Supermarkt in Essen
Zechen- und Industriecharme beim Einkauf
Backstein, Stahl und Eisen – der Material- und Farbkanon des Edeka-Marktes Hundrieser in Essen mutet ungewöhnlich an. Das Design versteht das zuständige Büro von Kinzel Architecture als Reminiszenz an die Geschichte des Standortes und Essens als Ruhrpottstadt. Denn wo heute unter anderem Gemüse, Käse und Getränke in den Regalen liegen, bauten einst die Kumpel des Schachts Kronprinz Steinkohle ab.
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Das Familienunternehmen Hundrieser betreibt in der Region noch drei weitere Supermärkte. Bereits von außen macht der Neubau in der Aktienstraße, um den Inhaber Günter Hundrieser „viele Jahre gekämpft“ hat, das Leitthema der Gestaltung deutlich: Verkleidungen aus mattem, anthrazitfarbenem Blech mit klarer Linienführung umhüllen den Baukörper. Zwei markante, großzügig dimensionierte Windfänge mit breiten, kupferfarbenen Profilen markieren den Ein- und Ausgang des Marktes. Im Inneren liegt die Tragkonstruktion des Gebäudes offen und auch sämtliche gebäudetechnischen Leitungen und Schächte sind sichtbar belassen. Die Deckenhöhe beträgt beachtliche acht Meter.
Schwarz ist das neue Weiß
Die gesamte Bodenfläche des Marktes ist mit Fliesen in Betonoptik belegt. Wände aus braunen Ziegelsteinen, mattschwarze Metallprofile und Sichtbeton sind die weiteren prägenden Elemente. Fachwerkträger und angedeutete Bogenfenster erinnern an die Industriearchitektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Akzente setzen große Kupferbleche mit den Schriftzügen der verschiedenen Sortimentsbereiche, ergänzt um Piktogramme und abstrakte Grafiken.
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Die Rückwände der Fisch-, Fleisch- und Wursttheken sind mit Fliesen in Altholzoptik und Fenstern im Industrie-Look mit orangefarbenen Scheiben gestaltet, die den Hochöfen der Stahlindustrie und den Farben von geschmolzenem Stahl nachempfunden sind. Facettierte, schwarze Metrofliesen bekleiden hingegen die Wandscheiben und Stützen hinter der Käsetheke. Vom Planungsteam selbst entworfene schwarze Leuchten, deren Form eine minimalistische Übersetzung der charakteristischen Rohre und Schächte alter Industriefabriken darstellt, gliedern den Luftraum der hohen Halle. Die einzelnen Sortimentsbereiche werden zudem durch vertikale, zum Teil farbig hervorgehobene Leuchtstäbe akzentuiert.
Die dunkle Farbgebung des Marktes untermalt nicht nur die Industrie- und Bergbau-Szenerie. Besser als ein heller Hintergrund ermöglicht sie es, die bunten Produkte in Szene zu setzen. Anstelle von Lichtbändern kommen Strahler zum Einsatz, welche die Produkte punktuell erhellen und dadurch zum Leuchten bringen.
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Fliesen trotzen hoher Belastung
An den Bodenbelag so stark frequentierter Orte wie Supermärkte, wo zudem herunterfallende Lebensmittel oder nasses Schuhwerk für Rutschgefahr sorgen können, werden besonders hohe Anforderungen gestellt. Die Verantwortlichen entschieden sich dementsprechend für matte Feinsteinzeugfliesen in einer feinkörnigen Betonoptik. Die Keramik verfügt über die Rutschhemmklasse R10, in den Übergängen zu den Frischebereichen sogar über R11 und R12.
Die 30 x 60 x 1,4 cm großen, rektifizierten Fliesen wurden im schleppenden Läuferverband verlegt und hellgrau verfugt. Insgesamt bedecken sie eine Fläche von 2.822 Quadratmetern. Die Keramik ist mit einer werkseitigen Oberflächenveredelung versehen, die die Fleck- und Schmutzempfindlichkeit deutlich reduziert. Sie weist zudem eine hohe Beständigkeit gegenüber mechanischer Beanspruchung, Chemikalien, Verschleiß und Abrieb auf und ist damit besonders pflegeleicht.
Bautafel
Architektur: Kinzel Architecture, Schermbeck
Projektbeteiligte: Kinzel Project, Schermbeck (Ladenbau); Oktalite Lichttechnik, Köln (Beleuchtung); Hauser, Linz (Kühl- und Tiefkühlmöbel); Aichinger, Wendelstein (Kühltheken)
Bauherr*in: Hundrieser, Essen
Fertigstellung: 2020
Standort: Aktienstrasse 42, 45359 Essen
Bildnachweis: Guido Leifhelm (Fotos); Kinzel Architecture (Grundriss)