Erweiterung des Landratsamtes Heilbronn
Variierende Fassadenelemente bilden Strichcode
Ein lang gestreckter, viergeschossiger Riegel mit krönendem Würfel erweitert das Landratsamt Heilbronn und vereint verschiedene Ämter unter einem Dach. Der Neubau schließt den Block an der Lerchenstraße im Norden und bildet mit dem Bestand einen weitgehend geschlossenen Innenhof zur Nutzung durch die Mitarbeiter. Zur Straßenkreuzung gerichtet ist ein mit insgesamt elf Geschossen weithin sichtbarer Gebäudekopf. Dieser ist als Kubus über einem zurückgesetzten, gläsernen Zwischengeschoss ausgebildet und hebt sich zudem über schmalere Fassadenbänder vom langen Riegel ab.
Gallerie
Der neue Haupteingang ist durch eine hervortretende, rote Rahmung auffallend markiert. Er liegt im mittleren Bereich des Riegels an der Lerchenstraße und bildet so den Kreuzungspunkt der Erschließungsachsen von Alt- und Neubau. Von hier aus sind die verschiedenen Ämter erschlossen, deren Büros als Einzel- und Doppelzimmer an einem Mittelflur angeordnet sind. Belichtet wird dieser über Oberlichter in den Trennwänden und raumhohe Fenster an den Schmalseiten. Kräftige Blau-, Orange- und Rottöne setzen Akzente, offene Besprechungsräume und Wartebereiche rhythmisieren die langen Flure. Im Erdgeschoss befindet sich das Gesundheitsamt mit hohem Besucheraufkommen, im obersten Turmgeschoss das Forstamt mit vergleichsweise geringer Öffentlichkeit.
Die haustechnischen Anlagen für die Behörde wurden anhand simulierter Temperatur- und Tageslichtverläufe optimiert. Der Neubau ist mit einer Betonkernaktivierung, nach Himmelsrichtung differenzierten Verglasungen, Sonnenschutzlamellen und einer hochgedämmten Hülle ausgestattet. Die thermisch aktivierten Betondecken kühlen mit Grundwasser aus 60 m Tiefe die Innenräume im Sommer und stellen die Grundwärme im Winter zur Verfügung. Eine Photovoltaikanlage auf dem begrünten Dach deckt den zusätzlichen Strombedarf.
Fassade
Die Fassaden sind gegliedert durch horizontal verlaufende,
silberfarbene Aluminiumpaneele und Fensterbänder, die durch eine Vielzahl
unterschiedlicher Elemente unterbrochen sind. Dazu gehören
feststehende transparente und opake Verglasungen, Aluminiumpaneele
mit integrierten Lüftungsflügeln, vorgelagerte Schallschutzlamellen
und geschlossene Bereiche mit feststehenden Lamellen in
unregelmäßigem Wechsel. So entsteht eine lebendige Fassade, deren
überwiegend vertikalen und teilweise farbigen Elemente an einen
Strichcode denken lassen. Die beiden unteren Geschosse des Riegels
sind durch geschossübergreifende Fassadenelemente zu einer Einheit
zusammengefasst.
Die Seitenflächen der Schallschutzelemente haben vier Farbtöne von Zitronengelb bis Apfelgrün erhalten. Mit dem Blickwinkel des Betrachters verändert sich die Fassade, erscheint frontal betrachtet zweidimensional, in Silber und Grau. In der Bewegung gewinnt sie an Tiefe und Farbigkeit: Zum einen werden die Farben von einer Gebäudeecke zur anderen fließend heller bzw. dunkler, zum anderen verdichtet sich die Farbigkeit mit der wachsenden Anzahl der Schallschutzelemente von Westen nach Osten, wo ein erhöhtes Verkehrsaufkommen dies erforderlich macht.
Die perforierten Schallschutzlamellen vor den Öffnungsflügeln zur vielbefahrenen Lerchenstraße sind luftdurchlässig und wirken schallabsorbierend. Sie stehen mit festverglasten Fassadenelementen im Wechsel. Die waagerechten Lamellen werden als zeitgemäßes Ornament interpretiert und finden sich auch im Bereich der massiven Außenwände. Ihr Erscheinungsbild entspricht den Sonnenschutzlamellen, sodass der Würfel bei heruntergefahrenen Raffstores eine homogene Fassade erhält.
Der aufgesetzte Würfel erstrahlt bei Nacht über LED-Bänder im
Bereich des Sockels in blauem Licht. Auch in die Rahmen der
Schallschutzlamellen sind LED-Spots integriert, sie beleuchten die
zweigeschossigen Fassadenelemente grün. Weitere Hochleistungs-LEDs
in einer Entfernung von etwa 30 cm sorgen für die Ausleuchtung der
Konturen und eine dreidimensionale Wirkung der Fassade. So prägt
das neue Amt das Stadtbild und wird zum weit sichtbaren
Wahrzeichen. -us
Bautafel
Architekten: Hascher Jehle Architektur, Berlin
Projektbeteiligte: Drees & Sommer, Stuttgart (Projektsteuerung); K + K Ingenieurgesellschaft, Heilbronn (Bauleitung); Manfred Glaser, Obersulm-Eschenau (Statik); IB Pfähler + Rühl, Neckarsulm (HLK-Planung); Heimo Herbel, Neckarsulm (Elektroplanung); GN-Bauphysik Finkenberger + Kollegen, Stuttgart (Bauphysik und Akustik), Schöpfung bewahren e.V., Pfaffenhofen (Betreiber PV-Anlage)
Bauherr: Landkreis Heilbronn
Fertigstellung: 2010
Standort: Lerchenstraße 40, 74072 Heilbronn
Bildnachweis: Svenja Bockhop, Berlin
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