Schattendach in Handenberg
Weit auskragende, schnörkellose Sichtbetonkonstruktion
Auf ganze 26 Ortschaften verteilen sich die knapp 1.300 Einwohner der oberösterreichischen Gemeinde Handenberg. Herz des Dorfes ist eindeutig die mächtige gotische Pfarrkirche mit Zwiebelturm und jetzt auch der sie umgebende Platz. Er wurde von Heidl Architekten aus Linz neu gestaltet, die den zuvor ausgelobten Wettbewerb gewonnen hatten. Ihre Aufgabe bestand darin, die durch den Abriss eines Pfarr- und eines Geschäftshauses undefinierte Fläche räumlich zu fassen, ein Schatten spendendes Dach zu entwerfen und einen bestehenden Teich in ihre Gesamtplanung zu integrieren, der eng mit der Gründungsgeschichte von Handenberg verbunden ist.
Gallerie
Die Kirche umgibt nun eine Baumreihe, die von halbhohen Hecken begleitet wird und so den Raum fasst. Der Teich erhielt ein Holzdeck am Wasser mit Sitzstufen zum Ortsplatz. Im Bedarfsfall kann er mit einem Zaun umgeben werden. Weitere Sitzmöglichkeiten bieten vier lange Holzbänke; die Platzoberfläche ist mit kleinen Granitsteinen gepflastert.
Beton
Im besten Sinn auffälligstes Element der Neugestaltung ist das
markante Flugdach aus Sichtbeton, das die Architekten zusammen mit den
Ingenieuren vom Werkraum Wien entwickelten. Die
Stahlbetonkonstruktion kragt zwölf Meter aus und besitzt eine
Dachfläche von 80 Quadratmetern. Letztere wurde ohne Folien und
Verblechungen ausgeführt, wodurch das Bauwerk wie eine Skulptur
erscheint. Die Entwässerung verbirgt sich hinter den leicht
überhöhten Kanten des Daches beziehungsweise in der Wand. An der
Unterseite der Auskragung sowie unter den Sitzbänken befinden sich
Leuchten, die den Platz auch bei Dunkelheit nutzbar und
sicher machen. Die Dachleuchten sitzen in Aussparungen, die während
der Schalens an Stellen vorgesehen wurden, an denen jeweils zwei
Schalelemente aufeinander trafen.
Wand und Decke wurden in einem Betonierabschnitt erstellt.
Verwendet wurde ein Beton der Festigkeitsklasse C 40/50 mit der
österreichischen Kurzbezeichnung B5. Infolge der langen
Anfahrtswege standen für seinen Einbau gerade einmal 60 Minuten zur
Verfügung. Um das Dach trotz der Biegemomente in der geplanten,
leicht geneigten Form verwirklichen zu können, war eine Überhöhung
der Auskragung von 26 cm statisch erforderlich.
Bautafel
Architekten: Heidl Architekten, Linz
Planungsbeteiligte: Werkraum Wien (Tragwerksplanung); Pointner Rundholz, Burgkirchen (Holzarbeiten); Strabag, Braunau (Baufirma); Barbara Bacher, Linz (Landschaftsplanung)
Bauherr: Gemeinde Handenberg
Fertigstellung; 2015
Standort: Dorfplatz, 5144 Handenberg
Bildnachweis:Josef Andraschko, Linz für Heidl Architekten
Fachwissen zum Thema
Deutsche Zement- und Betonindustrie vertreten durch das
InformationsZentrum Beton | Kontakt 0211 / 28048–1 | www.beton.org