Elbarkaden am Magdeburger Hafen in Hamburg
DGNB-Standard in Gold für Verwendung lokaler, regenerativer Energiequellen
Die Hamburger Hafencity zwischen der historischen Speicherstadt im Norden und der Elbe im Süden ist das flächengrößte Stadtentwicklungsgebiet Deutschlands. 157 Hektar umfasst das Areal insgesamt und ist, zumindest in seinem westlichen Bereich, bereits zu weiten Teilen bebaut, genutzt und bewohnt. Das östlich an den ehemaligen Magdeburger Hafen grenzende Elbtorquartier hingegen entwickelt sich erst. Bereits fertiggestellt ist mit den Elbarkaden ein 170 Meter langes, sieben Geschosse hohes Wohn- und Bürohaus an der Wasserkante. Den mäandrierenden Klinkerbau auf einem durchgehenden Sockel entwarf der Zürcher Architekt Bob Gysin.
Gallerie
Ein niedriges Warftgeschoss und ein sehr hohes Erdgeschoss, dem
zum Hafenbecken hin die namensgebenden Elbarkaden
vorgelagert sind, bilden den rund 170 x 64 Meter messenden Sockel
des Gebäudes. Es sind allerdings keine Arkaden und auch keine
Kolonnade, sondern ein gebäudelanger Einschnitt, dessen Auskragung
schlanke Stahlstützen abfangen. Neun Meter hoch und knapp zehn
Meter breit ist die überdachte Passage, die wegen des gelegentlich
ansteigenden Wasserspiegels um ein Geschoss erhöht liegt und weite
Ausblicke hinüber zur Speicherstadt und hinunter zur Elbe
eröffnet.
Die folgenden Geschosse sind als ein etwa 16 Meter tiefer
mäandrierender Baukörper ausgebildet, der sich im Süden zu einem
Kopfbau mit innenliegendem Lichthof formt. Im nördlichen Bereich
sind 90 Wohnungen mit Größen zwischen 50 und 245 Quadratmetern und
teilweise als Maisonetten realisiert worden und im Mittel- und
Südteil flexibel nutzbare Büro- und Ausstellungsflächen für die
Unternehmen Greenpeace und Designport. Im Untergeschoss befindet
sich Tiefgarage mit 220 Stellplätzen. Alle Geschosse haben
einheitliche Raumhöhen und sind ohne tragende Innenwände in
Skelettbauweise konstruiert. Die Gebäudehülle aus rotem Klinker mit
großen Fenstern wurde vorfabriziert.
Gebäudetechnik
Zur Deckung des Strombedarfs wurden auf dem Dach und auf den
verbleibenden Dachflächen des Sockels 286 Photovoltaik-Module mit einer Leistung von 70 kWp
installiert, die jährlich rund 64.000 kWh Strom produzieren. Um
tageszeitbedingte Schwankungen in der hauseigenen Stromproduktion
auszugleichen, wurden auf dem Südflügel drei Windräder mit einer
Gesamtleistung von 36 kW aufgestellt. Zusammen erzeugen die
Turbinen zusätzlich 32.000 kWh Strom im Jahr.
Während die Wohn-, Büro- und Gewerbeeinheiten mittels Fernwärme
versorgt werden, wird in der Greenpeace-Zentrale die Energie zum
Heizen und Kühlen von zwei Sole/Wasser-Wärmepumpen
(30 und 69 kW) bereit gestellt. Sie werden mit dem eigens erzeugten
Solarstrom betrieben und von Energiepfählen in 18 Metern Tiefe und
Erdsonden in 85 Metern Tiefe gespeist. Die Wärmeverteilung im Haus
erfolgt über Heizflächen- und Radiatoren. Für Frischluft sorgt eine
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
Durch begrünte Ausgleichsflächen, eine effiziente Beleuchtung und
die Nutzung von Regenwasser wird das nachhaltige Energiekonzept
noch unterstützt. In der Summe reduzieren diese Maßnahmen den
Wärme- und den Strombedarf. Schon im Vorfeld wurden die
Systemkomponenten aller Beteiligten sorgsam aufeinander abgestimmt
und dynamische Simulationen und systematische Quantifizierungen
verschiedener Nachhaltigkeitskriterien einbezogen. Das Gebäude
erfüllt nun die Anforderungen des Gold-Standards der Deutschen
Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).
Bautafel
Architekten: Bob Gysin + Partner, Zürich
Projektbeteiligte: EK Energiekonzept, Zürich (Energie und Nachhaltigkeit); Stiebel Eltron, Holzminden (Wärmepumpen); Radenschall, Meilen (Landschaftsarchitektur)
Baufeld 1 bis 3: Heine Architekten, Hamburg (Ausführungsplanung); Wetzel & von Seht, Hamburg (Statik); 3-Plan, Winterthur und Technic Air, Hamburg (Haustechnik); ISRW Klapdor, Düsseldorf (Bauphysik)
Baufeld 4: Timm + Goullon Architekten, Hamburg (Ausführungsplanung); Otto Wulf, Hamburg (Statik und Bauphysik); MN-Ingenieure, Leipzig (Haustechnik)
Bauherr: GOD Green Office Development und GLD Green Living Development (Baufeld 1 bis 3); Grundstücksgesellschaft Hongkongstraße, Hamburg (Baufeld 4)
Fertigstellung: 2013
Standort: Hongkongstraße 2-4, 20457 Hamburg
Bildnachweis: Hagen Stier, Hamburg
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