Wohnhaus in Oberelchingen

Schnörkelloser Sichtbetonbau

Auf geschichtsträchtigem Baugrund hat sich der Architekt Frank Jüttner sein Wohnhaus errichten lassen. Hier in Oberelchingen, einem Ortsteil der schwäbischen Gemeinde Elchingen, befand sich einst der Garten des 1120 gegründeten Benediktinerklosters St. Peter und Paul. Vom Kloster sind heute nur noch in paar Gebäude sowie Teile der historischen Mauer erhalten. An Letztere grenzte der Klostergarten südlich an. Lange Zeit vernachlässigt, gab ihn die Gemeinde schließlich als Baugebiet für drei Einfamilienhäuser frei. Eins davon entwarf der Architekt als kantigen Sichtbetonbau für sich und seine Familie.

Das Haus besteht aus einem unbeheizten, unteren Gebäudeteil und einem oberen, beheizten Wohntrakt
Aufgrund der Hanglage verschwindet der rückwärtige Gebäudebereich zu einem Großteil im Erdreich
Eine Betontreppe führt vom Straßenniveau zum Wohnhaus

Den thermischen Bedingungen folgend, verteilte Jüttner das Raumprogramm auf zwei Baukörper: Einen unteren, unbeheizten mit Garage und Keller sowie einen oberen, beheizten Wohntrakt. Aufgrund der steilen Hanglage verschwindet die nördliche Rückseite beider Gebäudeteile zu einem Großteil im Erdreich – dafür ist das Garagendach im Süden als Terrasse nutzbar. Parallel zur Garage führt eine Außentreppe vom Straßenniveau hinauf zum zweigeschossigen Wohnhaus. Im Erdgeschoss sind die Schlafräume und ein Büro angeordnet, außerdem einige Nebenräume. Ein Geschoss darüber befinden sind das großzügige Wohn- und Esszimmer mit halb offener Küche und Balkon sowie eine Bibliothek. Raumhohe Glasfronten lassen viel Licht herein und erlauben weite Ausblicke in die Umgebung. Vor zuviel Sonne schützen auskragende Betonscheiben über den Glastüren der Südfassade.

Beton
Beide Baukörper sind Betonkonstruktionen, denen ein einheitliches Raster von 2,70 Meter zugrunde liegt. So konnten für die Sichtbetonfassaden ganze Schalplatten verwendet werden. Um eine gleichmäßige, fast samtige Betonoberfläche zu erzielen, belegte man die standardmäßige Stahlrahmenschalung zusätzlich mit melaminharzbeschichteten Mehrschichtsperrholzplatten, die anstatt sie zu ölen, von Hand gewachst wurden. Die Schalungsfugen sind mit Eckdichtungen ausgeführt, die Oberfläche des Betons selbst blieb unbehandelt.

Innenseitig sind die Wände mit Calciumsilikat-Platten gedämmt, verputzt und weiß gestrichen. Einen warmen Kontrast zu den weißen und grauen Flächen bilden die Terrassen- und Balkonbodenbeläge, die Tür- bzw. Fensterrahmen sowie die eigens für das Haus entworfenen Möbel aus geölter Eiche.

Bautafel

Architekt: Frank Jüttner, Oberelchingen
Projektbeteiligte: Wolfgang Fromm, Ulm (Tragwerksplanung); Günter Urban, Unterbechingen (EnEV-Nachweis); Martin Peck, Betonmarketing Süd, Ostfildern (Beratung Sichtbeton); Peri, Weißenhorn (Schaltechnik); Werner Rothenbacher, Schwenk Zement, Ulm (Betonzusammensetzung)
Bauherr: Frank Jüttner, Oberelchingen
Standort: Napoleonweg, Oberelchingen
Fertigstellung: 2014
Bildnachweis: Florian Holzherr, Gauting

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Gestaltungsfugen an der rückseitigen Fassade des Auditoriums in Santa Cruz auf Teneriffa

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Fugen

Fugenausbildung bei Sichtbeton

Glatte Betonoberflächen entstehen durch eine nicht saugende Schalhaut. Beispiel: Mercedes-Benz -Museum in Stuttgart von Ben van Berkel und Carolin Bos (UN Studio)

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Oberflächen

Glatte Oberflächen

Betonoberfläche bei Verwendung einer saugenden Schalhaut

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Schalungen

Schalhaut und Oberflächenstrukturen

Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart; Architekten: UN Studio

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Betonarten

Sichtbeton

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