Behindertenwohnstätte Am Vorwerk in Leipzig
Einschaliges Außenmauerwerk aus Planformat-Kalksandsteinen mit WDVS
Die Siedlung Neu-Paunsdorf wurde ab 1987 als eine der letzten industriellen Plattenbauquartiere der DDR errichtet. Eingebettet inmitten dieser Wohnsiedlung im Osten Leipzigs entstand eine Wohnstätte für erwachsene geistig und mehrfach behinderte Menschen. Für die Planung der neuen Behindertenwohnstätte Am Vorwerk auf einem 2.687 m² großen Grundstück (dem Standort der ehemaligen Siedlungsgaststätte) wurde 2007 ein Wettbewerb ausgelobt, den das ortsansässige Architekturbüro Kister Scheithauer Gross für sich entscheiden konnte.
Gallerie
Der frei stehende zweigeschossige Flachbau mit klarer Kubatur ist deutlich niedriger als die ihn umgebende Großblock-Struktur, fügt sich jedoch ein in das städtebauliche Bild aus sechsstöckigen Wohnblocks und niedrigen, pavillonartigen Infrastrukturbauten. Auch der leicht körnige Putz in warmem, abgetöntem Weiß korrespondiert mit dem in der Umgebung vorherrschenden Grau und Braun von Betonfertigteilen und Fassadenfliesen. Größe und Proportionen der unregelmäßig angeordneten Fenster sind auf die dahinter liegenden Nutzungen abgestimmt und variieren daher. Einzelne Fenster besitzen zudem abgesetzte Faschen aus glatterem Putz, die unterschiedlich verspringen und so der Fassade Lebendigkeit verleihen. Nach Osten und Westen öffnet sich jeweils ein in den Baukörper eingeschnittener Hof zur Umgebung. Trotz der exponierten Lage des Gebäudes entstanden so dreiseitig umschlossene, geschützte Außenräume für die Bewohner.
Durch die eingeschnittenen Höfe erhält das Gebäude eine zweiflügelige Struktur mit einem großzügig verglasten Verbindungsriegel. Die barrierefreie Erschließung des Wohnheims erfolgt von der Straße „Am Vorwerk“ über den nördlichen der beiden Flügel. Der Haupteingang erfährt durch die im Erdgeschoss zurückspringende Fassade eine besondere Betonung, gleichzeitig dient das darüber auskragende Obergeschoss als schützendes Vordach. Die Behindertenwohnstätte bietet insgesamt 44 Plätze, 20 davon sind rollstuhlgerecht. Insgesamt entstanden sechs Wohngruppen, die jeweils um eine gemeinsame, offene Wohnküche und einen Gemeinschaftsraum angeordnet sind. Jeweils zwei Gruppen nehmen ein Geschoss in einem der Flügel ein und werden gemeinsam von einem dazwischenliegenden Dienstzimmer aus organisiert.
Mauerwerk
Die Behindertenwohnstätte ist vorwiegend in Massivbauweise aus
Kalksandsteinen errichtet. Die Außenwände sind
aus einschaligem Mauerwerk aus großformatigen Steinen mit einem
Wärmedämmverbundsystem (WDVS). Von innen nach außen besteht der
knapp 40 cm dicke Aufbau aus folgenden Schichten: 1 cm
Innendünnputz auf dem 24 Zentimeter dicken Kalksandsteinmauerwerk,
davor sorgt ein 12 cm dickes WDVS mit Steinwolle für den Wärmeschutz. Der
U-Wert
der Außenwand beträgt damit 0,30 W/m²K. Außen wurde der Baukörper
hell verputzt.
Für das tragende Mauerwerk kamen Planformat-Kalksandsteine zum Einsatz, vorwiegend im Format 99,8 x 24 x 62,3 cm (L x B x H). Dadurch war ein wirtschaftliches, da zügiges Aufmauern möglich. Aufgrund der Größe und dem damit verbundenen Gewicht der Steine erfolgte das Setzen körperschonend mit einem Minikran. Die Stoß- und Lagerfugen sind mit Dünnbettmörtel ausgeführt.
Alle tragenden Innenwände sind ebenfalls aus großformatigen, 24
dicken Kalksandsteinen errichtet, alle nicht tragenden Wände in
Trockenbauweise ausgeführt.
Bautafel
Architekten: Kister Scheithauer Gross Architekten und Stadtplaner, Köln/Leipzig
Projektbeteiligte: Hundt & Partner, Leipzig (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Bauwesen Horn, Leipzig (Bauleitplanung); RPP Gerald Ritter und Thomas Polanski, Leipzig (Haustechnik); Amin Landschaftsarchitektur, Leipzig (Landschaftsplanung); Xella, Duisburg (Silka Kalksandsteine)
Bauherr: Hochbauamt Stadt Leipzig
Fertigstellung: 2012
Standort: Am Vorwerk 2a, 04329 Leipzig-Paunsdorf
Bildnachweis: Kister Scheithauer Gross, Köln/Leipzig; Foto: Steffen Junghans, Leipzig
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