Larissa Fassler. Viewshed
Distanz Verlag, Berlin 2022
336 Seiten, 150 Farbabbildungen
Hardcover 24 x 32 cm
Preis: 44 EUR
ISBN 978-3-95476-435-8
Umherlaufen, sich umschauen und zurechtfinden, messen und zählen, hinhören und mithören – die Künstlerin Larissa Fassler verbringt viel Zeit an geschäftigen, öffentlichen Plätzen, bevor sie ihre Beobachtungen in Zeichnungen, Gemälde und Modelle einfließen lässt. Einige ihrer Arbeiten der letzten 15 Jahre sind in dem Buch Viewshed (zu Deutsch: Sichtfeld) zu sehen, begleitet von Essays und einem Interview mit der Künstlerin.
Zwischen den dicken Graupappedeckeln des schweren Buchs versuchen Fiona Shipwright, Karen Till, Shauna Janssen, Chris Blache, Pascale Lapalud und Nicole Burisch sowie die Herausgeberin Diana Sherlock in Worte zu fassen, was die Arbeitsweise von Larissa Fassler und die Orte ihrer kartografischen Kunst ausmacht. Sie beschäftigte sich in der Vergangenheit bereits unter anderem mit dem Gare du Nord und der Place de la Concorde in Paris, dem Columbus Circle in New York City, dem Taksim-Platz in Istanbul sowie dem Alexanderplatz und dem Kottbusser Tor in Berlin. Im Stadtraum fertigte sie Skizzen und Notizen an, die sie später zum Beispiel in mehrstufigen Prozessen überlagerte und mit weiterem Bild- und Textmaterial anreicherte oder in raumgreifende Nachbauten der Fassaden, Bahnhofshallen und Untergrundstationen übertrug.
Auf den Seiten wechseln sich die in Deutsch, Englisch und Französisch abgedruckten Texte mit Ausstellungsfotos und Detailaufnahmen der Werke ab. Genau hinsehen lohnt sich: In ihren Kotti-Kartierungen beispielsweise sammeln sich vor der grauweißen Ansicht des Neuen Kreuzberger Zentrums all die anderen bunten Elemente, die ebenfalls Teil der platzumschließenden Fassaden sind: Logos von Geschäften, Reklametafeln, Hinweisschilder, Graffitis und Aufkleber. Dazwischen sind zahlreiche Notizen zu finden, die Auskunft geben über das Geschehen auf Straßen und Gehwegen und darüber, was der Künstlerin zu Ohren gekommen oder in die Nase gestiegen ist. Hinzu kommen Hinweise auf Larissa Fasslers subjektives Maßsystem: Sie nutzt ihre Körpergröße, Hände und Arme etwa dazu, um die Dimensionen von Treppenstufen anzugeben. Als Grundlage für das Graupappemodell des U-Bahnhofs Berlin-Alexanderplatz griff sie hingegen auf ihr Schrittmaß zurück, um in schier endlosen Begehungen die zahlreichen Tunnel, Bahnsteige und Zwischenebenen zu erfassen und schließlich nachbauen zu können.
Die Arbeiten zeigen die Grenzen architektonischer Darstellungen auf, wie sie in Planungsbüros entstehen und bei Wettbewerben und Präsentationen vorgelegt werden. Die Fassaden werden überlagert, die Gebäude benutzt von den Menschen in den Städten. Damit mögen die Arbeiten Larissa Fasslers Anhaltspunkte für Architekturschaffende sein, genau hinzusehen und zu reflektieren, welche Maßstäbe sie anwenden und was oder wen sie in ihren Plänen weglassen.
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