exhibition Hall. Die Ausstellungshallen und Galerien des knapp 1.850 Quadratmeter großen, zweigeschossigen Komplexes sind aber nicht um einen, sondern um sieben Innenhöfe herum angelegt. Ihre Fassaden zeigen ein Wechselspiel aus reliefartigem und glattem Mauerwerk in verschiedenen Graunuancen, das von unregelmäßig angeordneten Einfassungen aus Cortenstahl unterbrochen wird.
Gallerie
Der Ausstellungskomplex liegt mitten im rund 110 Hektar großen Intangible Cultural Heritage Exposition Park in der südwestchinesischen Millionenmetropole Chengdu. Zusammen mit einem Museum, einem Veranstaltungszentrum und anderen öffentlichen Einrichtungen bildet es den kulturellen Mittelpunkt der Stadt. Alle zwei Jahre findet dort ein Festival statt, auf dem sich alles um das folkloristische Kulturgut Chinas dreht. Nach Abschluss der Feiern gehen sämtliche Exponate in den Besitz der Ausstellung über, um dauerhaft gezeigt zu werden.
Die Ausstellungshallen lassen sich entweder getrennt voneinander nutzen oder zu größeren Veranstaltungsflächen zusammenschließen. Alle sieben Innenhöfe sind unterschiedlich groß und verschieden gestaltet: Einige sind als gebäudehohe Patios ausgebildet, andere als überdachte Atrien, die nur vom Obergeschoss aus zugänglich sind. Im größten Hof gibt es eine Teichlandschaft, in einem anderen führt eine frei stehende Wendeltreppe hinauf in die obere Etage.
Die großflächig verglasten Fassaden der Innenhöfe versorgen tiefer im Gebäude liegende Räume mit ausreichend Tageslicht. Außerdem machten sich die Architekten die Vorteile der traditionellen Hofbauform zunutze, die eine Klima- oder Lüftungsanlage überflüssig machte. Um eine für das subtropische Klima optimale passive Kühlung durch Querlüftung zu erhalten, positionierten sie die wenigen Fenster in den Außenwänden genau gegenüber den Innenhöfen. Die thermisch träge Speichermasse des Mauerwerks sowie der Stützen und Decken aus Stahlbeton tragen zu einem angenehmen Raumklima bei.
Mauerwerk
Der elf bis fünfzehn Meter hohe Ausstellungskomplex ist als
Skelettbau mit selbsttragender Mauerwerksfassade konzipiert. Die
Mauersteine stammen aus regionalen Ziegelbrennereien. Bei der
Fassade handelt es sich um ein zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmung. Die tragende Innenschale besteht aus
weißen Mauersteinen. Sie wurden im Blockverband gemauert, bei dem sich Läufer und
Binderschichten abwechseln. An der Außenschale zeigen sich alle
Ziegelsteine mit ihrer Längsseite. In einigen
Wandbereichen sind sie aus der Wand gedreht und ergeben auf diese
Weise gezahnte Oberflächentexturen innerhalb der ansonsten glatten
Mauerwerksfassaden. Mauerwerksanker verbinden die äußere mit der
inneren Schale.
Die in den Fassaden unregelmäßig angeordneten Fenster sind in breiten, rechteckigen Rahmen aus Cortenstahl zu größeren Feldern zusammengefasst. Das Dach ist so gestaltet, dass einzelne Flächen nach innen zum jeweiligen Innenhof abfallen. Auf diese Weise entsteht eine abwechslungsreiche Dachlandschaft aus Hochpunkten, Graten und Tälern. Die Dachziegel sind, passend zu den Mauerwerksziegeln, ebenfalls grau.
Bautafel
Architekten: Höweler + Yoon Architecture (HY), Boston
Projektbeteiligte: Eric Howeler, Meejin Yoon, Meredith Miller, Ryan Murphy, Parker Lee, Jennifer Chuong, Casey Renner, Chua Matthew, Nerijus Petrokas, Zi Liu, Saran Oki, Cyrus Dochow, Thena Tak, Yushiro Okamoto, Jeremy Jih (Design Team); Lokale Handwerker aus Chengdu
Bauherr: Chengdu Quingyang SCD
Fertigstellung: 2011
Standort: Chengdu, Provinz Sichuan, China
Bildnachweis: Yihaui Hu für Höweler + Yoon Architecture, Boston
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