Wohngebäude Walden 48 in Berlin

Graugrüner Schiefer für sechsgeschossigen Holzbau

Der Wohnungsbedarf in den zentralen Berliner Bezirken ist nach wie vor groß. Das gemeinschaftliche Bauprojekt Walden 48 nach Plänen von Scharabi Architekten in Arbeitsgemeinschaft mit Anne Raupach ist ein gelungenes Beispiel für qualitätvolles und verdichtetes innerstädtisches Wohnen. Der kompakte, lang gestreckte Baukörper sitzt gegenüber dem Volkspark Friedrichshain an der stark befahrenen Landsberger Allee.

Der kompakte, lang gestreckte Baukörper tritt mit seiner dunklen grüngrauen Schieferfassade über einer in der Höhe ansteigenden, rötlichbraunen alten Ziegelmauer hervor.
Hinter der verwitterten Begrenzung, die gen Westen auf mehrere Meter hin ansteigt und dort von Efeu überwuchert wird, sitzt der zweigeschossige holzbekleidete Sockel.
An den nach Süden gerichteten, tiefen Loggien zum parkähnlichen Friedhofsgelände wird die Schottenbauweise ablesbar.

Mit seiner dunklen, grüngrauen Schieferfassade tritt er über einer in der Höhe ansteigenden, rötlichbraunen alten Ziegelmauer hervor, zu der er in einem spannungsvollen Kontrast steht. Das denkmalgeschützte Bauwerk begrenzte einst den Georgen-Parochial-Friedhof, der vor Jahrzehnten verkleinert wurde.

Sechs Geschosse in Holz

Die Konstruktion des sechzig Meter langen, sechsgeschossigen Wohngebäudes ist ungewöhnlich – es handelt sich um einen Holzbau. Das nachhaltige Baumaterial ist allgegenwärtig, ob an den Fassaden, in den gemeinschaftlich genutzten Bereichen oder den insgesamt 43 Wohnungen.

Auch die verwitterte Begrenzungsmauer, die gen Westen auf mehrere Meter hin ansteigt und dort von Efeu überwuchert wird, steht vor einem zweigeschossigen holzbekleideten Sockel. Der an der Nord- und Westseite von Schiefer verhüllte Wohnriegel darüber erscheint wie losgelöst. An der Schauseite zur Straße variieren die Fenster, einige sind breiter und treten aus der Fassadenebene hervor.

An den tiefen Loggien zum parkähnlichen Friedhofsgelände im Süden wird die Schottenbauweise ablesbar. Diese ruhige, sonnige Seite ist ebenso wie das Staffelgeschoss mit einer naturbelassenen Lärchenschalung versehen. Unterbrochen wird diese durch die Decken der Loggien, was den notwendigen Brandschutz gewährleistet.

Massivholz und Holz-Beton-Verbund

Mit 7.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche ist das Gebäude ab der Kellerdecke weitestgehend in Massivholzbauweise errichtet. Auch die Aufzugsschächte und sämtliche Treppenläufe sind aus Massivholz. Die Geschossdecken sind als Holz-Beton-Verbunddecken ausgeführt. Lediglich die Treppenhaus- und Brandwände sind aus Stahlbeton. Die Außenwände sind hochwärmedämmend (mit Holzfaserdämmung) in Holzrahmenbauweise ausgeführt. Aus Gründen des Schallschutzes ist das Ständerwerk straßenseitig zweischichtig konzipiert.

Tiefe Räume, flexible Grundrisse

Eine Deckenspannweite von 7,20 Meter und bis zu 13 Meter tiefe Räume ermöglichen flexible Grundrisse, die nach individuellen Vorstellungen realisiert wurden. Eine Dachterrasse wird gemeinschaftlich genutzt. Im Erdgeschoss sind Gemeinschaftsräume und Maisonettes untergebracht. Das Kellergeschoss dient auch als Fahrradparkhaus.

Graugrüne Schiefer als gezogene Deckung
Die graugrünen Schieferplatten haben ein Format von 25 x 40 Zentimeter und stammen aus Spanien. Sie sind als gezogene Deckung verlegt und auf einer Rauspundschalung vernagelt, mit einer dazwischenliegenden Unterspannbahn (Abb. 23). Durch die hölzerne Unterkonstruktion dahinter entsteht eine Hinterlüftungsebene. Regelmäßig angeordnete Brandriegel verhindern innerhalb dieser Ebene einen möglichen Kamineffekt im Falle eines Brandes.

Ausgehend von den Naturbaustoffen Schiefer und Holz entwickelten die Architektinnen ein Farbkonzept für sämtliche Metallbauteile wie Geländer, Fassadenbleche sowie die Aluprofile der Fenster. Die Fenster an der Nord- und Westfassade sind Holz-Aluminiumkonstruktionen; meist handelt es sich um Doppelkastenfenster. Die aus der Schieferfassade hervortretenden Rahmen umfassen eine große Festverglasung und einen kleinen Öffnungsflügel. Auf der Innenseite bilden sie mit tiefen Holzlaibungen eine Sitznische.

Markisen an der Sonnenseite

An der Südseite öffnen sich bodentiefe, lasierte Holzfenster zu den Loggien. Vor Überhitzung schützen schienengeführte Senkrechtmarkisen in der äußersten Fassadenebene. In geschlossenem Zustand erzeugen sie sehr private Freiräume, die vor Einblick schützen, Aussicht aber zulassen. Durch das variable Spiel des Sonnenschutzes entsteht ein lebendiges Fassadenbild.

Der Bauprozess ließ sich durch die sichtbar belassene Holzkonstruktion vereinfachen und beschleunigen. Auf Gipsbekleidungen (also „Kapselung” aus Gründen des Brandschutzes) wurde verzichtet – die Konstruktion ist auf Abbrand bemessen. Durch die energieeffiziente Holzbauweise und ein nachhaltiges Energiekonzept inklusive Erdwärmepumpe wird der KfW 55-Standard erreicht. Das Gebäude wurde als Finalist beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur 2021 ausgezeichnet. -us

Bautafel

Architektur: Scharabi Architekten in Arbeitsgemeinschaft mit Anne Raupach, Berlin
Projektbeteiligte: Rubner Holzbau, Obergrafendorf, Österreich
Bauherrschaft: Baugemeinschaft Walden 48
Fertigstellung: 2020
Standort: Landsberger Allee 48, 10249 Berlin
Bildnachweis: Jan Bitter, Berlin

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