Wohnhaus in Denkendorf
Massivbau mit Wärmedämmverbundsystem
Die Gemeinde Denkendorf liegt an den nach Süden abfallenden Hängen der Filderebene in Baden-Württemberg. Oberhalb des fast 900 Jahre alten Ortskerns mit seinem markanten Kloster hat das Stuttgarter Architektenduo Ippolito Fleitz Group - bestehend aus Peter Ippolito und Gunter Fleitz - ein Einfamilienhaus entworfen. Dabei lag der Entwurfsschwerpunkt auf der Kombination von ästhetischen Ansprüchen und einer energieoptimierten Bauweise.
Gallerie
Entwickelt wurde ein Baukörper, der das Haus mit seinen
verschiedenen Elementen wie aus einem Guss erscheinen lässt. Diese
Einheitlichkeit wird durch den grauen Farbton unterstrichen, der
sich sowohl an den Dachziegeln als auch an der glatt verputzten
Fassade wiederfindet. Mit den Trauf- und Firsthöhen beziehen sich
die Architekten übrigens auf die Nachbargebäude, von der sich der
Bau ansonsten visuell absetzt. Der Dachfirst ist jedoch
asymmetrisch angelegt und wird in seiner unkonventionellen Wirkung
noch durch den überproportional großen Schornstein unterstützt.
Vorspringende oder zurückgesetzte Gebäudeteile - ein Glasvorbau,
die Garage oder auch der Eingangsbereich - prägen das
Erscheinungsbild des Einfamilienhauses ebenso wie die sehr
unterschiedlich großen Fensteröffnungen in den einzelnen
Geschossen.
Das Haus erstreckt sich über drei Ebenen. Die untere Wohnebene mit
Büro, Gästezimmer und -bad, Garage und Abstellräumen befindet sich
auf Straßenniveau und wurde mit einem in den Hang gegrabenen
Lichthof versehen. Dadurch erhält ein Großteil der Räume im
Untergeschoss Tageslicht. Eine windgeschützte Terrasse, die man
über das Büro erreicht, schafft einen Übergang zum Außenraum.
Im zentralen, mittleren Wohngeschoss ist ein loftartiger Raum
entstanden, wie ihn die Auftraggeber von ihrer bisherigen
Stuttgarter Stadtwohnung kannten. Küche, Wohn- und Essbereich sowie
eine Bibliothek organisieren sich als offene Einheit um das
Treppenhaus herum. Die ganz in Weiß gehaltene Küche wird durch
einen freistehenden Tresen vom Essbereich getrennt. Dieser ist als
kommunikatives und soziales Zentrum der Wohnung gedacht. An warmen
Tagen lässt er sich über eine große Fensterfront mit Tür zur
Terrasse hin erweitern. Zusätzlich erhält der Esstisch Tageslicht
aus Süden, verbunden mit einer schönen Aussicht auf Denkendorf,
über ein L-förmiges Panoramafenster im benachbarten Wohnbereich.
Dort bietet eine beheizte Fensterbank aus Sichtbeton einen
Panoramasitzplatz.
Eine offene Treppe verknüpft die drei Ebenen des Hauses
miteinander. Ihre verschiedenfarbigen Wandflächen setzen Akzente im
ansonsten weiß gehaltenen Haus. Der Weg in die privaten Räume des
Obergeschosses wird durch Tageslicht am Treppenende besonders
inszeniert. Oben angekommen, liegt rechter Hand ein Spiel- und
Fernsehplatz gen Süden für die Kinder, zwischen zwei großzügigen
Kinderschlafzimmern. Linker Hand befinden sich das
Elternschlafzimmer, ein Ankleideraum und ein geräumiges
Bad.
Der Boden ist im gesamten Haus mit einer anthrazitfarbenen mineralischen Beschichtung versehen, die Herstellungsspuren als gewünschtes Muster konserviert. Für die Terrassengestaltung wurde ein optisch ähnlicher Zementestrich gewählt, sodass Innen- und Außenraum gemeinsam ein homogenes Bild ergeben. Ganz unterschiedlich kann dagegen der Flur am Küchenbereich erscheinen. Eine programmierbare LED-Lichtleiste an der Decke verwandelt diesen bei Dunkelheit in eine der eigenen Stimmung entsprechende Lichtfarbe.
Das Haus ist in Niedrigenergiebauweise errichtet und wird
mittels Erdwärme aus zwei über 100 m tiefen Bohrungen versorgt. Als
Brauchwasser dient Regenwasser, das in einer 5.000 l fassenden
Zisterne gesammelt wird.
Mauerwerk
Aufgrund der Hanglage und schwieriger Baugrundverhältnisse sollte
das Gebäude als Massivhaus errichtet werden. Um die Schale des
gesamten Hauses homogen zu gestalten, wurde deshalb nicht nur das
Untergeschoss, sondern der gesamte Bau aus einem Material - Poroton
Hochlochziegel - ausgeführt. Das 17,5 cm starke
Mauerwerk erhielt im Inneren einen geglätteten Gipsputz von 1,5 cm.
Außen sind die Wände zusätzlich mit einem Wärmedämmverbundsystem
von 20 cm Polystyrol bekleidet worden. Der Bau hat einen
Energiebedarf, der die aktuelle EnEV unterschreitet, und konnte als
sogenanntes KfW-60-Haus die staatliche Förderung der KfW-Bank
erhalten.
Besondere Sorgfalt ließen die Architekten bei der Planung der
Fenster- und Dachanschlüsse walten. So wurden die
Holz-Aluminium-Fenster flächenbündig in das Wärmedämmverbundsystem
eingebaut und mit U-Profilen als Schattenfuge eingefasst. Die
Regenrinne am Dach ist verdeckt, ein 3 cm breiter Blechabschluss
bildet den dezenten Übergang zum Ziegeldach.
Bautafel
Architekten: Ippolito Fleitz Group, Stuttgart
Projektbeteiligte: Hans-Jörg Kern, Stuttgart (Statik)
Fertigstellung: 2008
Bauherr: privat
Standort: 73770 Denkendorf
Baunetz Architekt*innen
Fachwissen zum Thema
KS-ORIGINAL GmbH
Entenfangweg 15
30419 Hannover
www.ks-original.de