Holzpavillon in der Schweiz
Messestand und Exponat in einem
Der Einsatz von Holz im Messebau ist üblich, in der Regel versteckt es sich meist hinter einer Beschichtung oder einem Farbanstrich oder dient nur als nicht sichtbare Konstruktion. Bei ihrem Messestand im Auftrag von Lignum, der schweizerischen Informationsstelle rund ums Holz, nutzen Frei + Saarinen Architekten das unbehandelte Material ganz selbstbewusst. Die hölzerne Ausstellungsarchitektur bildet nicht bloß den Rahmen für Exponate, sie soll vielmehr die Neugier für die heutigen Gestaltungsmöglichkeiten im Holzbau wecken und das Potenzial zeitgemäßer Planungs- und Fertigungsmethoden zeigen.
Gallerie
Die organisch geformte Holzskulptur aus mehrlagigen
Massivholzplatten führt die Besuchenden in der Figur einer
„räumlichen Acht” durch fließend ineinander übergehende Räume. Die
Raumschleife erschließt sich aber erst, wenn man sich durch den
gewundenen, höhlenartigen Bereich oder über die kleine „Terrasse”
darüber bewegt, die auch Sitzgelegenheiten für Verschnaufpausen
bietet. Um die Form flexibel in unterschiedliche Umgebungen
einpassen zu können, schaffen Übereck-Öffnungen Bezüge nach allen
Richtungen. Je nach Blickrichtung und -distanz wechselt auch der
architektonische Ausdruck der Konstruktion zwischen transparenten,
durch Wangen getragenen Schichten, einer terrassenförmigen
Topographie und einem bulligen Holzkörper.
Nachhaltig Bauen
Zwanzig Ebenen aus 50 mm starken Fünfschichtholzplatten sind
abwechselnd mit 13 cm hohen Distanzelementen desselben Materials
aufeinandergestapelt. Mit Absicht sind die Distanzelemente nicht
zurückversetzt, sondern bündig zu den horizontalen Schichten
angeordnet. So erinnert die Struktur an vertraute Dinge, an
traditionelle Holzbauten, an Regale oder gestapelte Paletten
anstatt ein stromlinienförmiges Designobjekt zu schaffen.
Bestimmend für die endgültige Formgebung waren neben räumlichen Überlegungen die Minimierung der Materialmenge, die im Laufe des Entwurfsprozesses zu einer Kostenreduktion von 75% führte. Die im heutigen Holzbau bereits übliche „digitale Kette” - also die Verwendung rein digitaler Information vom 3D-Modell bis zur Holzfräse - erlaubte eine effiziente Produktion bei sehr hoher Präzision, ohne die eine solche toleranzlose Konstruktion kaum realisierbar wäre.
Der Messestand hatte seine Premiere bei der Swissbau in Basel
vom 12. bis 16. Januar 2010 und wird bis 2013 an rund zehn Messen
aufgestellt. Der Transport erfolgt per LKW. Da die 541 Einzelteile
sich sehr platzsparend anordnen lassen, sind jeweils nur wenige
Fahrten nötig, um die rund acht Tonnen Holz zu verfrachten. Hat er
als Ausstellungsstück ausgedient, wird der Stand verkauft und soll
als permanentes Exponat oder eventuell als Teil eines
Kinderspielplatzes weiterverwendet werden. Zuletzt kann die
Struktur wieder zerkleinert, recycelt oder verfeuert
werden.
Bautafel
Architekten: Frei + Saarinen Architekten, Zürich/CH
Projektbeteiligte: Pirmin Jung Ingenieure für Holzbau, Rain/CH (Statik, Verbindungstechnik); Schilliger Holz / Bisang Holzbau, Küssnacht am Rigi/CH (Holzbau, Produktion); Tangemann Metallbau, Zürich/CH (Metallbau: Monitorhalterungen); Kammer Expo, Tagelswangen/CH (Messeaufbau, Licht)
Bauherr: Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich/CH
Fertigstellung: 2009
Bildnachweis: Stefan Wülser, Frei + Saarinen Architekten, Zürich/CH
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