Schwaketenbad in Konstanz

Badespaß und Energiesparen

Nachdem im Juli 2015 das Konstanzer Schwaketenbad bei einem Großbrand zerstört wurde, setzte die örtliche Bädergesellschaft alles daran, ein neues Hallenbad zu errichten. Die Planungen unter der Leitung des Stuttgarter Büros Behnisch Architekten begannen im Oktober 2016, direkt im Anschluss an den vorgeschalteten Wettbewerb, bei dem die Jury eine klare Ausführungsempfehlung für den Entwurf ausgesprochen hatte. Ziel war es, eine lebendige Badelandschaft für die sehr unterschiedlichen Besuchergruppen zu kreieren und die Energieversorgung des Gebäudes so nachhaltig wie möglich zu gestalten.

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Das neue, ca. 124 × 80 m große Schwaketenbad bietet auf einer BGF von 10.172 m² (BRI: 63.118 m³) eine lebendige Badelandschaft mit zwei 25-Meter-Schwimmerbecken, einem Nichtschwimmerbecken mit Rutsche, einem Kleinkind-, einem Warmwasser- und einem Kursbecken mit Hubboden, einer Sprunganlage, zwei Riesenrutschen sowie einem Wasserspielplatz. Alle Beckenbereiche sind visuell miteinander verbunden, getrennt lediglich durch raumhohe Glaswände. Besonders prägnant und raumprägend ist die dynamisch wirkende Dachlandschaft, die zusammen mit der überwiegend transparenten Fassade den Eindruck erweckt, als würde sie schweben. Die konstruktiven Elemente, die die unterschiedlichen Dachflächen tragen, sind geschickt integriert und kaum wahrnehmbar. Es entsteht ein spielerisches Raumkontinuum mit verschiedenen Raumhöhen, viel Tageslicht und intensivem Bezug zur Außenlandschaft, die geprägt ist vom Naherholungsgebiet Schwaketen- und Mainauwald sowie vom nahegelegenen Bodensee. Die Materialität der Innenräume unterstützt diesen natürlichen Charakter durch die helle, warme Holzdecke aus Holzwolleplatten mit diagonal angeordneten, naturbelassenen Fichtenkanthölzern, die der Landschaft angepassten Farbigkeit der Fliesen und einigen farblichen Akzenten in Gelb oder Rot.

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Architektonische Energiesparmaßnahmen

Bäder wie diese benötigen üblicherweise viel Energie für die Erwärmung des Wassers in den Schwimmbecken und die Klimatisierung der Räume. Deshalb war es das Ziel aller Beteiligten, einen möglichst energie- und ressourcenschonenden Betrieb zu erreichen. Architektonische Maßnahmen sind etwa die großzügigen Dachüberstände, die die Räume im Sommer vor Überhitzung schützen. Die transparenten Fassaden, die im Winter solare Wärmegewinne ermöglichen, sind mit Dreifach-Verglasungen und energetisch optimierten Rahmenkonstruktionen ausgeführt, was einem Kaltluftabfall und Kondensation entgegenwirkt.

Wärme aus drei Quellen

Zur Wärmeversorgung des Schwaketenbades wurde ein Wärmecontracting zwischen der Bädergesellschaft Konstanz und den Stadtwerken Konstanz abgeschlossen, wodurch der Betrieb der Anlagen deutlich vereinfacht wird. Wichtigster Punkt in dem Bad ist die Wärmeproduktion, die durch zwei Blockheizkraftwerk-Module (50 %), eine Wärmepumpe, die die Abwärme aus dem BHKW und dem Durschabwasser nutzt (30 %), und zwei Gaskessel für die Spitzenlasten (20 %) erfolgt. Damit die BHKW-Module sowie die Wärmepumpe optimal eingesetzt werden können, wurden die Wärmetauscher der Badewasseraufbereitungsanlagen und der Lüftungsanlagen auf sehr niedrige Systemtemperaturen ausgelegt. Lediglich die Warmwasserbereitung für Bad und Gastronomie sind mit Vorlauftemperaturen von mindestens 70 °C ausgestattet. Die Wärmeübergabe der Heizenergie an die Räume erfolgt in der Eingangshalle über eine Fußbodenheizung. Die Büro- und Personalräume werden über Röhrenradiatoren beheizt. In allen Barfußbereichen wurde bewusst auf eine Temperierung der Fußböden verzichtet, um einfache und dauerhaft beständige Bodenaufbauten realisieren zu können. Lediglich die Sitzbänke in den Badehallen sind beheizt. Die Erwärmung des Badewassers erfolgt mittels Plattenwärmetauschern und frequenzgesteuerten Teilstrompumpen, mit denen ein energiesparender und unterbrechungsfreier Betrieb sichergestellt ist, um den Schutz vor Verkeimung zu gewährleisten.

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Unterschiedliche Belüftungen

Die unterschiedlichen Feuchte-, Temperatur- und Nutzungsanforderungen im Schwaketenbad führten bei der Planung auch zur Einteilung des Innenraums in unterschiedliche Lüftungszonen mit verschiedenen Anforderungen. Grundlage dabei waren unter anderem die KDK-Richtlinien für den Bäderbau von 2013. Maßgeblich für die Auslegung der Lüftungsgeräte war die Ökodesign-Richtlinie 2009/125/EG. Um dem Anspruch an möglichst hoher Nachhaltigkeit zu entsprechen, kamen ausschließlich Lüftungsgeräte der Energieeffizienzklasse A oder A+ zum Einsatz. Die Wärmerückgewinnung erfolgt überwiegend über Plattenwärmetauscher, lediglich in den Umkleiden gibt es Rotationswärmetauscher, damit die Luft in diesen Bereichen auch an kalten Tagen als nicht zu trocken empfunden wird.

Viel gespart

Nahezu alle technischen Anlagen und Geräte sind über digitale Gebäudeautomationssysteme miteinander verknüpft. Geregelt und gesteuert wird das gesamte System über eine auf dem Server der Stadtwerke Konstanz installierten Leittechniksoftware, die wie ein virtuelles Techniknetz (Subnet) funktioniert. Zusätzlich ist fast das gesamte Dach mit Photovoltaik-Modulen belegt, die ebenfalls von den Stadtwerken Konstanz betrieben werden und in Summe 290 kWp erreichen. So ist es alles in allem möglich, etwa 171 Tonnen CO₂ Emissionen pro Jahr einzusparen, was etwa dem Verbrauch von 60 Pkw mit einer jährlichen Laufleistung von je 20.000 Kilometer entspricht. -tg

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Bautafel

Architektur: Behnisch Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Transsolar Energietechnik, Stuttgart (Energie- und Umwelt); L&P Beratende Ingenieure, Haar b. München (HLS); Fischer + Leisering Ingenieurgesellschaft, Konstanz (Tragwerk); Kurz und Fischer, Winnenden (Bauphysik); IFP Gerhard Weber & Partner, Argenbühl (Fassade); Schnell Ingenieure, Tuttlingen (Elektro); Behnisch Architekten mit FSA Architektengesellschaft, Stockach/Baden (Objektüberwachung); Behnisch Architekten, Stuttgart (Landschaftsarchitektur); Ockert und Partner, Stuttgart (Gebäudeleitsystem)
Bauherr*in: Bädergesellschaft Konstanz
Fertigstellung: 2022
Standort: Schwaketenstraße 35, 78467 Konstanz
Bildnachweis: David Matthiessen, Stuttgart


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