Nordbahnhof in Ingolstadt
Cremeweiße Betonlamellen mit Natursteinstruktur
Seitdem die Zugverbindung zwischen München und Nürnberg nicht mehr über Augsburg, sondern Ingolstadt führt, hat sich dort der Nordbahnhof zu einer Nahverkehrsdrehscheibe mit einem hohen Personenaufkommen entwickelt. Dem war das alte Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1870 auf Dauer nicht gewachsen und musste einem Neubau weichen. Dieser entstand nach Plänen der Münchner Architekturbüros Zurmöhle und Maier Neuberger, die den zuvor ausgelobten Wettbewerb gewonnen hatten.
Gallerie
Der Neubau ist ein Multifunktionsgebäude mit Büros in den drei Obergeschossen, einem integrierten Parkhaus mit fünf Parkebenen sowie dem Busbahnhof samt Reisezentrum, Wartebereich und Ladenzone im Erdgeschoss. Um die unterschiedlichen Gebäudenutzungen und Geschosshöhen zusammenzufassen, erhielt der Baukörper ab dem ersten Obergeschoss eine einheitliche vorgehängte Fassade aus vertikalen Sichtbetonelementen. Darunter ist das großflächig verglaste Erdgeschoss umlaufend ein ganzes Stück nach innen versetzt. Den Lastabtrag übernehmen mehrere Wandscheiben und 13 Rundstützen, die in den Büroetagen als Zugstützen ausgebildet sind. Das nach außen offene Parkhaus verfügt über 253 Stellplätze; ein durchgängiges Farbkonzept und visuelles Leitsystem vereinfachen die Orientierung und schaffen eine optische Verbindung zwischen den verschiedenen Funktionsbereichen.
Beton
Damit das Gebäude nicht starr erscheint, sondern schwungvoll und
dynamisch, entschieden sich die Planer für Betonelemente mit
leichten Ausbuchtungen an der Außenkante. Durch deren
unterschiedliche Anordnung in der Höhe entsteht in der Reihung eine
plastische Modulation der Fassade, die der Form einer Sinuswelle
entspricht. Insgesamt wurden 224 Betonfertigteile in einem gleichmäßigen Abstand
von 0,83 Meter zueinander vor die eigentlichen Fassade montiert.
Jedes ist 13,20 Meter lang, 20 Zentimeter breit und 15 Zentimeter
dick sowie von cremeweißer Farbe, die den beabsichtigten
rippenähnlichen Eindruck unterstützen soll. Dazu verwendete man
Weißzement, der mit gelben Pigmenten eingefärbt
wurde.
Da die Planer befürchteten, dass die Betonelemente nicht in der
gewünschten Qualität herzustellen seien, entschieden sie sich für
die Verwendung von Strukturmatrizen, mit denen Unebenheiten
kaschiert werden konnten. Ihre Wahl fiel auf eine Matrize, die die
leicht poröse Oberflächenbeschaffenheit des Natursteins Travertin
wiedergibt. Für sämtliche Betonelemente benötigte man 28
Schalungsformen, die mit der Strukturmatrize ausgekleidet waren.
Jede wurde knapp 50 mal verwendet. Als besonders schwierig stellte
sich nicht die Herstellung der Schalungsformen heraus, obwohl diese
infolge der geschwungenen Geometrie recht anspruchsvoll waren. Die
eigentliche Herausforderung lag im Transport und in der Montage der
sehr langen und schlanken Betonelemente.
Bautafel
Architekten:
Zurmöhle Architekten, München
und Maier Neuberger Architekten, München
Projektbeteiligte: Hans-Jürgen Aster Ingenieurbüro für Baustatik, München (Tragwerksplanung); Ing. Wolfgang Spiegl, München (TGA); Commendas Projektmanagement, Ingolstadt (Bauleitung); Xaver Riebel Bauunternehmung, Mindelheim (Bauunternehmen); Wertach Fertigteilwerk, Pforzen (Betonherstellung); Noe-Schaltechnik, Süssen (Schalungsmatrizen); Montec, Münsterhausen (Montage der Betonfertigteile); Glück Landschaftsarchitektur, Stuttgart (Außengestaltung)
Bauherr:
IFG Ingolstadt
Standort: Am Nordbahnhof 7, 85049 Ingolstadt
Fertigstellung: 2013
Bildnachweis: Noe-Schaltechnik, Süssen
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