Bootshaus in Møre og Romsdal
Neubau aus 150 Jahre altem Holz, recycelten Fenstern und regionalen Materialien
Historische Bootshäuser sind charakteristisch für die norwegischen Küstenregionen, denn der überwiegende Teil der Bevölkerung lebte dort bis zum 20. Jahrhundert von der Fischerei. Traditionell dienten die Bootshäuser der Lagerung von Booten und Fischen, heute werden sie vielfach zu Ferienhäusern umgewandelt. Manche dieser Gebäude verfallen aber auch, wie das Bootshaus in Møre og Romsdal. Weil der Holzbau aus dem 18. Jahrhundert in einem ruinösen Zustand war, beauftragte der Besitzer das Büro TYIN Tegnestue Architects aus Trondheim mit der Planung eines neuen Hauses, das in derselben schönen Lage am Wasser errichtet werden sollte. Der entstandene eingeschossige Baukörper ist mit seiner schlichten Form, dem geneigten Dach und den Holzfassaden eine Referenz an das historische Bootshaus.
Gallerie
Nachhaltig Bauen
Ziel der Planung war es, die
Fundamente und das Holz aus Tragwerk und Fassaden so weit wie
möglich wieder zu verwenden. Beim Abriss des alten Bootshauses
stellte man allerdings fest, dass die Tragstruktur auf einem nicht
stabilen Lehmboden gebaut war. Als Basis für die neue Konstruktion
wurde deshalb auf acht Meter langen H-Profil-Stahlträgern ein
Holzdeck errichtet, das eine Spalte im felsigen Untergrund
überspannt. Teile der Außenwandkonstruktion wurden direkt auf den
felsigen Untergrund gebaut, um die Arbeit an den Fundamenten zu
vereinfachen. Die Aussteifungselemente des Hauses liegen nicht
sichtbar zwischen der inneren und äußeren Holzverkleidung.
Die Fassaden inklusive Dach bestehen aus norwegischem Kiefernholz, das mit einem biologischen Abfallprodukt aus der Zuckerproduktion kesseldruckimprägniert wurde. Die Fassaden sollen im Laufe der Zeit eine natürliche, silberne Patina erhalten. In die Fassade integriert wurden die alten Fenster eines Farmhauses, die man für diesen Zweck sorgfältig restaurierte. Ihre Abmessungen beeinflussten die Abstände der Holzstützen und damit die Tragkonstruktion des Gebäudes.
Während das Holzdeck auf der einen Seite des Gebäudes nahezu mit der Außenwand abschließt, bildet es auf der anderen Seite ein Sonnendeck mit Ausblicken in die Landschaft und aufs Wasser. Die daran angrenzende Fassade besteht aus Holztoren, die sich mit Hilfe eines einfachen Stahlbeschlages zu einem Vordach aufklappen lassen. Auf diese Weise lässt sich die gesamte Fassade öffnen. Auf der Innenseite sind die Tore mit Segeltuch bespannt, was eine angenehme Helligkeit erzeugt.
Das 150 Jahre alte Holz des ursprünglichen Bootshauses wurden
als Verkleidung für die Innenwände verwendet. Boden und Wände
blieben naturbelassen, nur das Dachtragwerk erhielt einen weißen
Anstrich. Die Einrichtung ist minimalistisch, allerdings lassen
eine lange Holztheke mit darunter liegendem Stauraum, eine abhängte
Feuerschale sowie zwei Bilder und ein Paar Stühle darauf schließen,
dass der Holzbau nicht nur als Boots- sondern auch als Ferienhaus
genutzt werden soll. Und wer würde nicht gerne Zeit an diesem
schönen Ort verbringen, an dem Innen- und Außenraum so fließend
ineinander übergehen.
Bautafel
Architekten: TYIN Tegnestue Architects, Trondheim
Bauherr: Stein Erik Sørstrøm
Fertigstellung: 2011
Standort: Møre og Romsdal (Aure), Norwegen
Bildnachweis: Pasi Aalto, Trondheim
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